Bruder Sebastian Fischer kann sich immer noch nicht erklären, wie das Coronavirus in die Häuser der Mariannhiller in Reimlingen gelangt ist – denn selbst ohne Virus leben die Missionare recht zurückgezogen. Zwei voneinander getrennte Einrichtungen unterhält die Kongregation in der Gemeinde: ein Kloster und ein Pflegeheim für pflegebedürftige Missionare. In diesem Heim sind in den vergangenen Tagen drei Männer gestorben, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Ob das Virus auch in allen Fällen die Todesursache war, ist unklar.
Zwei der Männer waren 80 Jahre alt und älter, sagt Bruder Sebastian. „Sie lagen bereits im Sterben.“ Der dritte starb überraschend. Er war 69 Jahre alt, litt unter einer Vorerkrankung, aber befand sich dem Hausoberen zufolge auf dem Weg der Besserung.
Auf der Internetseite der deutschen Provinz der Missionare von Mariannhill trauert Provinzial Pater Christoph Eisentraut, der ranghöchste deutsche Mariannhiller, um den 69-Jährigen. „Ich konnte regelmäßig mit ihm telefonieren und er war sehr optimistisch, dass er die Krankheit durchstehen würde, trotz seiner angegriffenen Gesundheit. Am Ende war seine Kraft nicht genug“, schreibt der Würzburger Pater.
Heim steht nun 14 Tage unter Quarantäne
In Reimlingen leitet Bruder Sebastian Fischer als Hausoberer das Kloster, aber auch das Pflegeheim. „Das Heim steht nun 14 Tage unter Quarantäne“, sagt er. „Auch ich betrete es zunächst nicht mehr.“ Zu groß ist die Sorge, dass sich das Virus noch weiter ausbreiten könnte. Zwei weitere pflegebedürftige Missionare, die in dem Heim leben, haben sich infiziert. Einer von ihnen wird noch im Krankenhaus behandelt, ein weiterer ist nach stationärer Behandlung wieder genesen, steht aber weiter unter Quarantäne.
Am Ostermontag seien alle 14 Missionare, die im Kloster leben, negativ getestet worden. Im Pflegeheim leben nach den Todesfällen noch sechs Missionare. Abgesehen von den zwei Infizierten wurden die vier anderen negativ getestet. Sie werden von einem Bruder des Klosters und externen Pflegekräften betreut. Außer diesen Personen darf vorerst niemand das Heim betreten. Man habe ein Schild am Eingang zum Gelände aufgestellt, das Besucher darauf hinweist.
Auch in Pflegeeinrichtungen in Harburg und Bissingen gab es Todesfälle. Deshalb stehen diese Einrichtungen weit oben auf der Prioritätenliste des Landrats. „Bewohner von Pflegeheimen benötigen besonderen Schutz, weil sie einem großen Risiko ausgesetzt sind“, sagt Landrat Stefan Rößle auf Anfrage unserer Zeitung. Er habe eine Besprechung mit den Leitern aller Altenpflege- und Behinderteneinrichtungen im Kreis Donau-Ries für nächste Woche einberufen.
Für alle Altenpflege- und Behinderteneinrichtungen ein Pandemieplan
„Unser Ziel ist, dass für jede Einrichtung ein Pandemieplan vorliegt.“ So müssten etwa in jeder Einrichtung Quarantänezimmer vorgehalten werden. Diese sollen sicherstellen, dass Bewohner nach einem Krankenhausaufenthalt in ihre Einrichtung zurückkehren können. Andernorts würden Reha-Einrichtungen genutzt, um Pflegebedürftige zentral unterzubringen. Allerdings gebe es eine solche Einrichtung im Kreis Donau-Ries und dem Nachbarkreis Dillingen nicht. Bei den derzeitigen Fallzahlen reichten die Quarantänezimmer aus. „Sollte sich wider Erwarten ein Ausbruchsgeschehen ereignen, werden wir erneut über eine zentrale Unterbringung nachdenken“, sagte Rößle. „Für ältere Menschen kann ein Ortswechsel ein großes Problem sein, deshalb versuchen wir das zu vermeiden.“
Weiterhin ein großes Problem sei Schutzausrüstung. Zunächst müsse jede Einrichtung sie selbst beschaffen. Dafür sei das Angebot auf dem Markt aber zu gering. Der Freistaat teile dem Kreis Masken und andere Materialien zu. Priorität hätten dann Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. „Physiotherapeuten und Bestattern konnten wir keinerlei Ausrüstung zukommen lassen, dafür reicht es nicht.“
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