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Nördlingen: Wie Corona den Ausbildungsmarkt im Landkreis beeinflusst

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Wie Corona den Ausbildungsmarkt im Landkreis beeinflusst

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    Berufsinfo-Veranstaltungen, wie hier in der Schule, sind durch die Corona-Pandemie heuer komplett ausgefallen. Ausgebildet wird trotzdem.
    Berufsinfo-Veranstaltungen, wie hier in der Schule, sind durch die Corona-Pandemie heuer komplett ausgefallen. Ausgebildet wird trotzdem. Foto: Orendi

    Traditionell ist der 1. September der Stichtag für einen Ausbildungsbeginn. Aber im Corona-Jahr ist alles anders, denn die Krise hat von beiden Seiten den Findungsprozess von Auszubildenden und Firmen verzögert – seit Frühjahr sind alle Berufsmessen zur Orientierung der abgehenden Schüler ausgefallen, die Firmen führten praktisch keine persönlichen Bewerbungsgespräche mehr.

    Deshalb wird die Frist zum 1. September heuer nicht mehr so eng gesehen: „Wir spüren bereits einen Nachholeffekt. Da ist noch viel Bewegung im Arbeitsmarkt“, sagt Bettina Kräußlich, Regional-Geschäftsführerin der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) Schwaben. Im Landkreis Donau-Ries sind derzeit mit über 560 Neuverträgen zwar schon 91 Prozent des Vorjahres erreicht, bei der Handwerkskammer (HWK) mit 226 Stellen im Kreis gut 80 Prozent. Allerdings ist überall noch viel Luft: Allein die IHK-Lehrstellenbörse verzeichnet noch rund 30 offene Stellen für den Landkreis, schwabenweit kommen auf einen unversorgt gemeldeten Bewerber zwei offene Stellen. Wolfgang Haschner, Leiter des Bereichs Berufliche Bildung bei der IHK, ermuntert Nachzügler ausdrücklich: „Gebt keinesfalls auf – die Betriebe sind offen und wer sich jetzt noch bewirbt, wird etwas finden.“

    Hoher Stellenwert der Ausbildung im Landkreis

    Dem schließt sich die Pressesprecherin der Handwerkskammer Monika Treutler-Walle voll an und ergänzt: „Das Handwerk geriet ja durch Corona nicht aus der Spur, vor allem Bau und Ausbau liefen in den letzten Monaten weiter.“ Der Konjunkturbericht für das zweite Quartal war viel besser ausgefallen als erwartet, was ganz klar ein Argument für die Krisensicherheit des Handwerks generell sei.

    Michael Feil, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren Donau-Ries, stellt als Hintergrund den besonders hohen Stellenwert der Ausbildung in unserem Landkreis heraus: „Wir sind eine Produktionsregion und damit hat die Ausbildung eine Schlüsselfunktion in der Fachkräftesicherung.“ Es sei deshalb im Eigeninteresse der regionalen Unternehmen, attraktiv zu bleiben und auf den verschiedensten Plattformen den Kontakt zum beruflichen Nachwuchs zu halten.

    Online-Speed-Dating für Jobs

    Die Wirtschaftsjunioren selbst posten Filme oder Vorträge von Ausbildungsbetrieben, über die sozialen Medien sei es oft möglich, Kontakt mit den Ausbildern aufzunehmen. Wolfgang Haschner von der IHK sieht im Geschehen der letzten Monate den positiven gesellschaftlichen Effekt eines Digitalisierungs-Schubes: „Es gab die digitale Messe ‚Fit for Job’ in Augsburg, wo man mit der Maus per Computer den Messestand besuchen konnte; im Juli wurde ein Online-Speed-Dating angeboten, wo man per Handy sein Bewerbungs-Profil bei Firmen abgeben konnte.“ Das komme der Mentalität Jugendlicher entgegen, doch müssen diese sich auf die neuen Wege und Improvisation einstellen.

    Vieles sei digital zu kompensieren, doch auf das persönliche Kennenlernen wollen viele Betriebe nicht verzichten. Auch Michael Feil unterstreicht: „Das direkte Kennenlernen, etwa bei einem Praktikum, ist ein zentrales Element für ein künftiges Arbeitsverhältnis.“ Ein wichtiger Punkt jedoch: Die Berufsschulen sieht Wolfgang Haschner von der IHK auf jeden Fall in der Lage, den Stoff für Spätstarter nachzuholen. Das sei auch nichts vollkommen Neues, alljährlich komme es in der Region durch Probezeiten zu Umorientierungen, die auch den Stoff der Berufsschulen betreffen.

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