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Oettingen: So war der Neubeginn der Oettinger Residenzkonzerte

Oettingen

So war der Neubeginn der Oettinger Residenzkonzerte

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    Ein Auftritt mit einer Oktett-Besetzung eröffnete zum verspäteten Beginn die Oettinger Residenzkonzerte des Jahres 2020.
    Ein Auftritt mit einer Oktett-Besetzung eröffnete zum verspäteten Beginn die Oettinger Residenzkonzerte des Jahres 2020. Foto: Ernst Mayer

    Ein wenig befremdlich war der Anblick des Oettinger Schlosshofs, als sein Tor zum Betreten geöffnet wurde. Vereinzelt und in Abständen standen die Stühle auf der Zuschauerfläche verteilt. Mit Corona-Masken im Gesicht traten die Besucher ein und verteilten sich auf ihre zugewiesenen Plätze. Als die Masken dort fallen durften, erkannte man bekannte Gesichter und grüßte sich. Eine völlig neue Atmosphäre empfing die Konzertgäste beim traditionellen Open-Air-Konzert, leider aber auch dem ersten der Residenzkonzerte in diesem Jahr.

    Coronabedingt fand das Konzert unter ungewöhnlichen Bedingungen statt

    Alle waren aber offensichtlich froh, dass es zu einem Neubeginn kommen konnte; besonders vermeinte man den Konzertmeister Günter Simon aufatmen zu hören, als er, – begleitet vom ersten zaghaften Klappern der Störche auf den umliegenden Dächern –, die Gäste des coronabedingt ungewöhnlichen Konzertes begrüßte.

    Nicht die berühmte „Kleine Nachtmusik“, sondern die „Erste Lodronische Nachtmusik, KV 274“ von W. A. Mozart hatte das aus Mitgliedern des Oettinger Bachorchesters gebildete Oktett ausgewählt, um die bald einbrechende Nacht erlebnishaft zu gestalten. Das war auch der Sinn der abendlichen Unterhaltungsmusiken in der Mozartzeit, wenn sich die adelige Gesellschaft vergnügen wollte. Und da Mozart zu der Familie des Grafen Lodron, und insbesondere zu der Gattin und den Töchtern, eine musikalische Freundschaft pflegte, schrieb er für die Gräfin Antonia

    Damit schuf er sich selbst zugleich ein neues Violinkonzert, was aus der Dominanz der ersten Violine deutlich zu spüren war, denn der einleitende Allegro-Satz forderte von Günter Simon höchste solistische Präsenz mit vielen äußerst anspruchsvollen Spieltechniken. Zahlreiche Verzierungen zeigten die Veranlagung Mozarts zu scherzhaften musikalischen Anspielungen, in der der damals 20-jährige Komponist seine berühmte humoristische Begabung auslebte.

    Die rhythmische und harmonische Grundlage schufen Roman Strößner (2. Violine) und Christiane Sauer (Bratsche) sowie Harald Simon (Cello) und der äußerst wendige Kontrabassist Günter Hampel. Die Hornistinnen (Isabel Schmid und Maria Wanner) füllten die Musik und den Schlosshof mit ihren klangvollen Tönen. Dabei konnte man sich leicht vorstellen, dass die Festgesellschaft auch dem Tanz frönte.

    So konnte das Publikum erleben, dass Mozart nicht nur ernste, große Musik bedeutete, sondern dass er auch ausgelassene und auch emotional bewegende Unterhaltung liebte, mit Menuetten, schnellen und graziösen Tänzen.

    Ähnliches hörten die Zuhörer auch beim „Nannerl-Septett“, mit dem Wolferl seine Schwester Nannerl an ihrem 25. Namenstag beschenkte. Auch dieser Tag dürfte eine fröhliche ausgelassene Gesellschaft mit viel Musik beglückt haben, was schwungvoll und rhythmisch begann, mit zwei herzhaften Menuetten und einem lebhaften Rondo abwechslungsreich fortgeführt, bis eine „Marcia a la francaise“, eine kurze dahinschreitenden Polonaise, den bunten Reigen abschloss. Durchaus noch etwas frischer im Klang, ausgelöst durch Fladia Käfers virtuoses Oboenspiel. Das gefiel auch den Störchen im großen Rund der Dächer, die zu den letzten Takten der Zugabe, einem Satz aus einem weiteren Divertimento Mozarts, mit ihren Schnäbeln klappernd applaudierten und die Menschen animierten.

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