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Nördlingen
15.09.2017

Wenn der Einkauf zur Inklusion wird

Daniel Müller kassiert die Waren einer Kundin. Er arbeitet schon seit der Gründung vor zehn Jahren in dem Geschäft in der Bößeneckerstraße 4. Mal übernimmt er die Kasse, mal räumt er neue Waren in die Regale, neuerdings bedient er die Kunden auch am Lotto- und Postschalter.
Foto: Wehrmann

Seit zehn Jahren gibt es den Cap-Markt beim Berger Tor. Manche der Mitarbeiter haben eine Behinderung, andere nicht. Wir haben sie an einem Vormittag bei der Arbeit begleitet.

Es ist 7.30 Uhr. Noch eine halbe Stunde, bis der Cap-Markt öffnet. In die Gemüsetheke müssen Paprikas, Gurken und die frisch gelieferten Kartoffeln aus Schwörsheim gelegt werden. Drei Mitarbeiter befüllen eine nach der anderen Kiste, Marktleiter Jürgen Maier packt auch mit an. Zu siebt sind sie heute – manchmal ginge es ziemlich stressig zu, wenn weniger Mitarbeiter Dienst hätten, sagt Maier. „Sie dürfen auch mal probieren“, schlägt Maier mir vor, „manche Kisten wiegen an die 20 Kilo“.

Er verschwindet kurz im Büro, über dem „Marktleiter“ steht, und läuft mit einem Stapel Papier durch die Gänge des Supermarkts. „Das sind die neuen Preislisten“, sagte er. Eigentlich sei das Altpapier, sie nutzen es aber als Schmierzettel. Maier bestellt zwei Kaffees bei der Bäckerei im Supermarkt und lässt „auf die Roko“ anschreiben. Die Roko GmbH ist ein gemeinschaftliches Unternehmen der Lebenshilfe Donau-Ries, der Lebenshilfe Dillingen und der Gemeinde Asbach-Bäumenheim.

Maier hat den Cap-Markt mit aufgebaut – seit Beginn vor zehn Jahren ist er der Marktleiter. Davor war er Filialchef einer großen Supermarktkette in Aalen. „Ich wollte in Nördlingen arbeiten, die Eröffnung des Cap-Markts kam gelegen“, sagt der Baldinger. Er bewarb sich kurzerhand und wurde genommen – die richtige Entscheidung, sagt er heute. Die Arbeit mit behinderten Menschen sei anfangs neu für ihn gewesen, er komme ja aus dem Handel. Er hätte sich aber schnell daran gewöhnt, dass so manches dort doch etwas anders funktioniert als in einem „normalen“ Supermarkt: Etwa die Hälfte der Mitarbeiter hätte eine Behinderung – manche Kollegen seien etwas beeinträchtigter, bei anderen sei die Behinderung kaum wahrnehmbar, sagt Maier.

Im Cap-Markt werden die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter berücksichtigt

Auf dem „ersten Arbeitsmarkt“, wie er die freie Wirtschaft nennt, laste häufig hoher Druck auf den Angestellten, jeder müsse die gleiche Leistung bringen. Im Cap-Markt funktioniere das nicht – hier müsse man die Stärken und Schwächen der Mitarbeiter mehr berücksichtigen. Vor einigen Wochen hätte er einen neuen Praktikanten eingelernt. Er sollte einen Artikel, der 80 Cent kostete, um 50 Prozent reduzieren. „Diese Aufgabe überforderte ihn leider etwas“, erklärt er – manchmal fordere das einem als Chef schon viel Geduld ab, sagt er.

In der Nähe der Gemüsetheke, hinter einer Plexiglastür, schneiden zwei Mitarbeiterinnen Obstscheiben und legen sie in Schälchen, in denen sie dann verpackt verkauft werden. Eine der beiden ist Hildegard Mayer aus Wallerstein. Sie arbeitet ebenfalls seit der Gründung im Cap-Markt. „Davor war ich lange nicht berufstätig, weil ich vier Kinder großgezogen habe“, erzählt sie. Mit über 50 sei der Wiedereinstieg ins Berufsleben schwierig – dann las sie in der Zeitung vom Cap-Markt. „Ich wusste: Das ist es“, erzählt sie. Der Umgang mit Lebensmitteln war ihr schon von ihrem früheren Beruf in einer Metzgerei bekannt. Das sei von Vorteil gewesen. Das Klima im Cap-Markt fühlt sich für sie an „wie in einer Familie“ – bei manchen Kollegen, die eine Behinderung haben, sei ein bisschen Einfühlungsvermögen notwendig. Schnell wird auch klar, welche Rolle sie in dieser Familie einnimmt: „Sie ist hier so etwas wie die Mutti“, wirft ihre Kollegin Katrin Schmid ein.

In dem Geschäft beim Berger Tor müssen manche Regale neu befüllt werden. Heute macht das Daniel Müller. „Wir wechseln uns meistens mit den Aufgaben ab“, erklärt er. Manchmal räumt er Waren ein oder macht die Kasse. Neuerdings kümmert er sich sogar um den Post- und Lottoschalter. „Dafür musste ich extra eine Prüfung bei Lotto machen“, sagt er – die seien da sehr streng. Vor zehn Wochen hat er Nachwuchs bekommen – jetzt lebt der 32-Jährige mit Frau und neugeborenem Sohn gemeinsam in Nördlingen.

Etwas später an diesem Morgen wartet Manfred Ottenweller an der Kasse, bis er an der Reihe ist. Die Verkäuferin kassiert, er bleibt noch kurz und lobt das Konzept des Cap-Markts: „Inklusion ist für mich eine Selbstverständlichkeit“, sagt er. Der langjährige Nördlinger Stadt- und Kreisrat schätzt besonders die freundliche Bedienung und die Parkmöglichkeiten des Cap-Markts.

Kundin: „Die Mitarbeiter sind hier etwas nahbarer als andernorts“

Weiter hinten an der Kühltheke schlendert Anna Thum durch die Gänge des Geschäfts. Sie kaufe fast immer hier ein, sagt die 32-Jährige aus Ederheim. „Ich habe das Gefühl, dass die Mitarbeiter hier etwas nahbarer sind als andernorts“, meint sie, „das hat vielleicht teilweise mit ihrer Behinderung zu tun“. Mittlerweile kenne man sich – die Verkäufer freuten sich, wenn sie sich beim Einkaufen träfen.

Am Eingang des Lagers steht ein Rollwagen, darin liegen eine Bananen- und Traubenkiste, beide etwas überreif. „Das wurden leider so geliefert“, sagt Marktleiter Maier und zeigt auf das Obst. Er könne es zwar reklamieren und eine Gutschrift erhalten, dann lande das Obst aber auf dem Müll. Und gut sei es ja noch, nur nicht für den Verkauf. „So etwas geben wir lieber unseren Werkstätten und Wohngruppen“, sagt der 36-Jährige aus Baldingen.

An diesem Morgen kaufen viele Ältere im Cap-Markt ein. Das mag an der Uhrzeit liegen, wahrscheinlich aber auch am übersichtlichen Sortiment und den kurzen Wegen. Für Werner Braun ist letzteres jedenfalls ein Grund, im Cap-Markt einzukaufen. Der 83-jährige Hürnheimer sagt, er unterstütze die Idee des Ladens gerne. „Vielleicht kostet der ein oder andere Artikel auch ein paar Cent mehr“, sagt er. Dafür werde man aber gut beraten – „und man weiß, wo das Geld landet.“

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