Die Frage ist noch offen: Soll das neue Hallenbad fünf oder sechs Bahnen erhalten? Der Nördlinger Stadtrat wird einen Architektenwettbewerb mit Entwürfen für fünf Bahnen durchführen und der Sieger soll zusätzlich einen Plan mit sechs Bahnen vorlegen. Anschließend erst soll eine Entscheidung fallen. Das alte Hallenbad hat vier Bahnen, die Länge von 25 Meter soll gleich bleiben. Was sagen die Gruppen dazu, die das Hallenbad bisher regelmäßig nutzten und wie sah die Nutzung aus?
Die Schulen belegten das Bad zuletzt intensiv für den Schwimmunterricht. Laut Stadtverwaltung nutzten im vergangenen Schuljahr sieben Nördlinger Schulen das Bad von Montag bis Freitag am Vormittag und am Montag zudem am Nachmittag – durchgängig. Das Bad war in dieser Zeit für die Öffentlichkeit gesperrt. Harald Deiß, Sportlehrer am Theodor-Heuss-Gymnasium, sagt zur Diskussion um eine sechste Bahn im geplanten neuen Hallenbad: „Je mehr Bahnen das Becken hat, umso mehr Schüler können gleichzeitig im Wasser beschäftigt werden, umso weniger müssen draußen bleiben. Wenn schon ein neues Hallenbad gebaut wird, ist es sinnvoll, das Becken mit einer Bahn mehr zu bauen.“
Mehr Besucher durch mehr Bahnen im Nördlinger Hallenbad?
Auch der 1. Schwimmverein Nördlingen befürwortet eine sechste Bahn. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung und den Oberbürgermeister, das den Rieser Nachrichten vorliegt, heißt es: „Das neue Hallenbad wird mit Sicherheit attraktiver und die Besucherzahlen werden sich garantiert enorm steigern.“ Mit Blick auf den gesellschaftlichen Wandel des Freizeitverhaltens meint der Schwimmverein, dass sechs Bahnen zukunftstauglicher wären.
Bislang nutzte der Verein das Bad montagabends ab 17.30 Uhr allein auf allen vier Bahnen. Auf zwei Bahnen schwammen die Mitglieder bisher mittwochs von 18 bis 20 Uhr und donnerstags von 16.30 bis 19 Uhr und danach wieder auf allen vier Bahnen. Grundsätzlich ist Harald Biller, Zweiter Vorstand und zuständig für das Schwimmtraining, über den Neubau froh: „Im Falle einer Renovierung hätte es eine Schließzeit von 18 Monaten gegeben, das wäre der Super-Gau für uns gewesen.“
Biller befürchtet aber, dass sich die Trainingssituation des Schwimmvereins mit dem neuen Hallenbad verschlechtern werde. Bislang konnte der Verein regelmäßig auf zwei Bahnen mit der normalen Breite von jeweils 2,5 Metern trainieren. Karl Stempfle, Verantwortlicher der Stadt für die Liegenschaften und für das künftige Hallenbad, stellte im Stadtrat zuletzt Pläne vor, wonach die beiden Trainingsbahnen des Vereins auf zwei Meter Breite geschmälert werden sollen. Für das Kraulschwimmen wäre dies ausreichend. Biller hingegen sagt, dass man auch für Kraul die volle Breite der Bahn brauche, damit sich entgegenkommende Schwimmer nicht ineinander verhakten und verletzten. Außerdem würden auch andere Stile wie etwa Delfin geschwommen.
Derzeit habe der Verein 110 aktive Kinder und Jugendliche, von denen 40 für Wettkämpfe trainierten. „Mehr können wir auch nicht aufnehmen“, sagt Biller. Beim traditionellen Schwimmfest, dem Wilhelm-Christ-Gedächtnisschwimmen, zeige sich aber durchaus größeres Interesse am Schwimmsport.
Der Schwimmverein nehme an schwäbischen Meisterschaften teil, gelegentlich auch an bayerischen Meisterschaften. „Es wäre unser Wunsch, auch eine Schwäbische Meisterschaft nach Nördlingen zu holen“, sagt Biller.
Die DLRG hat nicht den Platz zum Trainieren, den sie bräuchte
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nutzt das Bad ebenfalls für das Training der Rettungsschwimmer. Der Erste Vorstand des Nördlinger Ortsverbands, Matthias Tegeler, befürwortet eine sechste Schwimmbahn. Die rund 50 Kinder und Jugendlichen, die bei der DLRG trainierten, würden sich alle 14 Tage abwechseln, da der Verein nur einmal in der Woche für eine Stunde zwei Bahnen habe. „Wir haben aktuell nicht den Platz zum Trainieren, den wir bräuchten“, sagt Tegeler, „wir bräuchten das Doppelte.“
Auch der TSV Nördlingen hält seit vielen Jahren einen Kurs im Bad ab. Eine Stunde pro Woche findet Reha-Sport statt, zuletzt mit 17 Teilnehmern. Kursleiter Dieter Gottschalk meint, er käme auch mit fünf Bahnen zurecht.
Nach Einschätzung von Martin Gruber, Betriebsleiter der Nördlinger Bäder, sei mit sechs Bahnen zwar ein „kompromissloser Betrieb“ möglich, bei dem allen Nutzern des Bads Genüge getan werden könne. Er gibt sich vorsichtig: „Die Frage der Finanzierbarkeit steht aber über allem.“
Eine sechste Bahn ist vor allem eine Kostenfrage. In der zurückliegenden Stadtratssitzung nannte Jürgen Eichelmann, Leiter des Gebiets Hochbau bei der Stadt, Mehrkosten beim Bau von 1,9 bis 2,2 Millionen Euro und eine Steigerung der Betriebskosten um 150.000 Euro pro Jahr.
Die Entwürfe der Architekten sollten bis zum Frühjahr vorliegen, sagt der Pressesprecher der Stadt, sodass anschließend eine Entscheidung getroffen werden könne.
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