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Nördlingen: Nördlingen will Egerviertel-Kompromiss: Was Investor und Eigentümer dazu sagen

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Nördlingen will Egerviertel-Kompromiss: Was Investor und Eigentümer dazu sagen

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    Die Industriebrache Anker-Gelände soll verschwinden, darüber sind sich Stadtrat, Verwaltung und Investoren einig. Wie das Areal entwickelt werden soll, dazu gibt es noch keinen gemeinsamen Standpunkt.
    Die Industriebrache Anker-Gelände soll verschwinden, darüber sind sich Stadtrat, Verwaltung und Investoren einig. Wie das Areal entwickelt werden soll, dazu gibt es noch keinen gemeinsamen Standpunkt. Foto: Jochen Aumann

    Die Stadt will sich den Egerviertel-Verantwortlichen nach hitzigen Diskussionen im Stadtrat annähern. Der Investor hatte seinen bisherigen Plan für das Bauprojekt im Laufe der Sitzung verworfen – er sah 82 Wohnungen, ein Café, eine große Tiefgarage und mehr vor. Nun steht eine abgespeckte Variante im Raum, doch die findet die Stadt „städtebaulich nicht ansprechend“.

    Für das ursprüngliche Vorhaben wäre ein sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan notwendig gewesen. Das bedeutet, dass der Stadtrat eine Grundlage für das Gesamtkonzept des Egerviertels geschaffen hätte – der Investor hätte mehr Freiheit, die Stadt umfangreicheres Mitspracherecht gehabt

    Auf dem ehemaligen Anker-Gelände nahe der Stadtmauer soll ein Gebäudekomplex mit dem Namen „Egerviertel“ entstehen.
    Auf dem ehemaligen Anker-Gelände nahe der Stadtmauer soll ein Gebäudekomplex mit dem Namen „Egerviertel“ entstehen. Foto: Philipp Wehrmann

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    Nun will der Investor für jede Sanierung und jeden Neubau auf dem Gelände einzelne Bauanträge einreichen. Der neue Plan sieht zwei statt bislang drei Vollgeschosse bei den Neubauten, etwa 50 statt 82 Wohnungen, 30 Tiefgaragenstellplätze statt 125 vor. Bei diesem kann die Stadt den entsprechenden Anträgen immer noch zustimmen oder sie ablehnen, sie aber nicht selbst gestalten – im Streitfall müsste schließlich ein Verwaltungsgericht entscheiden.

    Die Stadt Nördlingen will einen Rahmenplan für das Egerviertel

    In einer Pressemitteilung der Stadt heißt es nun, man habe die vorher nicht bekannte Variante zwischenzeitlich näher in Augenschein genommen. Die Stadt vertritt die Ansicht, dass ein Areal mit etwa 7000 Quadratmetern Fläche mindestens auf Grundlage eines Rahmenplanes zu entwickeln sei, um eine städtebaulich ansprechende Bebauung gewährleisten zu können. Die Stadtverwaltung schlage dem Investor deshalb die Erstellung eines solchen Rahmenplans vor. Dabei handelt es sich um eine Vereinbarung, die Eckpunkte festlegt, aber nicht rechtlich bindend ist. Ein spezialisiertes Büro solle beauftragt werden, heißt es in der Mitteilung weiter. Dabei könnten die städtebaulichen Interessen der Stadt, die wirtschaftlichen Erwägungen des Investors, aber auch die aus der Bürgerschaft geäußerten Bedenken berücksichtigt werden.

    So sollte das Egerviertel ursprünglich aussehen.
    So sollte das Egerviertel ursprünglich aussehen. Foto: Reiner Schlientz (Grafik)

    Auf Anfrage unserer Redaktion teilt Rudi Scherer, Sprecher der Stadt Nördlingen, mit, dass die Stadt die vorgelegte Variante „städtebaulich für nicht ansprechend“ hält. Auf die Frage nach konkreten Kritikpunkten an der Planung listet er einen Katalog auf: Insbesondere kritisiert die Verwaltung die Kubatur, also die Außenmaße der Gebäude, die Freiflächengestaltung, den fehlenden Zugang zur Eger, die Blickbeziehungen des Bauprojekts und sieht Probleme im Zusammenhang mit der Stadtmauer. Städtebauliche Zusammenhänge seien nicht erkennbar.

    Nördlingen würde knapp die Hälfte für den Egerviertel-Plan zahlen

    Die Kosten des Rahmenplans würden zu 40 Prozent die Stadt, zu 60 Prozent die Regierung von Schwaben tragen. Auf die Frage, ob die Idee eines Kaufs des Anker-Areals durch die Stadt und ein anschließender Architektenwettbewerb verworfen wurde oder noch ein Option ist, heißt es von der Verwaltung, das sei „grundsätzlich noch möglich“.

    Investor Stephan Deurer sagte unserer Redaktion auf Nachfrage, der Vorschlag sei erst am Donnerstag eingegangen, man müsse ihn noch beraten. Fest stehe, dass man den Bau der Kindertagesstätte und die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude so schnell wie möglich auf den Weg bringen wolle. Selbstverständlich bleibe man dabei im Gespräch mit der Stadtverwaltung. „Die Stadt Nördlingen muss anfangen, uns zu vertrauen. Wir wollen ein schönes und gutes Egerviertel schaffen, das ist auch in unserem Interesse.“ Er wolle keine politische, sondern eine sachliche Diskussion über das Vorhaben.

    Die Egerviertel-Verantwortlichen reagieren verhalten auf den Vorschlag der Stadt Nördlingen

    Auf den Umstand, dass die Stadt Nördlingen den Kauf des Areals als Option betrachtet, reagiert Sebastian Haag, Mitglied der Eigentümerfamilie, überrascht. „Ich höre von solchen Überlegungen zum ersten Mal“, sagte er. „Wir sind mit Herrn Deurer sehr zufrieden und nicht an einem Verkauf interessiert.“ Man habe das Gesprächsangebot der Stadt zur Kenntnis genommen, müsse aber noch darüber beraten.

    Oberbürgermeister David Wittner bietet Annäherung an: „Wir sind nach wie vor an der bestmöglichen Lösung für unsere Stadt interessiert und sind aufgrund der Größe und Bedeutung des Projektes gerne bereit, uns weiter konstruktiv einzubringen“, sagte er zum weiteren Vorgehen laut der Mitteilung der Stadt. „Wir würden es begrüßen, wenn der Investor einem gemeinsamen Termin bei der für die Städtebauförderung zuständigen Regierung von Schwaben zustimmt.“ Der Bauausschuss des Nördlinger Stadtrats berät in seiner Sitzung am Dienstag, 21. Juli, über das weitere Vorgehen.

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