Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Nördlingen: Wie Stadt und Gastronomen zu Heizpilzen stehen

Nördlingen

Nördlingen: Wie Stadt und Gastronomen zu Heizpilzen stehen

    • |
    Unter einem Heizpilz kann es auch im Herbst kuschelig warm sein. Doch die Geräte stoßen sehr viel Kohlendioxid aus.
    Unter einem Heizpilz kann es auch im Herbst kuschelig warm sein. Doch die Geräte stoßen sehr viel Kohlendioxid aus. Foto: Symbolfoto: Gero Breloer, dpa

    Nicht erst seit Ausbruch der Pandemie zieht es Gaststätten-, Kneipenbesucher und Hotelgäste zum Essen und Trinken nach draußen. Gerade jetzt aber scheint es unter freiem Himmel deshalb attraktiver zu sein, weil die Corona-Ansteckungsgefahr im gut durchlüfteten Bereich geringer ist, wie derzeit von Wissenschaftlern angenommen wird. Der Ruf nach Heizpilzen wurde vor einigen Wochen laut. Die Antwort: kontroverse Diskussionen, auch im Ries.

    Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner ist klar gegen Heizpilze: „Die Luft zu heizen mit einem fossilien Brennstoff, halte ich aus Umwelt- und Energiegründen für nicht vertretbar.“ Auf städtischen Sondernutzungsflächen verbietet die Stadt Gaststrahler. Anders verhalte es sich bei einer zusätzlichen Überdachung, dann aber nur mit Elektroheizstrahlern. Wittner geht nicht davon aus, dass der Heizpilz-Effekt größer ist als ein Paar feste Schuhe und eine Wolldecke.

    Meyer sagt, es sei derzeit ein Trend, draußen zu sitzen

    Gerade Umweltschützer bezeichnen die Heizpilze, die es auch als hängende Variante gibt, als „Giftpilz“. Denn die Geräte stoßen viel Kohlendioxid aus. In Zeiten der Corona-Pandemie, in der Menschen bevorzugt draußen sitzen, um die Ansteckungsgefahr gering zu halten, sind sie für die Gastronomen aber ein dankbares oder zumindest denkbares Mittel. Josef Meyer ist der Kreisvorsitzende des Gaststättenverbandes Dehoga.

    Der Wemdinger könne zwar nicht für jeden einzelnen Gastronom sprechen, stellt aber fest: „Allgemein ist das Interesse, dass diese Heizpilze verwendet werden, vorhanden. Es ist zur aktuellen Zeit ein Trend, draußen zu sitzen.“ Es gebe auch zahlreiche Betriebe, die mittlerweile Decken im Außenbereich zur Verfügung stellen würden, um den Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Meyer betont: „Da die Nachfrage nach diesen Plätzen an der frischen Luft sehr groß ist, reagieren einige Gastronomen darauf mit solchen Heizsäulen.“ Es biete der Branche und vor allem denen, die durch die Corona-Hygieneregeln weniger Platz im Innenbereich hätten als sonst, zudem weitere Kapazitäten, sagt Meyer.

    Was Rieser Gastronomen zu Heizpilzen sagen

    Freilich gibt es einige Städte, in denen die Heizungsvorrichtungen aus Umweltgründen verboten sind. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hatte erst kürzlich dazu aufgerufen, ein mögliches Verbot aufzuheben. Aiwanger argumentierte ebenfalls damit, dass die Infektionsgefahr in der Außengastronomie geringer gehalten werden könne, und Heizpilze somit „eine pragmatische Lösung für die Gastronomie“ seien.

    Könnte die künstliche Wärme also vielleicht doch noch zum heißen Trend werden? Nicht, wenn man weiter unter Rieser Gastronomen nachfrägt. Zentral gelegen an der Nördlinger Schranne liegt das italienische Restaurant Fontana, das nicht nur bei Riesern, sondern auch bei Touristen nicht zuletzt wegen der vielen Plätze im Freien beliebt ist. Geschäftsführer Michael Dambacher müsste viele solcher Heizpilze anschaffen, um an möglichst allen Plätzen Wärme zu verbreiten. Und auch wenn er täglich mehrmals gefragt werde, ob Heizpilze nicht doch eine Option wären, erteilt er dem Gerät eine Absage.

    Dambacher will nicht, dass seine Mitarbeiter krank werden

    Er begründet seine Haltung mit mehreren Argumenten. Das in seinen Augen wichtigste ist die Gesundheit seiner Mitarbeiter. Denn diese wären ständig dazu gezwungen, zwischen warmen und kalten Bereichen zu arbeiten. Er ist der Meinung, dass sich seine Angestellten viel zu schnell einen Schnupfen einfangen könnten. „Dieses Risiko gehe ich nicht ein“, sagt er. Außerdem wisse er nicht sicher, ob sich die Anschaffungs- und die Betriebskosten von Heizpilzen auszahlen würden. Auch der Umweltaspekt spielt für ihn eine wichtige Rolle. Er hält es nicht für sinnvoll, spritsparende Autos zu kaufen und dann „etwas Unnötiges in die Luft zu blasen“. Dambacher hofft, dass sich die Gäste wieder verstärkt ins Innere wagen.

    Der Oettinger Gastronom Silvan Hertle hat dieses Jahr den Gansgarten gestartet. Zwar waren Heizpilze kein Thema, wie er auf RN-Nachfrage sagt. Dafür aber fragten vor allem Frauen hin und wieder nach Decken, um sich warmzuhalten. Sich die Heizstrahler anzuschaffen, ist für ihn keine Option. Sie seien unpraktisch, kosteten Platz und Geld. Er lehnt die Wärme aber nicht grundsätzlich ab und kann sich vorstellen, für Stehtische bei Veranstaltungen im Herbst und im Winter Heizpilze auszuleihen. Der Gastronom denkt darüber nach, Großveranstaltungen draußen durchzuführen, sofern es das Wetter zulässt. Eigentlich wären die Events in der Goldenen Gans. Corona-bedingt seien sie aber draußen einfacher zu handhaben.

    In der Stadt Donauwörth gab und gebe es kein Heizpilz-Verbot, wie Sprecherin Annegret Feist erklärt: „Bei uns gibt es in dieser Hinsicht keinerlei Einschränkungen.“ Den Gastronomen würde „nichts im Wege stehen“, wenn sie ihren Außenbereich mit Heizpilzen ausstatten. So verhält es sich auch in weiteren Städten im Landkreis. In Harburg, Rain, Monheim oder Wemding gebe es ebenfalls kein solches Verbot, teilten die Kommunen mit.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden