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RN-Oldtimerserie (2): Grosselfinger findet: „Jedes Auto hat eine eigene Seele“

RN-Oldtimerserie (2)

Grosselfinger findet: „Jedes Auto hat eine eigene Seele“

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    Roland Groß mit seinem International Harvester Six-Speed Special. Den Bus aus dem Baujahr 1923 gibt es weltweit nur noch in der Grosselfinger Garage des Oldtimerliebhabers.
    Roland Groß mit seinem International Harvester Six-Speed Special. Den Bus aus dem Baujahr 1923 gibt es weltweit nur noch in der Grosselfinger Garage des Oldtimerliebhabers. Foto: Lisa Gilz

    Alte Autos zu restaurieren, ist nicht einfach nur ein Hobby. Es gibt Menschen, die leben für ihre Oldtimer, investieren jede Menge Zeit und pflegen ihre automobilen Schätze wie junge Mütter ihre Neugeborenen. Ölwechsel statt Windelwechsel quasi, Liqui Moly statt Pampers. In unserer neuen Serie wollen wir solche Menschen vorstellen und schildern, wie ihre Fahrzeugleidenschaft aussieht. Nach unserer ersten Folge aus Heuberg geht es nun nach Grosselfingen.

    Die Werkstatttür öffnet sich und eine Glocke klingt. In dem Raum fällt der Blick zuerst auf ein dunkelblaues Cabriolet mit weißen Ledersitzen. Hinten ist ein altmodischer Koffer auf das Heck geschnallt. Auf der Motorhaube glitzern silbern die Buchstaben und bilden das Wort „Triumph“. Dieser Anblick hat es Roland Groß 1972 angetan, als er den Triumph TR4 kaufte und damit seine OldtimerSammlung begann. Heute hat der Grosselfinger aber nicht nur diesen Triumph in seiner Werkstatt stehen. Seine größten Schätze sind ein Bus und ein Motorrad.

    Die Oldtimer-Fan aus Grosselfingen sagt: "Jedes Auto hat eine eigene Seele"

    Zur Rechten des Cabriolets steht ein weinrotes Auto. Es erinnert etwas an die 20er-Jahre-Filme, in denen sich Ganoven auf das Trittbrett des Fluchtwagens stellen konnten. Der „Praga“ mit dem Baujahr 1928 ist ein tschechisches Modell, das Groß zeitweise auch für Hochzeiten anbot. Macht man ein paar Schritte nach links, sieht man einen petrolfarbenen Traktor. Ein Bulldog der Marke Lanz, gebaut 1935. Auch hier findet sich ein alter Lederkoffer hinter den Fahrersitz geschnallt. „Hier ist er nicht nur Deko, sondern eine Art Werkzeugkoffer“, sagt Groß.

    Während er für die Oldtimer nur vor die Haustür gehen muss, fehlen dem Grosselfinger die Oldtimertreffen und der Austausch mit Gleichgesinnten in der Pandemie. Eins will Groß unbedingt klarstellen: „Du brauchst eine Frau, die dich unterstützt und Freunde in der Szene, sonst läuft es nicht.“ Freunde die helfen, wenn man selbst vielleicht nicht weiter weiß, sind das A und O für einen Sammler wie ihn. „Man muss seine Fahrzeuge verstehen. Jedes Auto hat eine eigene Seele“, sagt er. Groß liebt alle seine Oldtimer, aber besonders stolz ist er auf den grünen Omnibus, der im hinteren Teil der Garage steht.

    Der grüne Omnibus ist weltweit der einzige bekannte, der noch existiert

    Der „International Harvester Six-Speed Special“ oder auch IHC genannt, ist weltweit der einzige bekannte, der noch existiert. Groß hat selbst 25 Jahre Erfahrung als Reisebusfahrer. Begeistert erzählt er, dass der Bus ursprünglich 1923 in Chicago gebaut wurde, mit dem Zweck, ihn in England zu benutzen. Dort wurde er dann für Fahrten zwischen London und Brighton benutzt. Deshalb sei das Lenkrad auch auf der rechten Seite. In Groß’ Besitz kam der Bus 1988.

    Für das Unikat hat der Sammler, wie auch für jedes andere Fahrzeug, eine passende Uniform. Wenn er die Oldtimer fahre, wolle er das nicht in Alltagskleidung machen. Seine Frau würde ihn dann immer als Verwandlungskünstler bezeichnen, denn Groß schlüpft in Zylinder und Frack, in eine alte Busfahrer-Uniform oder in die Lederklamotten für eine Fahrt auf seiner Harley Davidson. Das camouflagegrüne Motorrad ist nach dem Bus wohl das Fahrzeug, das er am liebsten mag. Die Maschine von 1925 hat noch den Originalbeiwagen. Seine Frau konnte der Sammler allerdings noch nicht davon überzeugen, mitzufahren.

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