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Nördlingen: So abwechslungsreich war die Auszieh-Show im "Zwingerclub" in Nördlingen

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So abwechslungsreich war die Auszieh-Show im "Zwingerclub" in Nördlingen

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    Voller Körpereinsatz: Lotti Lieblich, Elsie Marley und Bana Banana (von links) zeigten bei ihrer Burlesque-Show ihre Qualitäten.
    Voller Körpereinsatz: Lotti Lieblich, Elsie Marley und Bana Banana (von links) zeigten bei ihrer Burlesque-Show ihre Qualitäten. Foto: Robert Milde

    Eigentlich ist Burlesque, diese verruchte Form des Unterhaltungstheaters aus den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts, längst aus der Zeit gefallen. Damals, als unsere Vorväter noch reichlich in Wallung gerieten bei diesen als Musiktheater getarnten Ausziehshows. Heute bekommt Mann im Internet jederzeit unbegrenzt weit höher dosierte Nackte-Haut-Szenen frei Haus geliefert.

    Umso schöner, dass die analoge Auszieh-Show „Tits & Jazz“ mit den drei Protagonistinnen Elsie Marley (die auch für die Moderation verantwortlich zeichnete), Bana Banana und Lotti Lieblich solchen Zuspruch fand: die Freilichtbühne Alte Bastei war (unter Corona-Bedingungen!) ausgebucht. Und das – zumeist weibliche – Publikum hatte von Beginn an seinen Spaß, obwohl die riesige und weitgehend schmucklose Bühne alles andere als ideal für die Art von Kunst ist, ein schnöde betoniertes „Stäpfele“ ist nun mal keine Showtreppe.

    Die Künstlerinnen haben unter dem Lockdown gelitten

    Trotzdem, die Mädels gaben ihr Bestes, in aller Regel waren das die Kostüme, die keinem ihrer vielen Songs standhielten: am Ende eines jeden waren fast alle Hüllen gefallen, mit den reichlich präsentierten Reizen wurde jedenfalls nicht gegeizt. Ihr Konzept der „Body Positivity“, der lasziv zelebrierten Weiblichkeit und des sich selbst auf-die-Schippe-Nehmens geht auf, ob beim gleich zu Anfang das Thema bestens erklärenden Meghan-Trainor-Song „All About That Bass“, bei Edith Piafs „Je ne regrette rien“, Jacques Brels „Amsterdam“ oder auch Trude Herrs „Morgens bin ich immer müde“. Die drei Tänzer-, Sängerinnen bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Frivolität und Genialität, nicht immer passt ein Striptease zum Song. So wird man hin- und hergerissen zwischen glamourösen Showeinlagen und satirischen Gesangsstücken, zwischen (auch derben) sexuellen Anspielungen und ernsten Momenten, die dann hinter die Masken der Künstlerinnen blicken lassen, die, genauso wie viele anderen Künstler, sehr unter dem Lock-Down gelitten haben.

    Das Solo-Stück „What Do You Do In Quarantine“ von Elsie Marley, nur von ihr selbst auf der Ukulele begleitet, war so ein berührend offener Moment. Dann hetzten die drei ihr Publikum munter weiter, „Hot Stuff“, mit einer Katzen-Kostüm-Performance von Lotti-Lieblich oder dem „Black Widow“ Spinnen-Song von Bana Banana.

    Die Zwangspause bedingte manche Fehler

    Auch Lotti Lieblichs „Nixen-Strip-Tanz“ war auf dem Bastei-Beton-Boden eine akrobatische Herausforderung. Nicht alles klappte, man merkte den Künstlerinnen die drei Monate Zwangspause deutlich an. Mal versagte die Technik, mal fehlte ein Kostüm, mal hakte der Text. Doch die Liebe zu ihrem Tun und die Professionalität, mit der sie Pannen überaus sympathisch überspielten, machte diese kleinen Ausrutscher zum Erlebnis. So improvisierte Marley zu störendem Feuerwerks-Lärm und stimmte sogar Orffs „O Fortuna“ an, bevor sie dann übergangslos „Busen Makes the World Go Round“ im Wortsinn handfest zelebrierte.

    Ein toller Abend mit erstaunlichen gesanglichen Leistungen, unzähligen Glitzer-Kostümen und überaus vergnüglichen Tanzeinlagen. Mit der Zugabe „What’s Going On“ von in diesem Fall „3 Non-Blondes“, nur auf der Ukulele und beim Refrain vom Publikum begleitet, ging ein luftig leicht(bekleidet)er Abend zu Ende.

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