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Nördlingen: Stabenfest: Tradition trotz Absage

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Stabenfest: Tradition trotz Absage

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    Dem Regen zum Trotz: Fünf Turmbläser spielen auf dem Daniel Musikstücke, die es sonst immer während des traditionellen Stabenfestes zu hören gibt.
    Dem Regen zum Trotz: Fünf Turmbläser spielen auf dem Daniel Musikstücke, die es sonst immer während des traditionellen Stabenfestes zu hören gibt. Foto: David Holzapfel

    Das Kind deutet hoch auf die Spitze des Daniel, der festlich beflaggt ist an diesem Tag. „Mama, was ist das?“ Diese antwortet: „Jetzt wäre doch gerade das Stabenfest.“ Es ist Montag, und normalerweise würden heute tausende Kinder durch die Straßen Nördlingens ziehen, in festlichen Gewändern und fröhlich singend. Gerade aber sind es lediglich ein paar Passanten, bewaffnet mit Regenjacken und Schirmen, die sich auf die Straße trauen. Es regnet, erst fallen vereinzelt Tropfen, kurz darauf kommt das Wasser kübelweise vom Himmel.

    Schon länger zeichnete sich ab, dass das Stabenfest in diesem Jahr nicht würde stattfinden können. Als das Coronavirus kam, nach und nach immer mehr Veranstaltungen verboten wurden, musste Nördlingens damaliger OB, Hermann Faul, schließlich auch das Aus des Stabenfestes bekanntgeben. Die Bestürzung war und ist nach wie vor groß; bei den Schaustellern und Gastronomen, denen eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen ist. Und bei den Tausenden Besuchern, die sich wie jedes Jahr auf das bunte Fest gefreut hatten.

    Wichtig, Rücksicht zu nehmen

    Susanne Schaffer steht auf dem Marktplatz vor St. Georg. Sie hat sich schick gemacht, trägt ein traditionelles Gewand mit Halstuch. An ihre Schulter gelehnt, weht eine rot-weiße Fahne im Wind. „Einerseits bin ich tieftraurig“, sagt

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    Trotz coronabedingter Absage: Ganz nehmen lassen wollen sich die Nördlinger ihr Traditionsfest trotzdem nicht. Oberbürgermeister David Wittner hatte schon im Vorfeld angeregt, an städtischen Gebäuden die Fahnen aufzuhängen. Auch Privathäuser dürften von den Bewohnern gerne mit den rot-weißen und blau-weißen Stabenfest-Fähnchen geschmückt werden. Und so gibt es an diesem Montag trotz grauen Himmels immer wieder auch bunte Lichtblicke an den Häuserfassaden der Altstadt zu sehen.

    Man lässt sich nicht unterkriegen

    Ortswechsel: Es ist kurz nach 10 Uhr. Oliver Körner, Michael Fischer, Armin Schneider, Johannes Kraus und Georg Kugler stapfen im Halbdunkel die Treppen des Daniel empor. Gleich wird das Bläserensemble vom ersten Kranz des Daniel das traditionelle Stabenlied und andere Stücke spielen. David Wittner sei mit dieser Idee im Vorfeld auf ihn zugekommen, sagt

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    Unten, auf dem Marktplatz, haben sich bereits einige Schaulustige mit Regenschirmen versammelt, sie nehmen Rücksicht und halten den Sicherheitsabstand ein. Dann geht es los, die Turmbläser spielen die normalerweise bei der Huldigung gespielten Stücke „Nun danket alle Gott“ und „Wogende Getreidefelder“ sowie „Geh aus meinem Herzen“. Der Regen wird stärker, die Notenblätter sind nach kurzer Zeit völlig durchweicht. Den Zuhörern am Boden scheint das schlechte Wetter nichts auszumachen, nach jedem Stück hallt Applaus nach oben. Es ist ein kleines und doch wirkungsvolles Signal, das die fünf durchnässten Musiker hinaus ins Ries tragen: Man lässt sich nicht unterkriegen, nicht vom Regen und auch nicht von einem Virus.

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