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Ries: Hochwasser oder "schöner Landregen"? Wie Experten die Wetterlage einordnen

Ries

Hochwasser oder "schöner Landregen"? Wie Experten die Wetterlage einordnen

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    Nach Regenfällen im Winter und einer vorhergehenden Schneeschmelze sind die Wörnitzauen oft überflutet. Im Zentral- und Nordries, wie hier bei Lochenbach, und im benachbarten Mittelfranken ist die Wörnitz an vielen Stellen über die Ufer getreten.
    Nach Regenfällen im Winter und einer vorhergehenden Schneeschmelze sind die Wörnitzauen oft überflutet. Im Zentral- und Nordries, wie hier bei Lochenbach, und im benachbarten Mittelfranken ist die Wörnitz an vielen Stellen über die Ufer getreten. Foto: Gerhard Amslinger

    Der Winter ist lange nicht mehr so schneereich gewesen – zumindest fühlt es sich so an. Kinder und Junggebliebene freuten sich in den zurückliegenden Monaten darüber, Schneemann, Schneefrau oder Iglu längere Zeit zu betrachten. Schlitten oder Langlauf-Equipment wurden gleich mehrmals aus der Garage gezerrt. Ausreichend Niederschläge also, könnte man nach dem Schnee meinen, gefolgt von viel Regen und deutlich sichtbar auch an den Überschwemmungen an der Wörnitz oder der vollen Eger. Reicht das nun, um die Grundwasserspeicher wieder zu füllen? Oder sind die Niederschläge gar nicht stärker ausgefallen als in den Jahren zuvor?

    Niederschläge im Ries bleiben in etwa auf dem gleichen Niveau

    Tatsächlich ist nicht nur der Blick auf die Zahlen aufschlussreich, sondern auch die Einschätzungen zweier Experten. Laut Wetterkontor lag im Ries die Summe der Niederschläge im Januar 2021 bei 39,1 Liter pro Quadratmeter. Als Beispiel dienen in nachfolgender Betrachtung die Niederschlagsmengen aus der Gemeinde Reimlingen. Im Januar 2020 fielen gerade mal 16,3 Liter pro Quadratmeter. Dafür waren der Dezember 2019 mit 43,3 Liter und der Februar mit 98,3 Liter pro Quadratmeter deutlich niederschlagsreicher. In Summe waren die Mengen aus den zurückliegenden drei Wintermonaten (84,5 Liter) aber ähnlich wie im Vorjahreszeitraum (86,9 Liter).

    Betrachtet man die Januar-Niederschläge der letzten 20 Jahre, so ergibt sich ein Mittelwert von 46 Litern pro Quadratmeter. Im Vergleich mit diesen Wetterdaten zeigt sich also: Unser Gefühl täuscht uns. Der Niederschlag dieses Winters liegt unter dem Mittelwert der vergangenen Jahre.

    Diese Berechnung deckt sich außerdem mit der Einschätzung von Karlheinz Götz, Kreisobmann des Bauernverbands. Ihm zufolge sind die Niederschlagsmengen ähnlich wie der der Vorjahre, auch wenn es sich anfühle, als sei es schon länger „sehr nass“. Die Niederschläge kämen aktuell Wälder und Wiesen zu Gute. Auch wenn es Überschwemmungen gebe, sei das Wasser wichtig, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen. Schnee sei besonders gut, „weil er ganz langsam wirkt“, erklärt Götz. Weil er langsam schmelze, werde er vom Boden besser als plötzlicher Regen aufgenommen. In der Region gebe es noch eine Besonderheit, sagt Götz: „Wir haben im Ries das Glück, dass die Böden das Wasser gut speichern, bis auf die sandigen Bereiche in Schmähingen.“ Gemeint sind die fruchtbaren Lößböden.

    Bernd Hauber, Rieswasser: "Schnee ist das Beste für das Grundwasser"

    Werkleiter Bernd Hauber nennt das Wetter aktuell „schönen Landregen“. Während die einen also von Überschwemmungen reden, ist die Sicht der Bayerischen Rieswasserversorgung doch deutlich positiver einzuordnen. Je mehr Niederschlag aktuell falle, desto besser werden die Wasserreservoirs wieder gefüllt. Ähnlich wie Götz sagt auch Hauber: „Schnee ist das Beste für das Grundwasser“. Die Böden könnten die Feuchtigkeit so nach und nach aufnehmen, der Grundwasserpegel steigt. Besser noch als Schnee im Winter sei jedoch ein „schöner Landregen im Sommer“, weil genau dann der Wasserbedarf am höchsten ist. „Aber was im Winter reinkommt, ist schon mal im Boden drin“, sagt Hauber. Das sei auch deshalb gut, weil das Grundwasser in den vergangenen zehn Jahren eine „abfallende Tendenz“ hatte. Hauber fügt allerdings hinzu, dass es sich im Ries nicht um eine besorgniserregende Entwicklung handle.

    Einige Straßen sind wegen Überschwemmungen gesperrt

    Auch wenn die Überflutungen zu gesperrten Straßen im Nordries oder den beiden Kreisstraßen zwischen Alerheim und Rudelstetten sowie Bühl und Wörnitzostheim führen, so haben sie doch etwas Gutes: Schön anzusehen sind sie immer wieder. Alerheims Bürgermeister Christoph Schmid will aktuell bestenfalls von Überschwemmungen, nicht von einem Hochwasser sprechen. Viel lieber schwärmt er von der vorübergehenden Seenlandschaft in seiner Gemeinde, geschaffen durch die ausufernde Wörnitz, unter anderem zu sehen mit Blick Richtung Wennenberg.

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