St. Blasius ist eine der ältesten Kirchen in der Region. Ein hölzerner Vorgängerbau der heutigen Kirche wurde bereits um 650 errichtet, um 750 dann unter Verwendung römischer Suevit-Quader, die noch im heutigen Bauwerk enthalten sind, die erste Steinkirche erbaut. Diese wurden auch weiter verwendet, als um 1100 die romanische Kirche neu gebaut wurde. Um 1300 entstand dann der gotische Chor, im Zuge dessen der bisherige Turm abgebrochen und durch einen neuen ersetzt wurde. Die untere Hälfte des neuen Turmes hat seine mittelalterliche Gestalt bewahrt. Obwohl er 1561 ausgebessert wurde, stürzte der Turm 1611 ein.
Daraufhin wurde der untere Teil in der bisherigen Form wieder aufgemauert, bekam aber die markante achteckige Turmhälfte aufgesetzt. In die „Laterne“ unter der Turmspitze wurden zwei Schlagglocken gehängt, mit deren Hilfe der Türmer die Stundenviertel schlagen musste. Apropos Türmer: Auch heute ist die ehemalige Wohnung der Türmer zum großen Teil noch vorhanden. Sie liegt oberhalb der Glockenstube, in der imposante Glocken aus dem frühen 13. und aus dem 15. Jahrhundert hängen.
Die Türmerwohnung wurde im Zuge einer gründlichen Sanierung im Jahr 1908 für obsolet erklärt, weil damals die Uhr eingebaut wurde und somit die Institution Türmer überflüssig machte. Zwar nicht mehr von Türmern, aber von etlichen Kirchendienern soll die Wohnung in luftiger Höhe danach noch zusammen mit ihren Familien genutzt worden sein. Heute eine unglaubliche Vorstellung, in dieser Höhe, in dieser Enge, völlig ungesichert.
Doch ein rostiger Holzherd im Treppenhaus, auf dem sogar noch ein Kochtopf steht und ein im wahrsten Wortsinn aussichtsreiches Turmzimmer mit ovalem Tisch, Stühlen und einem verstaubten, zerfledderten „Gästebuch für Turmbesucher“, das vor 70 Jahren neu angelegt worden ist, bestätigen das Gerücht.
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