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Nördlingen: Nach Abschiebung: Nurullah Azimi ist zurück in Nördlingen

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Nach Abschiebung: Nurullah Azimi ist zurück in Nördlingen

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    Nurullah Azimi beginnt seine Ausbildung im Nördlinger Restaurant Shanghai. 2019 wurde der Afghane abgeschoben, nachdem er rund acht Jahre lang in Deutschland gelebt hatte. Nun ist er wieder zurück.
    Nurullah Azimi beginnt seine Ausbildung im Nördlinger Restaurant Shanghai. 2019 wurde der Afghane abgeschoben, nachdem er rund acht Jahre lang in Deutschland gelebt hatte. Nun ist er wieder zurück. Foto: Jan-Luc Treumann

    Nurullah Azimi sitzt an einem Tisch mit Blumenmuster im Restaurant Shanghai und trotz der Maske ist zu sehen: Der 34-Jährige lächelt. Er ist wieder zurück und darüber ist nicht nur er froh. Auch Hedwig Rost ist erleichtert, wie die Flüchtlingshelferin am Telefon erzählt: „Es ist ein kleines Wunder, dass diese Odyssee ein gutes Ende genommen hat. Es ist schwierig, einen Menschen zu retten“, sagt sie. Doch nun lebt Nurullah Azimi wieder in Nördlingen, wo er bereits acht Jahre verbracht hat – bis er abgeschoben worden ist. Wiedie Rückkehr nach Nördlingen gelang.

    Fast genau zwei Jahre ist das her, Azimi erinnert sich nur zu gut an den 24. April 2019. Er musste zurück nach Afghanistan, in ein Land, wo er niemanden kennt, wie er erzählt. Im Jahr 2011 flüchtete Azimi nach Deutschland, war anfangs ein paar Monate in München und kam schließlich nach Nördlingen, wo er bis zu seiner Abschiebung lebte, immer mit der Hoffnung, Asyl zu bekommen.

    Nurullah Azimi musste 2019 ausreisen

    Thi Kim Yen Nguyen vom Restaurant Shanghai wollte ihn fest bei sich beschäftigen, doch das war nicht möglich. Damit das geht, musste der Afghane erst wieder ausreisen und einen Visumsantrag stellen. Unter anderem Nguyen machte sich stark für seine Rückkehr, im Herbst 2020 berichtete unsere Redaktion bereits über Azimi und seine Lage. Damals war unklar, wie lange es dauern könnte, bis der junge Mann wieder zurück nach Nördlingen kommen kann.

    Das ist nun geschafft, auch dank Hedwig Rost, die sich stark für Azimi eingesetzt, Unterlagen besorgt und eingereicht hat. Das sei nicht immer einfach gewesen. So habe Nurullah Azimi beispielsweise eine amtliche Bestätigung benötigt, dass er sich in Afghanistan aufhält, in einem Land mit „maroder Infrastruktur. Wie soll er da eine Bescheinigung holen?“ Schließlich habe er eine Nichtregierungsorganisation gefunden, die ihm eine solche ausgestellt hat. Azimi schildert, wie er in Kabul zunächst im Rathaus nach einer solchen Bescheinigung gefragt hat: Dort habe man nur gelacht. Nicht überall seien Dinge behördlich so geregelt wie in Deutschland.

    Am 11. April kam Azimi wieder in Deutschland an

    Auch Helferin Rost musste einiges organisieren: zum Beispiel einen Miet- und Ausbildungsvertrag; die Vergütung muss hoch genug sein, dass er für sich selbst sorgen kann. „Aber schließlich wurde in alles eingewilligt“, schildert die Flüchtlingshelferin.

    Denn es gelang, Azimi schneller zurückzuholen, als es eigentlich gedacht war. Johann Stark ist Fachbereichsleiter des Ausländerwesens im Landratsamt Donau-Ries und sagt: „Die Ausreise und die Nachholung des Visumverfahrens war zwingend nötig.“ So war eine schnellere Rückkehr nun möglich. Mittels des sogenannten beschleunigten Fachkräfteverfahrens konnte Azimis Einreise schneller bearbeitet werden, da er einen Ausbildungsplatz in Aussicht hatte.

    Es sei eine Alternative zum regulären Visumsverfahren, wie Stark schildert. Damit gebe es den Anspruch, innerhalb von drei Wochen einen Termin bei der jeweiligen Botschaft zu bekommen – auch wenn das in der Praxis wohl nicht immer garantiert werden könne.

    Nun beginnt Azimi seine Ausbildung in Nördlingen

    Am 11. April 2021 konnte Rost Nurullah Azimi am Münchner Flughafen empfangen, mittlerweile wohnt der Afghane bei einem Freund in Nördlingen. Rost ist froh, dass alles geklappt hat. Zwischenzeitlich hatte Azimi ihr geschrieben, dass er überlege, wieder zu flüchten. Jeden Tag habe es Bombenexplosionen in Kabul gegeben, manchmal drei- oder viermal am Tag. „Jeder hat Angst rauszugehen. Es kann sein, dass man am Abend nicht mehr zurückkommt“, sagt Azimi über die Zeit in Afghanistan. Niemand könne sich dort sicher fühlen. Doch in all der Zeit wurde Azimi unterstützt, von Rost, Nguyen und seinen Freunden, die ihm über die Runden halfen und Geld schickten.

    Am Freitag beginnt der Afghane seine Ausbildung im Restaurant Shanghai. Besitzerin Nguyen beschreibt Azimi als fleißigen Menschen, der immer lernen wolle. Und das müsse er jetzt auch machen: für die Berufsschule lernen und eine gute Ausbildung absolvieren. Es sei ihr wichtig, dass nicht der Staat für ihn aufkommen müsse und er unabhängig sei. Sie selbst kenne das Gefühl, in einem fremden Land neu anfangen zu müssen, 1987 sei sie nach Deutschland gekommen.

    Wenn Azimi seine Ausbildung erfolgreich absolviert hat und er danach weiter beschäftigt ist, hat er die Chance, bleiben zu können. „Dann kann sich das perspektivisch zu einem Daueraufenthalt entwickeln“, sagt Johann Stark vom Landratsamt.

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