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Oettingen: „Der Winter“ kehrt zurück ins Schloss: Verschollenes Gemälde wird rekonstruiert

Oettingen

„Der Winter“ kehrt zurück ins Schloss: Verschollenes Gemälde wird rekonstruiert

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    Der Augsburger Kunstmaler Hermenegild Peiker (links) rekonstruiert im Festsaal des Oettinger Residenzschlosses das Deckengemälde „Der Winter“. Für die fürstliche Familie um Albrecht Ernst zu Oettingen-Spielberg ist das eine „außerordentliche Freude“. Um den Verbleib des ursprünglichen Gemäldes ranken sich Gerüchte.
    Der Augsburger Kunstmaler Hermenegild Peiker (links) rekonstruiert im Festsaal des Oettinger Residenzschlosses das Deckengemälde „Der Winter“. Für die fürstliche Familie um Albrecht Ernst zu Oettingen-Spielberg ist das eine „außerordentliche Freude“. Um den Verbleib des ursprünglichen Gemäldes ranken sich Gerüchte. Foto: Verena Mörzl

    Es ranken sich Gerüchte um das verschwundene Gemälde „Der Winter“ aus dem Festsaal des Oettinger Residenzschlosses. Die Tages- und Jahreszeiten, der Frühling, der Sommer und der Herbst – sie alle sind an der Decke zu bestaunen. Der Winter aber und das große Gemälde in der Mitte des Saales sind nicht mehr auffindbar. Zu sehen ist nur weiße Decke, umrahmt von opulentem Stuck. Weil dieser Zustand dem prächtigen Saal allerdings nicht gerecht wird, wurde die fürstliche Familie aktiv. Sie beauftragte den in ganz Europa bekannten Kunstmaler Hermenegild Peiker. Er soll die fehlenden Deckengemälde rekonstruieren. Ein Oval ist schon fast vollendet: „Der Winter“ kehrt quasi zurück ins Schloss.

    Im Festsaal hängen die Allegorien auf die vier Tages- und Jahreszeiten

    Als Albrecht Ernst zu Oettingen-Spielberg Mitte der 70er Jahre die Verantwortung für das Schloss übertragen bekommen habe, fehlten Mittelbild und „Der Winter“. Der Schlossher sagt: „Es war eine traurige Situation. Es lag mir am Herzen, das zu ändern.“ Der Kontakt zu Hermenegild Peiker erfolgte über das Landesamt für Denkmalpflege. Peiker steckte viel Zeit in die Vorarbeit, fertigte eine Entwurfsskizze des Winters an. Allein die Leinwand des Gemäldes aufzuspannen, erforderte die Kraft von drei Personen. Peiker grundierte sie und zeichnete die Grundrisse seiner Skizze maßstabsgetreu auf. Er malt im Schloss mit neutralem Licht aus Norden. Vor Ort kann er die warmen und kalten Grautöne der umliegenden Bilder mit einfließen lassen. „Wichtig ist, dass die Zeichnung stimmt, dann bin ich beim Malen frei und kann mich auf die Farben konzentrieren“, erklärt der Freskenmaler, der die ersten 30 Berufsjahre hauptsächlich Bilder rekonstruiert hat, die durch den Krieg zerstört worden sind.

    Wo sind die alten Bilder abgeblieben?

    Doch was ist mit den alten Bildern aus dem Residenzschloss geschehen? Albrecht Ernst zu Oettingen Spielberg sagt über deren Verbleib: „Das ist eine Geschichte, die im Nebel ist.“ Es ranken sich jedoch nicht nur Geschichten um die Gemälde, sondern auch Gerüchte. So habe es einmal geheißen, dass die Gemälde 1931 im Glaspalast in München verbrannt seien. Wie der Schlossherr jedoch schildert, habe eine Inventurliste diese Theorie widerlegt. Die Gemälde waren darauf nicht aufgeführt. Als sicher belegt gilt nach dem Buch „Altes Schloss und Neues Schloss in Oettingen“ allerdings, dass einige Deckengemälde vermutlich im 19. Jahrhundert aus dem Saal entfernt worden sind, als er weiß gestrichen wurde. Die beschädigten Werke sind restauriert und in die Stuckrahmen an der Decke wieder eingesetzt worden – nicht alle kamen zurück.

    Das Gemälde soll an die leere ovale Fläche an der Decke geschraubt werden.
    Das Gemälde soll an die leere ovale Fläche an der Decke geschraubt werden. Foto: Verena Mörzl

    Im Nebel bleibt übrigens nicht nur der Verbleib der Gemälde, sondern auch deren Künstler. Es gebe mehrere Namen, die immer wieder auftauchten, sagt zu Oettingen-Spielberg: Schönfeld, Knappich, Murrer. Der neue Winter jedenfalls ist ein Peiker – so viel ist klar. Es ist sein Entwurf – entstanden, ohne auch nur ein Detail des verloren gegangenen Gemäldes zu kennen.

    Wenn Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler als ehemaliger Schlossführer in den späten 1970er Jahren seinen Besuchern die Gemälde sowie die weißen Flächen des Schlosssaales erklärte, endete er schmunzelnd mit der Feststellung, dass im vierten Oval der Winter mit viel Schnee dargestellt sei. Schon bald aber sind solche Scherze Vergangenheit. Denn der Maler ist bald fertig. Schlossbesucher können womöglich schon im Oktober das neue Werk betrachten. Peiker widmet sich anschließend dem Mittelbild im Festsaal. Die Details sind noch unter Verschluss, wie es aus dem fürstlichen Haus heißt. Es bleibt geheimnisvoll im Residenzschloss.

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