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RN-Kirchturm-Serie: Kirchtürme im Ries: In Christgarten wird noch per Hand geläutet

RN-Kirchturm-Serie

Kirchtürme im Ries: In Christgarten wird noch per Hand geläutet

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    Die Kirche in Christgarten war einmal ein Kloster.
    Die Kirche in Christgarten war einmal ein Kloster. Foto: Peter Urban

    Einen richtigen Turm hat sie ja, zugegebenermaßen, nicht. Aber wenn man über Türme und Glocken im Ries berichtet, dann muss Christgarten und sein Kirchlein einfach dabei sein. Zum einen, weil es ein wunderbares Kleinod ist. Zum anderen, weil nur der übrig gebliebene Chor das einzig erhaltene Teil der ehemaligen Klosterkirche, genauer gesagt, der ganzen Klosteranlage, ist.

    Mittlerweile ist die Kirche eine evangelische Pfarrkirche. 1383 stifteten die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen in der Weltabgeschiedenheit eines Waldtales ein Kartäuserkloster, das sie Hortus Christi = Christgarten nannten. Trotz aller Abgeschiedenheit wurde es im 30-jährigen Krieg erheblich zerstört und der Klosterstatus mit dem Westfälischen Frieden 1648 endgültig aufgehoben. Nach und nach wurde das gesamte Kloster abgebrochen, 1878 auch das letzte Joch der Laienkirche. Bis auf Mönchschor und Orgelempore, die mit den sie umgebenden Ruinenresten heute ein einzigartiges Ensemble bilden, das zu jeder Jahreszeit Ausflügler anzieht.

    In Christgarten muss noch per Hand geläutet werden

    Es gibt keinen Strom dort, so dass alles „von Hand“ betrieben werden muss: sowohl der Blasebalg der Sieber-Orgel von 1832 als auch die einzige Glocke vom Ende des 14. Jahrhunderts, die – wohl einzigartig im Ries – per Seil geläutet wird. Apropos Orgel: man sieht es nicht sofort, aber das Kirchlein ist ein Tummelplatz für Siebenschläfer, Mäuse und anderes Kleintier, das sich in seinem Dachstuhl über Gebühr breitgemacht hat. Nicht nur die Orgel ist ihrem Treiben zum Opfer gefallen (sie wird gerade aufwendig und hoffentlich nicht vergebens renoviert), auch wenn man sich über die lange Leiter hinter der Orgel durch eine winzige Öffnung in den Dachstuhl zwängt, ist der gesamte Boden von Hinterlassenschaften übersäht.

    Trotz allem ist es ein Erlebnis, dort oben zwischen den uralten Balken zu balancieren und über zwei weitere gut erhaltene Treppen ganz hoch unter den Dachfirst zu klettern. Die Glocke ist zwar unerreichbar, aber dafür deutlich zu hören, wenn – wie in unserem Fall – Pfarrerin Karin Schedler gekonnt am Seil hantiert.

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