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Oettingen: Oettinger Jugendarbeiterin Thorwart: Durchstarten nach der Corona-Pause

Oettingen

Oettinger Jugendarbeiterin Thorwart: Durchstarten nach der Corona-Pause

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    Nina Thorwarth hat kurz vor Beginn der Corona-Beschränkungen ihre Arbeit als Jugendarbeiterin bei der Stadt Oettingen angefangen.
    Nina Thorwarth hat kurz vor Beginn der Corona-Beschränkungen ihre Arbeit als Jugendarbeiterin bei der Stadt Oettingen angefangen. Foto: Ronald Hummel

    Es war wohl der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Jobwechsel: Zum 1. März fing die 27-jährige Nördlingerin Nina Thorwart als Mitarbeiterin der städtischen Jugendarbeit in Oettingen an. Voller Euphorie bereitete sie noch ihr Programm vor, wenig später kamen die Ausgangsbeschränkungen. Da richtete sie etwa gemeinsam mit Kollegen in Nördlingen und Wemding einen Instagram-Kanal mit Beschäftigungsideen wie Spielen und Rätseln für zu Hause ein; von Eltern, Kindern und Jugendlichen kamen viele positive Rückmeldungen. Mittlerweile hat sie den Offenen Treff und das für ihre Arbeit nötige Netzwerk aktiviert, vieles findet aber, wie bei den meisten Personen, die im sozialen Bereich arbeiten, unter entsprechenden Einschränkungen statt.

    Nina Thorwart fand auf die denkbar natürlichste Weise zur Beschäftigung mit Kindern und Jugendlichen: „Drei meiner vier Brüder sind jünger als ich, da habe ich seit jeher zum Beispiel Pädagogikspiele auf den Kindergeburtstagen veranstaltet.“

    Thorwart betreute während des Studiums ehrenamtlich Flüchtlingskinder

    Nach dem Abitur kümmerte sie sich als Au-pair um ein zwei- und fünfjähriges Geschwisterpaar in Kanada und studierte schließlich von 2014 bis 2018 in Erlangen Soziologie und Pädagogik. Während des Studiums betreute sie ehrenamtlich Flüchtlingskinder bei den Hausaufgaben und warb direkt in den Vorlesungen andere Studenten dafür an. So fügte es sich, dass sie nach dem Studium in Nördlingen bei der Rummelsberger Diakonie eine Wohngruppe mit minderjährigen Flüchtlingen betreute, später übernahm sie die Heimleitung einer konventionellen Wohngruppe.

    Als die Stadt Oettingen eine Stelle in der städtischen Jugendarbeit ausschrieb, reizte sie die Vielfältigkeit der Aufgaben. So wird sie als direkte Ansprechpartnerin für Bürgermeister und Stadtrat bei allen jugendrelevanten Themen hinzugezogen, zum Beispiel, als es darum ging, ein Hygienekonzept für die Wiedereröffnung des Jugendzentrums zu erstellen. Da die städtische Jugendarbeit vom Jugendzentrum ins Evangelische Gemeindezentrum verlagert wurde, war sie auch hier mit derselben Aufgabe betraut. Ansprechpartner sind auch Vereine, beispielsweise bei der Organisation von Jugendfesten, oder Schulen bei der Kooperation mit Workshops für Sozialkompetenz-Training oder Drogenprävention.

    Chillen, Spielen, Hemmschwellen überwinden

    Bei Letzterer setzt sie auf ein möglichst junges Klientel, erklärt im Unterricht beispielsweise medizinisch, was bei Alkoholkonsum passiert. Sie macht auch Spiele mit angefangenen Sätzen auf Karten wie: „Wenn auf einer Party ein Joint kreist, würde ich ...“, die die Schüler ergänzen müssen. Generell bestehe der Hauptteil in der direkten Arbeit mit Jugendlichen zwischen elf und 16 Jahren im Offenen Treff. Das war nach dem Lockdown im Juli wenigstens mit jeweils sieben Kindern und Jugendlichen möglich und dann gleich ein dreifacher Neustart: Erstens lernten die Kinder Nina Thorwart kennen – rein online war der notwendige persönliche Beziehungsaufbau nicht ausreichend möglich. Zweitens war es der erste Treff nach langen Wochen und drittens fand er in den neuen Räumlichkeiten statt, von deren Größe und dem Zugang zur großen Wiese die Jugendlichen begeistert waren. „Es kamen auch gleich neue Ideen für später, wie ein Zelten im Garten mit Lagerfeuer auf“, freut sich Nina Thorwart.

    Der Treff sei neben gemütlichem Chillen und dem Spielen von Billard, Kicker oder Tischtennis auch sehr wichtig, um Hemmschwellen zu überwinden – Nina Thorwart sagt, sie sehe sofort, wenn jemand Probleme habe. Dann spricht sie die Person an, kontaktiert nach einer Zeit des Vertrauensaufbaus eventuell die Eltern. Auch hier greift das Netzwerk: „Die Jugendsozialarbeiterin an der Schule teilt mir dann etwa mit, dass ihr auf dem Pausenhof ein Mädchen auffiel, das offenbar Depressionen hat. Beiläufig bitte sie es, einmal in den Offenen Treff mitzukommen.“ Nina Thorwart schafft bei Bedarf einen Kontakt dorthin, wo Hilfe angeboten wird, etwa beim Migrationsdienst oder bei Suchtberatungsstellen. Ihr Netz ist einsatzbereit, die Arbeit mit rund 20 Jugendlichen angelaufen – jetzt wartet Nina Thorwart auf das „ungebremste Durchstarten“.

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