Hinter Symrise liegen spannende Tage an der Börse. Das niedersächsische Unternehmen mit Niederlassung in Nördlingen hatte die Nase ganz vorn: Der Aromen- und Dufthersteller visierte einen Platz im Deutschen Aktien-Index (Dax) an. Symrise hatte zwar das Nachsehen gegenüber dem Online-Essenslieferdienst Delivery Hero aus Berlin. Dieser löst im Dax nun Wirecard ab – der insolvente Zahlungsdienstleister muss nach dem milliardenschweren Skandal um gefälschte Bilanzen das deutsche Börsenoberhaus verlassen. Doch die AG verbucht das Ergebnis nicht als Niederlage. Im Gegenteil: Die guten Nachrichten reißen 2020 nicht ab.
Symrise-Produkte begegnen Verbrauchern fast täglich – nur wenige wissen davon. Gleich nach dem Aufstehen gibt es das erste Zusammentreffen, wie Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram erst kürzlich dem Handelsblatt erzählt hat: „Wir sind Weltmarktführer bei Oral-Care und Zahnpflegearomen.“ Symrise-Produkte fänden sich auch in Müslis wieder oder sorgten dafür, dass Autos neu riechen würden. Rohstoffe wie Citrus, Orange, Apfel, Limette und Kräuter sind außerdem in vielen Erfrischungsgetränken, Biermischgetränken und Spirituosen enthalten. Letztere werden unter anderem in Nördlingen hergestellt.
Welche Produkte stellt die Firma Symrise her?
Duftkreateuren soll es sogar gelungen sein, den Duft des Sommers in Parfum-Flacons zu füllen. Symrise zählt zu den global führenden Anbietern von Duft- und Geschmacksstoffen, kosmetischen Grund- und Wirkstoffen, Inhaltsstoffen sowie von Lösungen für die Nahrungsmittelherstellung auf Basis natürlicher Ausgangsstoffe. 2019 betrug der Umsatz rund 3,4 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2020 stieg er auf 1,82 Milliarden Euro an, ein Wachstum von 7,6 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 (1,69 Milliarden Euro) – trotz der angespannten Lage durch Corona. Der Konzern hat mehr als 100 Niederlassungen in Europa, Afrika, Asien, den USA oder Lateinamerika. Am Standort Nördlingen beschäftigt die AG etwa 200 Mitarbeiter. Deutschlandweit arbeiten bei Symrise etwa 3000 Mitarbeiter, weltweit waren es 2019 mehr als 10000.
Der nur knapp verfehlte Einstieg in den Börsen-Leitindex Dax bekümmert den Aromenhersteller Symrise offenbar kaum – die Holzmindener hoffen schon auf die nächste Gelegenheit. „Dass wir bei den nötigen Zahlen an der Marke zur Aufnahme in den Dax kratzen, ehrt und freut uns natürlich. (...) Aber das ist gar nicht unser primäres Ziel“, sagte Bertram.
Symrise in Nördlingen: Gute Entwicklung im Getränke-Geschäft
Eine Sprecherin der Niederlassung in Nördlingen teilte mit: „Wenn dann irgendwann die Aufnahme in den Dax kommt, freuen wir uns natürlich sehr und betrachten es als Beleg der langfristigen, nachhaltigen Entwicklung von Symrise.“ Schwerpunkt sei es, Wert im Unternehmen zu generieren, Börsenwert und Dividende zu steigern und das Nachhaltigkeitsprofil weiter zu verbessern.
Der Standort Nördlingen entwickelt sich nach Angaben des Unternehmens positiv. Mit dem Getränke-Geschäft werden von Nördlingen aus Aktivitäten in Europa, Afrika und dem Nahen Osten unterstützt. Sie seien Wachstumstreiber für Symrise und damit auch für den Standort. „Die starke Nachfrage nach natürlichen Extrakten und Geschmacksstoffen gibt ein positives Zeichen für unsere Zukunft in Nördlingen“, sagte die Sprecherin.
Die Symrise-Aktie hatte zuletzt deutlich zugelegt. Entscheidend für eine Aufnahme in den Dax ist – wie bei anderen Börsen-Indizes – zum einen eine hinreichend hohe Marktkapitalisierung: der Aktienkurs multipliziert mit der Zahl der umlaufenden Wertpapiere. Außerdem muss die betreffende Firma einen bestimmten Handelsumsatz an der Börse vorweisen können.
Welche Auswirkungen hat die Aufnahme in den Dax?
Die Mitgliedschaft in einem international wichtigen Börsenindex hat für die dazugehörenden Unternehmen vor allem Image-Vorteile, sie ist eine Frage des Prestiges. Indirekt können sich jedoch auch handfeste wirtschaftliche Vorteile daraus ergeben. Mächtige Fonds, die große Aktienpakete kaufen oder verkaufen, achten genau auf Veränderungen in der Zusammensetzung. Einige dieser institutionellen Investoren bilden Indizes exakt nach (ETFs). Dort muss dann bei Bedarf umgeschichtet werden, was in der Regel Einfluss auf die Aktienkurse hat. Der Dax misst die Wertentwicklung der 30 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes. (mit dpa)
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