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Nördlingen: Skepsis zur neuen Düngeverordnung im Ries

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Skepsis zur neuen Düngeverordnung im Ries

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    Die Bauern wehren sich gegen verschärfte Auflagen der EU bei der Düngung.
    Die Bauern wehren sich gegen verschärfte Auflagen der EU bei der Düngung. Foto: Philipp Schulze/dpa/Archivbild

    In diesem Jahr gab es kaum eine größere politische Veranstaltung, bei der nicht zahlreiche Landwirte mit ihren Traktoren aufgefahren sind, um gegen die ihrer Ansicht nach verfehlte Agrarpolitik in Brüssel und Berlin lautstark zu demonstrieren. In Nördlingen bekamen dies die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer beim Frühjahrsempfang der Nördlinger CSU und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder anlässlich seines Besuchs bei der Firma Varta zu spüren.

    Die Bauern wehrten sich nicht allein nur gegen Einschränkungen durch das erfolgreiche Volksbegehren für mehr Artenschutz, sondern vor allem gegen verschärfte Auflagen der EU bei der Düngung ihrer Flächen aufgrund zu hoher Nitrat-Belastungen. Ermittelt werden diese Daten anhand von speziellen Messstellen. Die besonders belasteten Flächen werden als „Rote Gebiete“ bezeichnet, innerhalb derer strenge Auflagen für die Ausbringung von Dünger herrschen. Bisher fiel nahezu das gesamte Ries in diese Kategorie – sehr zum Unmut der betroffenen Bauern.

    Verordnungsentwurf sieht Halbierung der "Roten Gebiete" vor

    Das soll jedoch künftig anders werden. Ein Verordnungsentwurf des bayerischen Landwirtschafts-ministeriums sieht vor, bayernweit die „Roten Gebiete“ zu halbieren. Waren es bisher 21 Prozent der Gesamtfläche, sollen es künftig nur noch rund zwölf Prozent sein.

    Auf die Barrikaden hatte die Landwirte die Verabschiedung der neuen Düngeverordnung im März dieses Jahres gebracht, mit der ihnen die Daumenschrauben deutlich angezogen wurden. Unter anderem muss innerhalb eines „Roten Gebietes“ die Ausbringung von Stickstoff-Dünger um 20 Prozent reduziert werden. Zudem gibt es ein Verbot für die Herbstdüngung von Zwischenfrüchten. Die Landwirte halten dies für Unsinn, weil damit die Zwischenfrüchte nicht richtig wachsen könnten. Durch all die Einschränkungen im Zuge der Düngeverordnung werden nicht zuletzt erhebliche Ertrags- und Qualitätseinbußen befürchtet.

    Forderung nach mehr Messstellen

    Zur Verbesserung ihrer Situation haben die Landwirte zusammen mit ihren Interessensverbänden deshalb gefordert, mehr Messstellen einzurichten, um die belasteten Gebiete in ganz Bayern kleinräumiger ausweisen zu können. Die bayerische Staatsregierung hat dies nach einem gewissen Zögern zugesagt und will die Zahl von derzeit 600 Messstellen innerhalb von sechs Jahren auf 1500 erhöhen.

    Karlheinz Götz
    Karlheinz Götz

    Dass die „Roten Gebiete“ bereits jetzt ohne eine nennenswerte Zunahme der Messstellen ab kommendem Jahr kleiner ausfallen sollen, liegt nach Auskunft des Obmannes des Bauernverbandes im Landkreis Donau-Ries, Karlheinz Götz, an einem veränderten Vorgehen. Neben den bestehenden Messstellen würden zusätzlich sogenannte „Stützmessstellen“ mit oberflächennahem Wasser, wie beispielsweise alte Brunnen, herangezogen. Diese kleinräumigere Betrachtungsweise führe unter Umständen dazu, dass ein bisher als „rot“ geltender Abschnitt sich als nicht belastet herausstelle und fortan als unbelastet gelten könne.

    Es gibt Bedenken der Bauern

    Götz zeigte sich insgesamt allerdings noch zurückhaltend mit einer Beurteilung der neuen Verordnung aus dem Ministerium. „Es ist ja nicht so, dass das gesamte Ries jetzt grün wird. Durch die neue Kulisse werden Abschnitte, die bisher grün waren, rot“, betonte Götz. Auch gebe es Flächen, die rot blieben, insbesondere im Bereich Oettingen, Munningen und Laub. Die betroffenen Berufskollegen dort seien alles andere als erfreut. Auch südlich Nördlingens tauche in der neuen Kulisse ein „roter Fleck“ auf, den er allerdings bis dato noch nicht genau bezeichnen könne, so Götz. Sein Fazit: Zum Jubeln gebe es keinen Grund. Doch offenbar hätten der Druck des Bauernverbandes und der Landwirte selber zu Verbesserungen geführt.

    Wolfgang Fackler
    Wolfgang Fackler

    Bereits vor geraumer Zeit hatte sich der CSU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler an Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gewandt und Änderungen bei der Einteilung der nitratbelasteten „Roten Gebiete“ gefordert. Jetzt zeigt er sich weitgehend zufrieden, wie er unserer Zeitung sagte. „Aus meiner Sicht hat sich der politische Einsatz gelohnt. Es ist aber dennoch wichtig, dass die Balance von Bodenbewirtschaftung und sauberem, unbelastetem Grundwasser weiterhin gewährleistet sein muss“, erklärte Fackler.

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