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Nördlingen: Warum Strenesse und der Krisenmanager getrennte Wege gehen

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Warum Strenesse und der Krisenmanager getrennte Wege gehen

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    Strenesse aus Nördlingen befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Nun gehen das Unternehmen und der bisherige Krisenmanager Michael Pluta getrennte Wege.
    Strenesse aus Nördlingen befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Nun gehen das Unternehmen und der bisherige Krisenmanager Michael Pluta getrennte Wege. Foto: Andreas Gebert, dpa

    Michael Pluta ist ein Mann markiger Worte. In einem Interview erzählte er mal, dass in einem Unternehmen, das er als Insolvenzverwalter führte, von 21 Managern nur drei übrig blieben. Nicht jeder, der gehe, hinterlasse auch eine Lücke, sagte Pluta.

    Nun ist Pluta selbst gegangen, und ob er bei Strenesse eine Lücke hinterlässt, wird sich zeigen. Er ist aus dem Vorstand des Nördlinger Mode-Herstellers ausgeschieden, wie das Unternehmen am Donnerstag in einer dünnen Presseerklärung mitteilte. Pluta habe seine Tätigkeit im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat beendet. Die Restrukturierung und Sanierung von

    Einerseits ist es nicht gerade überraschend, dass der Restrukturierungsexperte den Vorstand von Strenesse irgendwann verlässt. Der Aufsichtsrat hatte ihn im April 2014 als Krisenmanager geholt, nachdem das Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hatte. Pluta ist ein renommierter

    Andererseits ist sein Ausscheiden aus der Führung des Mode-Herstellers durchaus plötzlich und überraschend. Strenesse schrieb zuletzt wieder leicht schwarze Zahlen, doch ob das Unternehmen langfristig über den Berg ist, ist unklar. Zudem ist Strenesse auf der Suche nach einem Investor und hat diesen bislang noch nicht gefunden. Einen Nachfolger für die vakante Position, die bislang Pluta innehatte, gibt es ebenfalls noch nicht. Finanzchef Gerhard Geuder ist derzeit der einzige Vorstand bei Strenesse.

    Aufsichtsrat wollte Krisenmanager Pluta absetzen

    Tatsächlich dürfte für die Trennung auch die Entwicklung der vergangenen Wochen verantwortlich sein. Vor einem Monat war bekannt geworden, dass der Aufsichtsrat unter Führung des ehemaligen Firmenchefs Gerd Strehle den Krisenmanager absetzen wollte. Das Gremium befürchtete, dass Pluta das Unternehmen an einen Investor verkaufen könnte, der Strenesse zerschlagen wolle, hieß es. Nach Informationen unserer Zeitung stand die Firma zu dem Zeitpunkt in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem Finanzinvestor, an dem auch der Mode-Hersteller s.Oliver eine Beteiligung hält.

    Die angepeilte Lösung gefiel jedoch dem Aufsichtsrat nicht, was der anwaltliche Vertreter des Gremiums, Harald Mosler, zu der Zeit auch bestätigte, ohne den Namen des Interessenten zu nennen. Der Aufsichtsrat sei der Ansicht, dass das von Pluta favorisierte Geschäft „nicht primär auf eine Fortführung des Unternehmens gerichtet ist“, sagte Mosler. Pluta widersprach damals vehement. Eine Zerschlagung von Strenesse stehe nicht zur Debatte, erklärte er. Nun sagt Mosler, der Aufsichtsrat habe den Beschluss, Pluta abzusetzen, auch deshalb gefällt, da sich das Gremium schlecht informiert gefühlt habe. Das sei die Ursache der Entwicklung gewesen. Pluta selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    In dem Prozess der Insolvenz in Eigenverwaltung hat der Aufsichtsrat nicht die Macht, Vorstände einfach abzuberufen. Dazu bedarf es der Zustimmung des Sachwalters, und das ist im Fall von Strenesse der Kölner Rechtsanwalt Hans-Jörg Nerlich. Der hat nach Informationen unserer Zeitung dem Aufsichtsratsbeschluss letztlich zugestimmt, möchte das aber auf Nachfrage nicht bestätigen.

    Zukunft von Strenesse ist offen

    Die Zukunft des Mode-Herstellers ist derweil offen. Der Finanzinvestor, an dem auch s.Oliver beteiligt ist, hat dem Vernehmen nach kein Interesse mehr. Derzeit führe man Gespräche mit mehreren möglichen Investoren, sagt Nerlich. „Wir hoffen, dass es bald eine Einigung gibt.“

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