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Nördlingen: Rieser Lehrerin sagt: „Viele von uns sind am Limit“

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Rieser Lehrerin sagt: „Viele von uns sind am Limit“

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    Blick in ein Klassenzimmer. Während manche Schüler schon wieder den Unterricht besuchen, sind andere immer noch zuhause. Für alle Betroffenen eine besondere Situation.
    Blick in ein Klassenzimmer. Während manche Schüler schon wieder den Unterricht besuchen, sind andere immer noch zuhause. Für alle Betroffenen eine besondere Situation. Foto: Peter Kneffel/dpa/Symbolbild

    Frau Baumann, die Lehrergewerkschaft beklagt, Schulen befänden sich im Notbetrieb. Welche Erfahrungen machen Sie im Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband im Ries?

    Viele von uns arbeiten am Limit und sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Am stärksten belastet viele, dass sie wissen: Wenn ich ausfalle, müssen andere das auffangen. Denn die mobile Reserve, die für solche Fälle existiert, scheint vollkommen ausgeschöpft zu sein.

    Kultusminister Michael Piazolo war zufrieden mit dem Start ins Schuljahr.

    Mir ist durchaus die eine oder andere Verärgerung darüber zu Ohren gekommen, dass Herr Piazolo von Regelbetrieb spricht. Davon kann keine Rede sein. Viele unserer Mitglieder würden ihn gerne für einen Tag in ihre Schule einladen, um ihm einen Eindruck zu verschaffen, wie die Realität aussieht.

    Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht tatsächlich dar?

    Schulen leiden unter einem massiven Lehrermangel. Darauf haben wir im Ries schon im Februar hingewiesen. Wir haben bereits bei einer Veranstaltung mit 150 Teilnehmern in Löpsingen mehr Unterstützung für Lehrer von der Politik gefordert. Schon zu diesem Zeitpunkt waren Lehrer überlastet. Unter den aktuellen Bedingungen leiden Lehrkräfte natürlich zusätzlich. Umso mehr muss sich jetzt etwas tun, um die Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen und Lehrern zu verbessern.

    Daniela Baumann, Förderlehrerin in Oettingen, fordert mehr Rückhalt für Lehrer.
    Daniela Baumann, Förderlehrerin in Oettingen, fordert mehr Rückhalt für Lehrer. Foto: Jürgen Thomé, BLLV Schwaben

    Wie äußert sich die zusätzliche Belastung jetzt?

    Wir müssen zum Beispiel darauf achten, dass die Kinder Abstand halten. Wenn sie ihren Platz verlassen oder der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, müssen sie eine Maske tragen. Wenn Schüler das nicht tun, müssen wir sie ermahnen. Dazu kommt, dass auch in den Pausen gewährleistet sein muss, dass die Klassen nicht miteinander in Kontakt kommen. Es bräuchte dringend mehr Personal für die Aufsicht, ansonsten gibt es für uns keinen Moment der Ruhe.

    Wie könnte die Regierung die Situation konkret verbessern?

    Am wichtigsten ist es, gegen den Lehrermangel vorzugehen. Das geht nur, wenn die Attraktivität unseres Berufes wieder besser wird. Aktuell ist es nicht attraktiv, Grund- oder Mittelschullehrer zu werden.

    Wie gut kommen Kinder mit der aktuellen Situation klar?

    In meiner Wahrnehmung ist es eine Belastung für viele Schüler. Stellen Sie sich vor, ein Kind kommt gerade vom Kindergarten in die Grundschule. All das Sozialverhalten, das Kinder erlernen, dürfen sie jetzt nicht mehr ausleben. Gruppenarbeiten zum Beispiel sind nur mit Maske möglich.

    Verstehen die Kinder die Gründe?

    Wir versuchen natürlich, die Regeln und unser Handeln zu erklären, deshalb verstehen die Kinder grundsätzlich schon, warum es diese Maßnahmen gibt.

    Wie gut sind die Schulen im Ries aus Ihrer Sicht darauf vorbereitet, dass der Unterricht wieder ganz oder teilweise zu Hause stattfindet?

    Vor den Ereignissen im März konnte sich niemand vorstellen, dass Schulen geschlossen und Kinder zu Hause unterrichtet werden. Jetzt bereiten sich die Schulen gezielt auf dieses Szenario vor. Wir sind also zumindest besser dafür gerüstet als im Frühjahr.

    Hat sich die technische Ausstattung für Lehrer und Schüler verbessert?

    Soweit mir bekannt ist, haben wir noch nicht überall das angestrebte Niveau der technischen Ausstattung erreicht.

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