Die Oettinger St.-Anna-Kapelle ist ein Ort mit einer besonderen Geschichte und einer mystischen Stimmung. Gebaut wurde die Kapelle im Mittelalter, in einer Zeit, als die Rückkehrer der Kreuzzüge auch die Lepra nach Mitteleuropa brachten. Das Leprosenhaus St. Anna liegt heute noch außerhalb der Stadt und war damals sicherlich ein Ort voller Traurigkeit, sagte Christian Zuber zum Anfang der Ökumenischen Abendvesper. Denn, wenn jemand Lepra-krank war, wurde er aus der Gesellschaft verstoßen, musste seine Familie verlassen und wurde ins Leprosenhaus ausgesetzt. Dieser Tag wurde in den Kirchenbüchern als Sterbedatum vermerkt. Für die Menschen gestorben, von Gott verlassen? Diese Frage stellte sich auch für Dietrich Bonhöffer in der Todeszelle, sagte Zuber. Doch er fühlte sich auch in der Ausweglosigkeit bei Gott geborgen. Dieser tröstliche Gedanke sollte durch die Abendvesper als besinnliche Andacht führen.
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