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RN-Oldtimerserie (4): Dieser Mann aus Dürrenzimmern hat 62 alte Traktoren in seinen Hallen

RN-Oldtimerserie (4)

Dieser Mann aus Dürrenzimmern hat 62 alte Traktoren in seinen Hallen

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    Insgesamt stehen 62 Schlepper in den Hallen des 56-jährigen Fritz Wiedemann aus Dürrenzimmern. Der Oldtimer-Fan schätzt seine Lanz-Bulldogs am meisten, er war schon immer Fan.
    Insgesamt stehen 62 Schlepper in den Hallen des 56-jährigen Fritz Wiedemann aus Dürrenzimmern. Der Oldtimer-Fan schätzt seine Lanz-Bulldogs am meisten, er war schon immer Fan. Foto: Lisa Gilz

    Alte Autos zu restaurieren, ist nicht einfach nur ein Hobby. Es gibt Menschen, die leben für ihre Oldtimer, investieren jede Menge Zeit und pflegen ihre automobilen Schätze wie junge Mütter ihre Neugeborenen. Ölwechsel statt Windelwechsel quasi, Liqui Moly statt Pampers. In unserer neuen Serie wollen wir solche Menschen vorstellen und schildern, wie ihre Fahrzeugleidenschaft aussieht. Nach den ersten drei Folgen aus Heuberg, Grosselfingen und Ehringen geht es diesmal nach Dürrenzimmern.

    Nicht jeder Schlepper ist ein Bulldog, aber jeder Bulldog ist ein Schlepper

    Bulldog. Ein Begriff der geläufig als Synonym für Traktor oder Schlepper benutzt wird. Ursprünglich entstand der Begriff, weil der erste Lanz-Schlepper, der in Mannheim gebaut wurde und damit der erste Traktor war, der in Deutschland produziert wurde, von vorne an eine Bulldogge erinnerte. Der Name, der eigentlich für die Marke Lanz vorbehalten war, setzte sich bis heute als Bezeichnung für Traktoren durch, obwohl seit 1957 das Original nicht mehr produziert wird und nur noch als Oldtimer existiert. 37 Lanz Bulldogs aus verschiedenen Jahrzehnten befinden sich in der Obhut von Fritz Wiedenmann in Dürrenzimmern. Obhut, weil der 56-jährige Oldtimer-Fan sich fürsorglich um die alten Schlepper kümmert.

    Angefangen hat die Leidenschaft für Wiedenmann, als er noch ein Kind war. Sein Vater hätte für seine Begeisterung den Grundstein gelegt, erzählt er. Das war 1957, als die Familie für den landwirtschaftlichen Betrieb einen Bulldog der Marke Lanz kauft. „Als Junge wusste ich schon, dass ich irgendwann meinen eigenen Lanz haben möchte“, sagt der Dürrenzimmerner. Er hätte mit der Umsetzung des Vorhabens erst einmal klein angefangen. Sein erster „eigener Traktor“ sei ein Lanz Spielzeug-Bulldog gewesen, erzählt Wiedenmann schmunzelnd, während er sich in seiner Oldtimerhalle umschaut. Dass er einmal 37 verschiedene Lanz-Schlepper haben würde, hätte er nicht gedacht. Hinzu kommen die anderen 25 Oldtimer-Traktoren, zum Beispiel von der Marke Hanomag.

    Dürrenzimmern: Einmal im Jahr fährt Wiedenmann alle Oldtimer aus den Hallen

    Für seine Leidenschaft hat Wiedenmann selbst drei Hallen in Dürrenzimmern errichtet. Alle auf einem Areal neben seinem Haus. Der Stadel, der direkt am Hof liegt, wurde von ihm ebenfalls ausgebaut. Die Schlepper stehen, wie Kühe im Stall, nebeneinander in den Räumlichkeiten und warten darauf, aus ihrem „Winterschlaf“ zu erwachen. Einmal im Jahr werden alle 62 Stück aus den Hallen gefahren, dafür nimmt sich der Oldtimer-Fan drei Tage im August Zeit.

    Wenn das passiert, dann prüft Wiedenmann auch gleichzeitig, ob alles noch läuft. Damit alle Schlepper auch fahren, hat er auch schon bis in die Nacht an ihnen geschraubt. Er hätte in seinen rund 35 Jahren Oldtimererfahrung schon einige „Leichen“ wieder zum Leben erweckt und in seine Sammlung aufgenommen. Den handwerklichen Teil des Hobbys hätte er zum größten Teil vom Vater gelernt oder sich selbst beigebracht.

    Lanz-Bulldogs hätten einen besonderen Klang, sagt der Oldtimer-Fan

    Am glücklichsten ist Wiedenmann, wenn er einen der Lanz-Bulldogs fahren kann, die hätten einen einzigartigen Klang. „Das knallt, wenn ich zum Beispiel unterm Deininger Tor durchfahre“, schwärmt der Lanz-Experte von vergangenen Fahrten. Besonders gern hat er seinen Lanz Eil-Bulldog mit Cabrio-Verdeck. Der ochsenblutrote Bulldog hebt sich allein durch die Farbe von den petrolfarbenen und grünen Lanz Schleppern ab. Insgesamt sieht der Bulldog schon fast aus wie ein Auto, nur mit unterschiedlich großen Reifen und dem nach oben gelegten Auspuff.

    Seine Sammlung zu verkaufen oder sich von einem Schlepper zu trennen, kann sich der 56-Jährige nicht vorstellen. Allein die Tausende Stunden, die er an den Schleppern gearbeitet hat, wären dafür ein Grund. Auch die Pandemie, in der kaum Oldtimertreffen stattgefunden haben, hätten an der Einstellung nichts ändern können, sagt Wiedenmann. „Ach, ich bin Optimist. Auch wenn heuer vielleicht wieder nichts stattfindet, dann spätestens nächstes Jahr.“ Unter anderem freut er sich auf den 100-jährigen Geburtstag der Marke Lanz. Dafür würde er auch seinen ältesten Lanz-Bulldog von 1924 aufladen und nach Mannheim zum John Deere-Werk fahren, die Mitte der 50er die Marke Lanz übernommen haben. Als Lanz-Experte hat er zu dem Werk einen guten Draht.

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