Man sieht es der St.-Martins-Kirche auch heute noch deutlich an, dass sie nicht nur Gotteshaus, sondern auch Zufluchtsstätte und Verteidigungsort der Deininger war. Überall auf dem Kirchengelände fallen die Überreste der wohl mal beeindruckenden Befestigungsanlage auf. Ein Teil der Ringmauer ist erhalten, auch eine der Mauer vorgelagerte Bastei und ein eckiger, gar mit Zinnen versehener Turm ziert des Ende des Pfarrgartens.
Kein Wunder, dass der Kirchturm eher an einen Burgfried erinnert: als Teil der gesamten Wehranlage mag er um 1320 errichtet worden sein, wobei schon im Jahr 760 zum ersten Mal eine Kirche urkundlich belegt ist. An das Kirchenschiff angelehnt, war und ist er nur von innen zugänglich. Das Erdgeschoss hatte früher eine geschlossene Gewölbedecke und wies keine Verbindung nach oben auf. Von dort wurden lediglich die Glocken geläutet, ins Innere gelangte man sozusagen erst ab dem ersten Stock, wie bei mittelalterlichen Burgen üblich - ein erhöhter Zugang konnte besser verteidigt werden.
Dieser Zugang wurde 1662 zugemauert, ist aber heute noch gut zu erkennen. 1701 wurde das baufällige Dach des Turmes erneuert und um die jetzige Glockenstube erhöht. Was wahrscheinlich notwendig war, denn alten Berichten zufolge war durch die wenigen Schießscharten der Glockenklang eher dumpf und nie „weiter als das Wasser“ (der Eger) zu hören. Der ursprüngliche Plan eines Oktogons mit „welscher Haube“ wurde aus Kostengründen aufgegeben und dafür das heutige steile Pyramidendach gebaut.
Kurz danach folgte der Einbau der Turmuhren. Doch Ruhe war dort oben nie: immer wieder schlug der Blitz ein (1733 starben so sogar vier Menschen), deckten Stürme das Dach ab, sogar ein Flugzeug hat 1945 die Kirchturmspitze abgerissen. 1961/62 wurde der Turm aufwendig saniert, 2014/15 dann nochmals. Richtig friedlich geht es auf dem Burgfried dennoch nicht zu: immer wieder waren und sind Restaurierungen wegen Sturmschäden notwendig.
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