Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

RN-Kirchturm-Serie (11): St. Ägidius in Balgheim: Der Turm mit den zerspringenden Glocken

RN-Kirchturm-Serie (11)

St. Ägidius in Balgheim: Der Turm mit den zerspringenden Glocken

    • |
    Der Kirchturm von St. Ägidius in Balgheim.
    Der Kirchturm von St. Ägidius in Balgheim. Foto: Peter Urban

    Im Jahr 1615 wurde der Turm der St. Ägidius-Kirche in Balgheim mit dem schmucken achtseitigen Kuppelhelm erbaut. Glaubt man alten Akten, so hing seinerzeit nur eine Glocke oben, so dass sich der Graf zu Oettingen genötigt sah, sich über diesen Zustand 1658 in Nördlingen zu beschweren. Die herbeigeschaffte war ihm nicht gut genug, so dass er selbst eine besorgen ließ, die zwar 1659 aufgehängt wurde, aber schon 1660 wieder zersprang. So ging es weiter: 1718, 1842, 1894 sind als weitere Balgheimer „Glocken-Sprung-Jahre“ verbucht. Erst im Jahre 1913 schien sich alles zum Guten zu wenden, als spendable Bürger und die Gemeinde gleich drei neue Glocken samt schmiedeeisernem Glockenstuhl stifteten und diese feierlich einweihten.

    Doch schon 1917 wurden wieder zwei „zu Kriegszwecken“ heruntergenommen, zwar nach dem Ersten Weltkrieg ersetzt, aber 1942/43 lief der gleiche schlechte Film ab: Dieses Mal wurden zwei Glocken der Einfachheit halber durch aufgeschlagene Schallöffnungen einfach vom Turm geworfen. Doch seit 1954 herrscht Glockenruhe im Turm, seitdem schlagen die Schöpfungs-, die Christus- und die Taufglocke unbehelligt den kirchlichen Takt in Balgheim. Sehr aufgeräumt wirkt der Turm in Inneren, den man über Orgelempore und Dachstuhl erreicht.

    undefined

    Im quadratischen Unterbau geleiten Holztreppen nach oben, durch jedes Stockwerk führen noch die Läutseile und die Konstruktion für die ehemaligen Uhrgewichte. Im oktogonen Oberbau und der Dachkonstruktion sieht man alte Balken, die zusammen ein faszinierendes Fachwerk bilden. Und manche Balken, die, deutlich sichtbar, wohl vorher zu anderen Zwecken geschlagen, aber hier wiederverwendet wurden. Die gekuppelten Rundbogenfenster als Schallöffnungen sind längst wieder zu, doch winzige Öffnungen in den schmalen hohen Turmfenstern ermöglichen den kleinen Bewohnern des Turmes, den Fledermäusen, jederzeit stressfreien Ein- und Ausflug.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden