Eigentlich hätte Daniel Gaudera heute seinen freien Tag. Und dennoch steht er gerade in der Küche und schält Spargel. „Da bin ich etwas eigen, das ist Chefsache“, sagt der 42-Jährige und lacht. Gaudera ist Gastwirt mit Leib und Seele, und ein „Arbeitstier“, wie er selbst von sich sagt. Deshalb sei das mit den freien Tagen auch nicht immer leicht für ihn, zumal er nur ein Stockwerk über seiner Arbeitsstätte wohnt. Zusammen mit seinem Freund Chris Pisanu betreibt Gaudera das Oettinger Gasthaus Zur Post, im mittlerweile achten Jahr.
Der Anfang in Oettingen, sagt Gaudera heute, sei nicht unbedingt einfach gewesen. Zuvor hatte die Familie Rühl das Traditionsgasthaus über 30 Jahre lang geführt. „Mit einem eigenen Konzept brauchte ich danach nicht wirklich ankommen“, sagt Gaudera. Einmal habe er versucht, das „Oettinger Schnitzel“, einen langjährigen Klassiker des Gasthauses, von der Speisekarte zu nehmen. Der Koch zuckt mit den Schultern. Der anschließende Protest der Stammgäste sei so groß gewesen, dass er es nach wenigen Tagen wieder auf die Karte genommen habe. Auch einige Rezepte und Soßen hat der Koch von seinen Vorgängern übernommen, wie er sagt. Er findet das nicht schlimm. „Die Leute wollen das ja so.“
Angekommen in Oettingen
Für Gaudera war schon von klein auf klar, dass er später einmal in der Gastronomie arbeiten will. „Immer wenn meine Mama früher gekocht hat, habe ich mit herumgerührt.“ Mit 17 zieht er von daheim aus und beginnt eine Kochlehre im Wemdinger Hotel Seebauer. „Da habe ich gelernt, was arbeiten wirklich bedeutet.“ Später schließt er noch eine Lehre als Hotelfachmann an, im Augsburger Hof in
Mittlerweile seien sie voll angekommen in Oettingen, sagt Gaudera. Das liege nicht zuletzt auch an den vielen Stammgästen des Hauses. Sie seien es auch gewesen, die dem Gastronom über die coronabedingte Schließung geholfen hätten. Nur einen Tag, nachdem bekannt wurde, dass Restaurants und Bars schließen müssen, fing Gaudera an, sein Essen zum Abholen anzubieten und Außenwerbung zu machen. „Ich hatte gar keine Zeit zu jammern, das ist auch gar nichts für mich.“
Gaudera: "Wie auf der Anklagebank"
Ganz allgemein seien die letzten Wochen nicht wirklich schlimm gewesen, sagt Gaudera jetzt. „Ich bin da anders als die anderen. Es war irgendwie eine geile Zeit.“ Weil die Kunden den Lieferservice gut angenommen haben, weil sie sich ständig erkundigt hätten, wie es Gaudera und dem Gasthaus gehe und ihre Unterstützung angeboten hätten. „Die Krise schweißt zusammen.“
Natürlich, die anfängliche Ungewissheit habe ihn, wie viele andere Gastronomen, belastet, sagt der Wirt. Als die Hygiene-Auflagen für die Wiedereröffnung der Gaststätten bekannt wurden, fühlte Gaudera sich wie auf der Anklagebank. „Gerade in der Küche müssen wir doch von Haus aus hohe Hygiene-Standards einhalten.“ Finanziell hätte das Gasthaus die Zeit recht gut überstanden, betont Gaudera. „Aber wir haben auch echt geschuftet, dass wir jetzt so dastehen.“
Was macht der Koch in seiner Freizeit? „Viel davon habe ich ja nicht“, sagt der 42-Jährige und lacht. Wenn er nicht in der Küche steht, ist er am Liebsten in der Natur. „Mein Freund und ich haben zwei Hunde, und ab und zu fahren wir mit meinem Vater zum Angeln.“ Vielleicht ja auch nächste Woche – da hat das „Arbeitstier“ nämlich Urlaub.
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