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Nördlingen: So viele Bürger unterschrieben gegen das Nördlinger Egerviertel

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So viele Bürger unterschrieben gegen das Nördlinger Egerviertel

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    Auf dem ehemaligen Anker-Gelände nahe der Stadtmauer soll ein Gebäudekomplex mit dem Namen „Egerviertel“ entstehen. Vor der Kommunalwahl ist ein Konflikt um das Vorhaben entbrannt. Nun haben Bürger eine Unterschriftenliste gegen die bisherige Planung eingereicht.
    Auf dem ehemaligen Anker-Gelände nahe der Stadtmauer soll ein Gebäudekomplex mit dem Namen „Egerviertel“ entstehen. Vor der Kommunalwahl ist ein Konflikt um das Vorhaben entbrannt. Nun haben Bürger eine Unterschriftenliste gegen die bisherige Planung eingereicht. Foto: Anton Färber

    Im Januar entbrannte eine Debatte über das Egerviertel in Nördlingen. Seitdem sammelten Bürger - unterbrochen von der Coronakrise - Unterschriften gegen das Projekt. Oberbürgermeister David Wittner spricht von einer „erklecklichen Anzahl“, als die Initiatoren ihm am Mittwochmorgen die Unterschriften in der Bundesstube des Rathauses übergeben. „Das ist ein klares Signal aus der Bürgerschaft, dass es große Bedenken gegenüber den bisherigen Planungen des Egerviertels gibt“, betont er.

    1269 Bürger haben gegen das Egerviertel in der geplanten Form unterschrieben. Diese sieht bislang 82 Wohnungen, eine Kindertagesstätte mit Hort, eine Beratungsstelle, ein Café und Büros sowie eine dazugehörige Tiefgarage mit 125 Stellplätzen vor. Letztere ist einer der großen Kritikpunkte, die die Initiatoren Werner Luther und Andreas Lachenmeyer gegenüber Wittner äußern. Durch den unterirdischen Bau könnten umliegende Gebäude und sogar die Stadtmauer Schaden nehmen. Die Haftungsfrage, insbesondere für Langzeitschäden, sei ungeklärt.

    Die Initiatoren des Protests Werner Luther (links) und Andreas Lachenmeyer übergeben die Listen an Oberbürgermeister David Wittner.
    Die Initiatoren des Protests Werner Luther (links) und Andreas Lachenmeyer übergeben die Listen an Oberbürgermeister David Wittner. Foto: Philipp Wehrmann

    Zudem müssten mehrere Tausend Lastwagenfuhren Erdreich aus der engen Altstadt weggebracht werden, kritisiert Luther. Dabei sei die Gasse an der Stadtmauer ohnehin ein Nadelöhr und nur einspurig befahrbar. Außerdem könne es nicht sein, dass sich Normalbürger strengstens an die Altstadtsatzung halten müssten und Großprojekte einen Freibrief erhielten.

    Seit der Wahl liefen wieder Gespräche mit der Stadt Nördlingen

    Der Oberbürgermeister sagt daraufhin, die Anzahl der Unterschriften verdeutliche, dass es sich nicht nur um ein Anliegen von Anwohnern handle. „Es zeigt auch den Stellenwert unserer historischen Altstadt.“ Die Eigentümer, Investoren und Planer seien nach der Wahl und vor Amtsübergabe an ihn herangetreten, nachdem das Projekt im Februar von ihnen zurückgestellt worden war. An den Gesprächen seien das Stadtbauamt, die Kämmerei, Heimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel und das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt gewesen. In diesen Gesprächen habe die Stadt zum Ausdruck gebracht, dass man „erhebliche Schwierigkeiten“ bei der Realisierung der momentanen Pläne sehe.

    Dass der Oberbürgermeister den bisherigen Planungen kritisch gegenübersteht, ist nicht neu. Bereits im Januar, vor Amtsantritt, hatte er gegenüber unserer Redaktion ein „altstadtverträgliches“ Egerviertel gefordert. „Wir sind kein Ballungsraum. Das Projekt muss auf Nördlinger Maße gestutzt werden“, sagte er damals.

    Eigentümerfamilie soll Grundstück entwickeln können

    Einig ist er sich aktuell mit den Kritikern über einen weiteren Punkt: „Fest steht aber auch, dass wir der Eigentümerfamilie die Chance geben müssen, das Grundstück zu entwickeln.“ Luther und Lachenmeyer nicken. Das stehe außer Frage, sagt Luther. „Denkbar wäre aus unserer Sicht eine Variante ohne Tiefgarage, möglicherweise mit einem oberirdischen Parkhaus mit Satteldach“, sagt der Bauunternehmer.

    Auf Nachfrage unserer Redaktion, inwieweit die Stadt das Heft des Handelns in der Hand hält, erklärt Wittner, beim derzeitigen Verfahren über einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Egerviertel liege die Entscheidung allein beim Stadtrat. Gleichwohl habe jeder Bauherr das Recht, auf Grundlage der bestehenden Bebauungspläne in der Altstadt einen Bauantrag zu stellen.

    Am Donnerstag präsentieren die Investoren das Projekt öffentlich dem Nördlinger Stadtrat. Wittner sagt, eine öffentliche Diskussion über das Egerviertel sei notwendig. Bisher kennen ihm zufolge der Stadtrat, die Verwaltung und er selbst die modifizierten Pläne nicht. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Stadtsaal Klösterle. Auch das weitere Vorgehen beim Hallenbad steht auf der Tagesordnung.

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