Das Reithaus in Oettingen hat bewegte Zeiten hinter sich. Vor gut zehn Jahren wurde darüber kontrovers diskutiert, ob die Stadt das Baudenkmal mit Hilfe einer großzügigen Förderung sanieren soll. Doch dazu kam es schließlich nicht. Die SPD versuchte 2016 noch einmal mit einem Antrag, die Sanierung anzustoßen. Der Stadtrat aber stimmte mit knapper Mehrheit dagegen. Fünf Jahre später ist das Reithaus wieder Thema im Stadtrat. Noch vor Beginn der Sitzung am vorigen Donnerstag meldet sich dazu Stadtrat Ludwig Däubler.
Bürgermeister Thomas Heydecker erteilt ihm das Wort. Däubler bringt einen Einwand gegen den elften Punkt auf der Tagesordnung vor, der für den nichtöffentlichen Teil der Sitzung bestimmt war. An diesem Abend sollen Grundstücksangelegenheiten behandelt werden, darunter auch das Reithaus. „Ich möchte nicht, dass wir dahingehend ohne öffentliche Diskussion Beschlüsse fassen“, sagt Däubler. Bürgermeister Thomas Heydecker erklärt, dass nichts beschlossen werden soll. Es gehe an diesem Abend auch nicht um einen Verkauf des Gebäudes, sondern lediglich um die Festlegung des Preises, sollte das Gebäude verkauft werden. Auf Heydeckers anschließende Frage, ob diese Antwort dem Stadtrat genüge, antwortet Däubler mit einem kurzen „Ja, reicht.“ Er habe das Thema „von Anfang an öffentlich“ behandeln wollen, sagt er.
Reithaus in Oettingen: Gibt es einen Kaufinteressenten?
Grundsätzlich ist in der Bayerischen Gemeindeordnung die sogenannte „Öffentlichkeit“ in Sitzungen wie folgt geregelt: „Die Sitzungen sind öffentlich, soweit nicht Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit oder auf berechtigte Ansprüche einzelner entgegenstehen.“ Dies trifft oftmals auf Personalangelegenheiten oder Grundstücksverhandlungen zu, somit auch dann, wenn sich der Oettinger Stadtrat auf einen Preis für das marode Reithaus einigt, sollte es verkauft werden.
Auf eine Nachfrage unserer Redaktion in dieser Woche teilt VG-Geschäftsstellenleiter Günther Schwab mit, dass die Stadt den vereinbarten Preis nicht nennen könne. Schwab bestätigt allerdings, dass die Räte einen Preis festgelegt hätten. Bis zu jenem Zeitpunkt hätte es nur ein Wertgutachten gegeben. Ergänzend dazu bestätigt Bürgermeister Heydecker, dass es einen Kaufinteressenten gebe.
Neu sind potenzielle Käufer nicht. Bekannt ist unter anderem, dass es vor gut fünf Jahren einen Interessenten für das Alte Reithaus, das auch als Reithalle bezeichnet wird, gegeben hat. Wie Heimatmuseumsleiterin Dr. Petra Ostenrieder erklärt, ist das auf die Zeit zurückzuführen, als das Erdgeschoss tatsächlich als Halle zum Reiten und später auch für den Sport genutzt worden ist. Der Interessent vor gut fünf Jahren hatte die Idee, aus dem Gebäude aus der fürstlichen Zeit Mehrgenerationen-Wohnraum zu schaffen. Allerdings nur zusammen mit mehreren anderen Gebäuden in der Stadt. Aus diesen Plänen wurde letztlich nichts.
Die Geschichte des Oettinger Reithauses: Zuletzt ein Politikum
Der letzte öffentlich bekannte Rettungsversuch für das Reithaus liegt inzwischen fünf Jahre zurück. Im eingangs angedeuteten SPD-Antrag ging es damals ebenfalls um ein Förderprogramm, das heute unter den Oettingern deutlich bekannter ist, als es damals war. Es handelte sich um das Förderprogramm, mit dessen finanzieller Hilfe derzeit die Krone, ein anderer baulicher Missstand in Oettingen, generalsaniert wird. SPD-Fraktionsvorsitzender Robin Bhattacharyya sagte in der damaligen Sitzung, dass bis zu 90 Prozent der Kosten mit dem Programm „Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert werden könnten. Die damalige Bürgermeisterin Petra Wagner (CSU) lehnte den Antrag ab und sagte, dass die Sanierung des Reithauses nicht durchgeführt werden könne, ohne sich um das Nebengebäude zu kümmern.
Um eine Förderung wie von der SPD angedeutet zu bekommen, müsste eine Haushaltsnotlage herrschen, die nicht vorgelegen habe. Um das Projekt zu stemmen, müsste man andere Maßnahmen zurückstellen, sagte Wagner im Gremium. Außerdem habe sie ein Konzept vermisst, wie das Reithaus genutzt werden solle. Mit elf zu neun Stimmen ist der Antrag abgelehnt worden. SPD, PWG und Ludwig Däubler von der Aktiven Bürgerliste stimmten damals dafür, CSU/FWG und Stadtteilliste dagegen.
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