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Nördlingen: Wie der TSV Nördlingen durch die Krise kommt

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Wie der TSV Nördlingen durch die Krise kommt

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    Ein Bild mit Symbolcharakter: das verwaiste Gerd-Müller-Stadion. Der Amateursport ist beim TSV Nördlingen völlig zum Erliegen gekommen.
    Ein Bild mit Symbolcharakter: das verwaiste Gerd-Müller-Stadion. Der Amateursport ist beim TSV Nördlingen völlig zum Erliegen gekommen. Foto: Robert Milde

    Für einige Wochen tut sich fast gar nichts. Dann nimmt das Sportjahr 2020 doch noch Fahrt auf. Trotz der Absagen von Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen ballen sich die Sport-Höhepunkte im zweiten Halbjahr, der FC Bayern gewinnt die Champions League, Tour de France und fast alle Grand Slam-Turniere im Tennis gehen über die Bühne. Selbst jetzt unterhalten Darts-Weltmeisterschaft und Vierschanzentournee die Fans, am Samstag spielt die Fußball-Bundesliga bereits wieder. Ein tolles Sportjahr also, trotz Corona-Pandemie? Ganz im Gegenteil.

    Wer mit Sport nicht seinen Lebensunterhalt verdient, sieht monatelang in die Röhre. Live-Zuschauer sind fast überall ausgesperrt, der Breitensport liegt seit November schon zum zweiten Mal völlig brach. Im Ries spielen aktuell nur noch die Bundesliga-Basketballerinnen der Nördlinger Angels als einzige Profi-Mannschaft. „Wir kommen dennoch bisher gut durch die Krise“, sagt Wolfgang Winter, der zweite Vorsitzende des TSV Nördlingen. Mit seinen über 2500 Mitgliedern ist das der mit Abstand größte Sportverein im Ries. Winter und sein Vorstandskollege Helmut Beyschlag sind den Mitgliedern des TSV merklich dankbar. „Sie halten uns die Treue“, sagt Beyschlag, der erster Vorsitzender des Vereins ist. Etwa 300 Personen seien heuer aus dem Verein ausgetreten, so viele wie in anderen Jahren auch. „Für unsere Lage ist überwiegend ganz viel Verständnis da.“

    TSV Nördlingen ist weiter auf seine Mitglieder angewiesen

    Weil aktuell wie schon im Frühjahr Vereinssport faktisch verboten ist, um die Zahl der Corona-Infektionen zu minimieren, konnte der TSV seinen Mitgliedern nur für wenige Monate das übliche Angebot bieten. Auf die Mitgliedsbeiträge habe der Verein aber nicht verzichten können, sagen die beiden Vorsitzenden. Mitgliedern in einer finanziellen Notlage wolle man entgegenkommen, kündigen sie an. Doch in der Corona-Pause laufen viele Kosten weiter, die zu großen Teilen von den Beiträgen finanziert werden. Natürlich gebe es Stimmen, die sich darüber beschwerten, aktuell für ihren Beitrag kein Angebot zu erhalten, sagt Beyschlag. Doch die momentane Pause sei „alternativlos“.

    Dem Verein sei sehr wohl bewusst, dass es in der aktuellen Situation bedeutend schlimmere Situationen als die des TSV gebe. „Unser Sportlerherz blutet trotzdem“, beschreibt Beyschlag die Lage. Winter ergänzt: „Besonders bedauern wir, dass wir selbst im Sommer die Behinderten-Reha-Sportgruppe nicht wieder hochfahren konnten.“ Aufgrund der Vorerkrankungen sei das Gesundheitsrisiko für die Teilnehmer zu groß gewesen.

    Sponsoren halten Bayernliga-Fußballern des TSV Nördlingen bisher die Treue

    Das Vereinsleben erhalte sich über Kontakte innerhalb der Abteilungen, um den gesamten TSV in Zeiten von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen zusammenzuführen, sei dieser zu groß. Einigen Abteilungen gelinge es, den Trainingsbetrieb über digitale Treffen zumindest in reduzierter Form aufrecht zu erhalten. Doch in vielen Sportarten – beim TSV sind von Turnern über Kampfsportler bis zu Fußballern diverse Disziplinen versammelt – sei zu befürchten, dass die laufende Saison annulliert werde.

    Gute Chancen, die auf zwei Jahre ausgedehnte Saison beenden zu können, haben die Bayernliga-Fußballer des TSV. Sie müssen noch acht Spiele austragen, von der finanziellen Lage des Gesamtvereins seien sie in Teilen unabhängig und könnten sich etwa über Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen selbst finanzieren, sagen die beiden Vorstände. Wie sich das Sponsoring jedoch in Zukunft gestalte, dazu seien noch viele Fragen offen, sagt Beyschlag. Denn viele Geldgeber seien Gastronomen und Einzelhändler und somit von der Krise wirtschaftlich schwer getroffen.

    Der Gesamtverein wiederum hofft, dass die Mitglieder auch im kommenden Jahr treu bleiben. Neuanmeldungen gebe es ohne Sportangebot im Verein freilich weniger als üblich. Bislang halte sich der finanzielle Schaden aber derart im Rahmen, dass keine geplante Investition habe aufgeschoben werden müssen. Das habe auch mit dem Management des Vereins zu tun. „Wir haben in guten Zeiten für die Not gespart“, sagt Beyschlag. „Das zahlt sich nun aus.“

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