Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Pflege: Die schwierige Suche nach Unterstützung im Alltag

Pflege

Die schwierige Suche nach Unterstützung im Alltag

    • |
    Im Alltag – wie hier zum Beispiel bei Autofahrten – benötigt Matthias Küffner die Hilfe von Assistenten.
    Im Alltag – wie hier zum Beispiel bei Autofahrten – benötigt Matthias Küffner die Hilfe von Assistenten. Foto: Foto Finck

    Er möchte weiterhin durch seine Arbeit anderen Menschen mit Handicap helfen und sich ehrenamtlich engagieren. Doch dafür braucht Matthias Küffner aus Utzmemmingen selbst Hilfe. Der 46-Jährige hat eine spinale Muskelatrophie. Durch die Krankheit ist die Kommunikation vom Gehirn zu den Muskeln unterbrochen und sie können nicht mehr richtig angesteuert werden.

    Küffner benötigt deshalb rund um die Uhr Hilfe im Alltag. Dafür hat er mehrere Assistenten, die ihn den Tag über begleiten: Vom Frühstück, dem Überprüfen seiner Vitalwerte, über Einkäufe, Hilfe bei seiner Arbeit bis zur Überwachung seiner Beatmung in der Nacht. Acht Mitarbeiter wechseln dafür ab. Das klinge nach viel, sagt Küffner. Dabei seien jedoch nur zwei Assistenten in Vollzeit eingestellt, die restlichen Mitarbeiter seien hauptberuflich woanders in der Pflege beschäftigt und deshalb sehr eingeschränkt. Außerdem rechnet Küffner vor, dass seine Assistenten in Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten und eine Vollzeitkraft deshalb bis zu 15 freie Tage im Monat habe.

    Sein Team hat fast 600 Überstunden gesammelt

    Um seine Hilfe weiter sicherzustellen, sucht Küffner seit Oktober händeringend weitere Assistenzkräfte. Sein Team arbeite am Limit und schränke sich privat massiv ein, damit seine Versorgung sichergestellt sei. Eine seiner Assistentinnen arbeitet seit einem halben Jahr für ihn und habe bereits 300 Überstunden gesammelt. Insgesamt kommen seine Mitarbeiter Küffner zufolge auf fast 600 Überstunden. Der 46-Jährige sagt, dass er seine Assistenten entlasten möchte.

    Der 46-Jährige spricht ausdrücklich von Assistenten und nicht Pflegekräften, denn: „Es ist nicht nur Pflege. Ein Assistent begleitet mich durch den Alltag.“ Die Hilfskraft ist zum Beispiel auch bei seiner Arbeit bei Humanelektronik in Nördlingen dabei. Küffner übernimmt dort Aufgaben im technischen Support, wenn Menschen mit Handicap Probleme mit elektronischen Hilfsmitteln haben. Er ist außerdem im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) und Mitgründer der

    Früher haben ihn Zivildienstleistende betreut

    Früher wurde Küffner von Zivildienstleistenden betreut. Insgesamt seien das mehr als 100 junge Menschen gewesen. Er spricht sich dafür aus, wieder ein verpflichtendes soziales Jahr einzuführen – um zu zeigen, dass soziale Berufe Spaß machen können. Ein weiterer Grund für fehlende Fachkräfte in der Pflege sei die Bezahlung. Trotz Aushängen und einem Aufruf auf Facebook hat er bisher keine weiteren Mitarbeiter gefunden. Weder Fachkräfte noch Quereinsteiger.

    „Langsam stellt sich Resignation ein“, sagt der 46-Jährige. Wenn seine Versorgung irgendwann nicht mehr sichergestellt sein kann, müsste er wahrscheinliche zeitweise ins Krankenhaus, was laut Küffner eine „Katastrophe“ wäre: „Die wissen nicht, wie sie mich anfassen müssen“. Ein Pflegeheim wäre die weitere Alternative.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden