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Nördlinger Schreiner sagt: „Finde ich unverschämt von der Stadt“
![Gunter Ziegelmeier mit Sohn Philipp in der Schreinerei. Gunter Ziegelmeier mit Sohn Philipp in der Schreinerei.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Auf dem früheren Strenesse-Gelände sollen bald Wohnungen gebaut werden – zum Ärger eines Schreiners. Und: Der Bauträger verrät, was die Immobilien etwa kosten könnten.
![Nördlinger Schreiner sagt: „Finde ich unverschämt von der Stadt“ Jan-Luc Treumann](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/incoming/crop53271306/7333055789-cv1_1-w40-owebp/Jan-Luc-Treumann?t=.jpg)
Wo gehobelt wird, fallen nicht nur Späne. Es wird auch mal lauter. So auch bei der Schreinerei Ziegelmeier. Seit 1966 befindet sich der Betrieb an der Schäufelinstraße, gegründet wurde er im 19. Jahrhundert und seit fast 30 Jahren leitet Gunter Ziegelmeier die Schreinerei. Auch die nächste Generation steht schon bereit, wie Ziegelmeier sagt. Doch er fürchtet um die Zukunft seines Betriebs. Was er der Stadt Nördlingen vorwirft, wie OB Wittner darauf reagiert und was auf dem Gelände entsteht.
Denn mit dem Ende der Firma Strenesse hat der Stadtrat im vergangenen Herbst einen Bebauungsplan beschlossen, der auf dem Gelände Wohnungen vorsieht. Diese werden von der Firma Wohnpark Neue Mitte aus Mertingen gebaut. Und zwar neben der Schreinerei von Gunter Ziegelmeier. Bereits beim damaligen Beschluss kritisierte er die Entscheidung, da er um seinen Betrieb fürchtet. Denn in seiner Firma gebe es nun einmal auch Lärm, Ziegelmeier fürchtet Probleme mit den künftigen Bewohnern.
Schallschutz ist das Thema auf dem Strenesse-Gelände
Im vergangenen Herbst erwog er eine Klage, die er schließlich auch beim Bayerischen Verwaltungsgericht eingereicht habe. Unter anderem ging es um die Schallschutzmaßnahmen. Zudem wäre es aus Ziegelmeiers Sicht eigentlich sinnvoll gewesen, wenn eines der Gebäude gedreht worden wäre. „Es ergibt keinen Sinn, wenn Schlafräume und Balkone auf unsere Seite gehen“, sagt der Betriebsinhaber. In einem Schallschutzgutachten sei man seiner Meinung nach von falschen Werten ausgegangen.
![Erste Bauarbeiten finden auf dem früheren Strenesse-Gelände schon statt, doch erst wenn es eine Einigung zwischen der Schreinerei und dem Bauträger gibt, kann richtig losgelegt werden. Die rote Ziegelwand gehört zum Gelände der Schreinerei. Erste Bauarbeiten finden auf dem früheren Strenesse-Gelände schon statt, doch erst wenn es eine Einigung zwischen der Schreinerei und dem Bauträger gibt, kann richtig losgelegt werden. Die rote Ziegelwand gehört zum Gelände der Schreinerei.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Eine Messung vor Ort habe höhere Werte ergeben, als letztlich festgehalten worden seien. Auch habe man deutlich weniger Fenster als in der Realität mit einbezogen. Dabei seien diese und die Tore im Sommer auch häufig geöffnet, damit es Durchzug gebe. Das bedeute aber mehr Lärm.
Mittlerweile stehe man aber kurz vor einer Einigung mit Wohnpark Neue Mitte. So soll in die Kaufverträge aufgenommen werden, dass sich nebenan der Handwerksbetrieb befindet. Auch ausreichende Schallschutzmaßnahmen sollen nach Ziegelmeiers Wunsch eingebaut werden, zum Beispiel Schallschutzfenster und verglaste Balkone.
"Uns kleinen Betrieb kann man überfahren, das finde ich unverschämt von der Stadt"
Zu dem Konflikt will Siegfried Schneid, einer der Geschäftsführer von Wohnpark Neue Mitte, nicht viel sagen. Nur so viel: „Der Konsens der Verträge ist, dass die Schreinerei weiterarbeiten kann und deren Existenz gesichert ist.“ Doch abgesehen davon stört Ziegelmeier auch, dass die Stadt Nördlingen erst den Bebauungsplan verabschiedet und sich dann aus dem Thema rausgehalten habe.
Seine Firma sei immerhin auch ausgezeichnet worden als Fensterbauer des Jahres. „Aber uns kleinen Betrieb kann man überfahren, das finde ich unverschämt von der Stadt“, sagt er. Auch mit dem Bayerischen Rundfunk hat er darüber gesprochen, der das Thema in seiner Sendung „Kontrovers“ aufgreifen wird.
Was Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner zu den Vorwürfen sagt
Dass sich die Stadt Nördlingen aus der Diskussion herausgehalten habe, bestreitet Oberbürgermeister David Wittner im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es gab eine Initiative der Stadt zu einem Abstimmungsgespräch zwischen den beteiligten Parteien. Da hatte ich den Eindruck, dass die wichtigen Fragen und Punkte angesprochen wurden, dass es da die Möglichkeit der Einigung zwischen den Parteien gibt.“
Die Stadt habe den ganzen Prozess nach bestem Wissen und Gewissen begleitet. „Es sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die für beide funktionieren können. Sie müssen auch gelebt werden“, so der OB. In dem Viertel habe es schon immer Wohn- und Gewerbegebiete gegeben. Wittner gibt auch zu bedenken: „Die ganze Altstadt ist ein Mischgebiet, in dem verschiedene Nutzungen nebeneinander funktionieren. Wohnen und Gewerbe findet im selben Haus statt.“ Man habe öffentlich im Stadtrat beraten, Gutachten eingeholt, einen umfangreichen Prozess durchlaufen. Es sei der Wunsch der Stadt, dass es auf dem Strenesse-Gebiet nun ein gutes Miteinander gebe.
Die geplanten Wohnungen seien wichtig für die Stadt Nördlingen, „wir sind eine wachsende Stadt mit großem Nachfragedruck beim Thema Wohnraumbau“, sagt Wittner. Mehrere Hundert Bewerber gebe es auf der Warteliste der Baugenossenschaft, man könne dort niemanden mehr aufnehmen, schildert Wittner. „Wir versuchen, nicht in die Fläche zu wachsen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Industriebrachen sind prädestiniert, das sind bereits versiegelte Flächen“, schildert Wittner, wie die Stadt versuche, Flächenverbrauch zu vermeiden.
Was die Wohnungen auf dem früheren Strenesse-Gelände kosten könnten
Wenn die Diskussionspunkte zwischen der Schreinerei und dem Bauträger ausgeräumt sind, soll der Baubeginn Ende Juni sein, wie Siegfried Schneid von der Firma Wohnpark Neue Mitte sagt. Vier Mehrfamilienhäuser mit 85 Wohnungen seien im ersten Bauabschnitt geplant. Zwei Tiefgaragen werde es geben. Optisch seien die Immobilien ähnlich wie im Triumphpark mit Flachdächern geplant. Es würden Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen zwischen 40 und 90 Quadratmetern Größe entstehen.
Was werden die Wohnungen kosten? Da sich der Start verzögert hat, hätten die Firmen teilweise noch keine Preise aufgerufen, Handwerker hätten die Preise erhöht, dazu komme die schwierige Rohstofflage, schildert Schneid. Genau könne er die Preise noch nicht benennen, er rechnet etwa mit einem Preis ab 4000 Euro pro Quadratmeter.
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