Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Nördlinger Ärztin Dr. Susanne Gabler schließt ihre Praxis

Nördlingen

Nördlinger Ärztin Dr. Susanne Gabler schließt ihre Praxis

    • |
    Die Nördlinger Ärztin Dr. Susanne Gabler hört auf.
    Die Nördlinger Ärztin Dr. Susanne Gabler hört auf. Foto: Cara-Irina Wagner, Fotohaus Hirsch

    Ihre Patienten kennt Dr. Susanne Gabler sehr gut. Das liegt an der Art, mit der die Medizinerin sie behandelt. Denn als eine der wenigen praktischen Ärzte in der Region setzt sie auch auf Homöopathie – und um das richtige Mittel für den jeweiligen Menschen zu finden, müsse man sich eine ganze Weile mit ihm unterhalten. Eineinhalb bis zwei Stunden hätten die sogenannten großen Interviews immer gedauert, berichtet Gabler. Und gerade, weil sie die Menschen so gut kennenlernen konnte, habe sie tatsächlich alle gemocht. Ab dem 1. April werden die Patienten auf ihre Ärztin verzichten müssen.

    Dr. Susanne Gabler suchte Arzt, der Homöopathie anwendet

    Dr. Susanne Gabler geht in den Ruhestand. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es nicht. Dr. Gabler wollte jemand, der ebenfalls Homöopathie anwendet – doch unter jungen Medizinern habe sich niemand gefunden. Sie selbst sagt, sie sei auf der einen Seite traurig darüber, die Praxis aufzugeben. Eben weil die Patienten so nett gewesen seien, weil das Team so super zusammengearbeitet habe. Doch auf der anderen Seite ist die Medizinerin auch erleichtert. Denn ab dem 1. April lastet zumindest diese Verantwortung nicht mehr auf ihr – die Verantwortung für ihre Patienten.

    „Früher war ich unerschrockener“, sagt Gabler über sich selbst. Noch im Medizinstudium bekam sie ihren ersten Sohn. Sie habe ihren Professor damals gefragt, ob sie denn ein Urlaubssemester für das Baby nehmen könne. Der habe nur gesagt: „Sie kriegen ein Kind, sind Sie verrückt?“ Einfach sei es nicht gewesen, sagt die Nördlingerin rückblickend, schließlich habe die Infrastruktur mit Krippe, wie es sie heute gebe, damals gefehlt. Gewuppt hat sie es trotzdem – und ihre Doktorarbeit mit zwei kleinen Kindern geschrieben. Dafür beschäftigte sich Gabler mit der Geschichte der Medizin, genauer gesagt mit dem Hebammenwesen in Nördlingen in der Zeit zwischen 1530 und 1630. „Das hat richtig Spaß gemacht.“

    1988 übernahm Dr. Susanne Gabler die Praxis in Nördlingen

    Immer wieder übernahm die Nördlingerin damals die Vertretung von Kollegen – und ein Mediziner machte ihr schließlich das Angebot, seine Praxis zu kaufen. Das war 1988, Gabler schlug zu. Ihr Mann arbeitete als Amtstierarzt in Dillingen, die Familie zog ins Haus ihrer Eltern in Nördlingen, aus den zwei Kindern zu Doktorarbeitszeiten wurden schließlich vier. Auch in der Nacht habe sie damals Dienst gehabt, berichtet Gabler: „Das Telefon stand immer neben dem Bett.“ Drei- bis viermal pro Monat habe einer ihrer Patienten nachts Hilfe gebraucht. Erst später seien die Nacht- und Wochenenddienste unter den Medizinern in Nördlingen aufgeteilt worden. Den Spagat zwischen Familie und Beruf habe sie dank einer Kinderfrau und ihren Eltern bewältigen können.

    Die große Verantwortung habe sie manches Mal schlecht schlafen lassen, sagt Gabler. Noch heute erinnert sie sich an den kleinen Jungen, der schwer krank zu ihr in die Praxis kam – und nach wenigen Tagen glücklicherweise wieder gesund war. Als Medizinerin, so sagt Gabler, schließe man den Tod ins Leben mit ein. Es werde einem bewusst, dass man jeden Tag sterben könne – und deshalb müsse man jeden Augenblick im Leben genießen.

    Sie sitzt für die SPD im Nördlinger Stadtrat

    Zeit hätte Gabler jetzt ja eigentlich dafür. Doch da gibt es ja auch noch so viel zu tun. Seit dem vergangenen Jahr sitzt die Medizinerin für die SPD im Nördlinger Stadtrat. Darüber ist sie selbst ein bisschen überrascht gewesen, schließlich stand ihr Name auf der SPD-Liste eher hinten: „Ich wollte, dass Rita Ortler Oberbürgermeisterin wird.“ Es mache Spaß, sich im Gremium einzubringen. Besonders das Thema Naturschutz liegt Gabler am Herzen. Sie selbst hat einen großen Garten, engagiert sich im Rieser Naturschutzverein. Daneben radelt sie gern, fährt Rollerskates und geht schwimmen. Und vor allem ist da ihre Familie: Gerade ist das sechste Enkelkind auf dem Weg.

    Lesen Sie auch:

    Eichenprozessionsspinner in Nördlingen: Die gefährliche Raupe absaugen?

    Alte Bürg: Behalten oder verkaufen?

    Präsenzunterricht: An der Schillerschule in Nördlingen fehlen nur Zentimeter

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden