In mehreren Nördlinger Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind seit dem Wochenende insgesamt 48 Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden. Nach ersten Reihentestungen in verschiedenen Wohnbereichen seien 36 Bewohner und zwölf Mitarbeiter positiv getestet, teilte das Landratsamt am Dienstagnachmittag mit. Momentan stehe die Übermittlung einzelner Testergebnisse noch aus, die Zahl der positiv Getesteten könnte sich folglich noch weiter erhöhen.
Manfred Steger, stellvertretender Geschäftsführer der Lebenshilfe Donau-Ries, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass sowohl mehrere Wohnheime als auch die Werkstätten betroffen seien. Die Bereiche hingen personell miteinander zusammen, auch wenn sie räumlich getrennt seien. Woher die Infektionen stammten, wisse niemand. Den meisten Bewohnern gehe es gut, viele Infektionen verliefen ohne Symptome. Aber Steger sagte auch, dass zwei Personen mit einem schweren Verlauf im Krankenhaus behandelt würden.
Corona-Ausbruch in der Lebenshilfe in Nördlingen: Mehrere Reihentestungen
Die Bewohner seien teils mehrfach getestet worden. Weitere Reihentestungen stünden an. In Abhängigkeit vom Betroffenheitsgrad der einzelnen Wohnbereiche wurden nach Angaben des Landratsamts verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise die Einrichtung von Pandemiezonen oder die Isolierung in Einzelzimmern angeordnet.
Ungewohnt deutlich und warnend meldet sich in der Presseerklärung auch Landrat Stefan Rößle zu Wort. Er appelliert angesichts der stetig steigenden Zahlen und einer zunehmenden Überlastung des Gesundheitsamtes an die Landkreisbewohnerinnen und -bewohner: „Bitte verzichten Sie auf private Kontakte, die vermeidbar sind – unabhängig davon, ob es erlaubt ist oder nicht. Wir müssen den Betrieb von Arbeit, Kinderbetreuung und Schulen sicherstellen. Das hat absoluten Vorrang. Im Gegenzug ist es enorm wichtig, private Kontakte, wo immer es möglich ist, zu vermeiden.“
Gesundheitsamt Donau-Ries kann Infektionsketten nicht mehr nachverfolgen
Erstmals seit dem Pandemiebeginn im Frühjahr vermeldet das Gesundheitsamt Donau-Ries, die Infektionsketten nicht mehr tagesaktuell nachverfolgen zu können. Zuletzt wurden die Contact-Tracing-Teams am Gesundheitsamt noch einmal personell deutlich verstärkt. Eigenen Angaben zufolge wurden jüngst drei Polizisten und weitere Kräfte von Justizvollzugsanstalten, dem Amtsgericht und dem Finanzamt an das Gesundheitsamt abgeordnet. Zudem seien fünf weitere Ermittler am Landratsamt eingestellt worden. Damit sind mittlerweile insgesamt 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Gesundheitsamt allein mit der Nachverfolgung der Infektionsketten befasst.
Im Landkreis Donau-Ries herrscht laut Robert-Koch-Institut bayernweit derzeit mit 207,8 der fünfthöchste Inzidenzwert. Die Zahl der mit Covid-19 infizierten Personen im Landkreis Donau-Ries (Stand 3. November) liegt bei insgesamt 1020. Hiervon gelten 655 Personen bereits als wieder genesen. Die Zahl der in Zusammenhang mit dem Coronavirus Verstorbenen liegt weiterhin bei 27 Personen. Folglich gelten 338 Personen als aktuell Infizierte, sogenannte Indexfälle.
Donau-Ries-Kliniken: Vorsitzender mahnt zur Einhaltung geltender Hygienebestimmungen
Nicht nur der Landrat appelliert an die Bürger, auch die regionalen Kliniken mahnen zur Einhaltung geltender Hygienebestimmungen. Denn auch in den Kliniken in Donauwörth, Nördlingen und Oettingen würden die Fallzahlen mit infizierten Personen steigen, heißt es aus dem Landratsamt. Stand Dienstag sind in Donauwörth fünf Patienten, davon einer auf der Intensivstation, und in Nördlingen 18 Personen, davon vier auf der Intensivstation, in Behandlung. Drei der fünf Patienten mit intensivmedizinischer Betreuung sind zwischen 47 und 63 Jahren alt (wie berichtet).
Landrat Stefan Rößle weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nicht nur ältere Menschen besonders gefährdet sind. Der Vorstandsvorsitzende des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU), Jürgen Busse, bittet eingehend darum, die geltenden Vorkehrungen in den Krankenhäusern einzuhalten. Die Besuchszeiten wurden auf die Zeit zwischen 14 und 17 Uhr und auf eine Person pro Patient und Tag begrenzt. Busse appelliert, die geltende Maskenpflicht für Besucher jederzeit – insbesondere in den Patientenzimmern – einzuhalten. (mit pm)
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