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Nördlingen: Schwere Vorwürfe nach Corona-Fällen bei Lidl in Nördlingen

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Schwere Vorwürfe nach Corona-Fällen bei Lidl in Nördlingen

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    Lidl wehrt sich nach einem Corona-Ausbruch gegen Kritik. Die Filiale in Nördlingen wurde vor Kurzem umgebaut.
    Lidl wehrt sich nach einem Corona-Ausbruch gegen Kritik. Die Filiale in Nördlingen wurde vor Kurzem umgebaut. Foto: Jan-Luc Treumann

    In der Nördlinger Lidl-Filiale wird umgebaut, als sich mehrere Mitarbeiter mit dem Coronavirus infizieren. Neben den gemeldeten Fällen sollen sich elf Personen in Quarantäne befinden. Eine Arbeitskraft erhebt schwere Vorwürfe gegen die Filialleitung: Infektionen hätten verhindert werden können. Auch als der Lebensmittel-Discounter wieder öffnete, soll Personal gearbeitet haben, das positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

    Der Umbau der Filiale in der Augsburger Straße fand laut Lidl in der Woche zwischen dem 22. und 28. März statt. Nach Informationen unserer Zeitung soll es am Donnerstag, 25. März, den ersten positiven Corona-Fall unter den Mitarbeitern gegeben haben. Weitere Menschen haben sich infiziert. Eine von den Auswirkungen betroffene Person schildert gegenüber unserer Redaktion außerdem, dass während des Umbaus die Gänge verkleinert worden seien. Die Arbeitskraft fürchtet um ihren Job und will sich deshalb nicht mit ihrem Namen äußern, der ist aber der Redaktion bekannt.

    Lidl in Nördlingen: Grundsätzlich ein guter Arbeitgeber, bei Corona sei das aber anders, sagt eine Mitarbeiterin

    Grundsätzlich sei Lidl ein guter Arbeitgeber, sagt die Arbeitskraft, allerdings nicht unter Corona-Bedingungen. Als die Filiale am Montag, 29. März, wiedereröffnet wurde, sollen die Tests von drei weiteren Mitarbeiterinnen positiv gewesen sein, wovon nur eine direkt nach Hause gegangen sein soll. Die Befürchtung: Es könnte also auch die Gefahr bestehen, dass Kunden infiziert wurden.

    Es hätte vermieden werden können, dass sich so viele anstecken oder in Quarantäne müssen, wenn die Leitung sofort gehandelt hätte und transparent mit dem Ausbruch umgegangen wäre, so die Frau. Sie habe auch kein Verständnis dafür, dass die Anzahl der Kunden in der Filiale nicht kontrolliert werde.

    Lidl wehrt sich über einen Pressesprecher gegen die Anschuldigungen. Nach einer Anfrage unserer Zeitung sei eine „umfassende Überprüfung“ bei den zuständigen Kollegen in Nördlingen eingeleitet worden. Mit einem externen Dienstleister seien dort Maßnahmen getroffen worden, als die ersten Infektionen bekannt wurden. Lidl teilt mit: „Diesbezüglich standen wir im engen Austausch mit den zuständigen Behörden und haben freiwillig noch weitere Maßnahmen veranlasst, die weit über die behördlichen Vorgaben hinausgehen.“

    Lidl wehrt sich gegen die Anschuldigungen aus Mitarbeiterkreisen

    Alle Kontaktpersonen haben sich dem Lidl-Sprecher zufolge umgehend in die behördliche vorgeschriebene Quarantäne begeben. Darüber hinaus habe Lidl alle Kontaktpersonen ersten Grades nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts sowie weitere mögliche Kontaktpersonen vorsorglich von der Arbeit freigestellt. Das Unternehmen bezeichnet das Hygienekonzept als „etabliert und anerkannt“, das stets angepasst werde und mit unabhängigen Experten entwickelt worden sei. Dass dieses Konzept wirksam sei, würden die „allgemein geringen Infektionszahlen in unserem Unternehmen zeigen“.

    Lidl hält der Kritik außerdem weitere Hygienemaßnahmen entgegen. Die Einkaufswagen seien im Verhältnis zur Verkaufsfläche reduziert worden. Weiter heißt es, dass zusätzliches Personal für die Einlasskontrolle nur dann eingesetzt werde, wenn die maximale Auslastung der Filiale prognostiziert werde: „Dies wird in Nördlingen jedoch nicht erwartet.“ Außerdem müsse jeder Kunde einen Einkaufswagen als einfache Hilfe zur Abstandseinhaltung und Begrenzung der Personenzahl in der Filiale nutzen. Bei einem Besuch vor Ort zeigt sich allerdings, dass Kunden nicht darauf hingewiesen werden, wenn sie ohne Einkaufswagen einkaufen gehen.

    Kunden und Mitarbeiter werden bei Lidl geschützt, heißt es von einem Unternehmenssprecher

    Kunden und Mitarbeiter würden außerdem mit 360-Grad-Plexiglasscheiben geschützt, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel stünden für die Kunden ebenfalls zur Verfügung. Hygienevorschriften seien sichtbar angebracht worden, unter anderem mit Bodenaufklebern, und auch auf das Tragen einer Maske werde hingewiesen. Abschließend teilt der Pressesprecher mit: „Unserer Untersuchung nach hat daher für unsere Kunden zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Infektion bestanden.“

    Gesundheitsamt bestätigt die Fälle, Gewerbeaufsichtsamt ist nicht involviert

    Das Gesundheitsamt Donau-Ries bestätigt die Corona-Fälle in der Lidl-Filiale. Ein Sprecher teilt mit, dass die Meldungen über die Osterfeiertage eingegangen seien, also etwa eine Woche nach dem ersten Bekanntwerden. Er schreibt: „Die Ermittlungen (des Amts, Anm. d. Red.) wurden umgehend aufgenommen und entsprechende Maßnahmen im infektiösen Zeitfenster liegender Betroffener wurden bereits angeordnet.“ Weitere Personen seien befragt worden. Fünf Mitarbeiter, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, stünden unter Quarantäne. Nicht alle von ihnen stammten aus dem Landkreis Donau-Ries.

    Weitere elf Kontaktpersonen befänden sich derzeit in Quarantäne. Schwere Krankheitsverläufe seien nicht bekannt. Außerdem teilt die Behörde mit, dass „keine konkreten Hinweise auf eine fehlende Umsetzung der betrieblichen Infektionsschutzmaßnahmen vorliegen“. Deshalb sei das Gewerbeaufsichtsamt nicht hinzugezogen worden, das überwacht, ob der Arbeitsschutz eingehalten werde.

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