Dr. Wolfgang Mährle, ein befreundeter Kollege aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg, hat den Verfasser darauf aufmerksam gemacht, dass Professor Dr. Tobias Arand, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, derzeit eine kommentierte Neuausgabe der Fröschweiler Chronik vorbereite, die nächstes Jahr erscheinen soll. Warum aber, so wird der Leser eventuell fragen, wird darüber in den Rieser Nachrichten berichtet?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen war der Verfasser der Fröschweiler Chronik (genauer Titel: Fröschweiler Chronik. Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahr 1870) lange Zeit in Nördlingen als Pfarrer tätig, zum anderen wurde dieses Werk 1876 bei C.H. Beck in Nördlingen verlegt. Und außerdem war der Autor vor fast auf den Tag genau 150 Jahren Augenzeuge der Schlacht bei Wörth vom 6. August 1870 im Deutsch-Französischen Krieg, die auch als Bataille de Frœschwiller-Wœrth im Unterelsass in die Geschichte eingegangen ist.
Mit ansehen, wie die Dorfkirche in Brand geschossen wurde
Aber der Reihe nach. Der Verfasser der genannten Chronik hieß Karl Klein. Er wurde am 31. Mai 1838 in Hirschland in Lothringen geboren, besuchte ein Gymnasium in Paris, um anschließend in Straßburg evangelische Theologie zu studieren. 1860 wirkte er als Pfarrverweser in Bühl im Elsass, wo er schwer an den Blattern erkrankte. Nach seiner Genesung wurde Klein 1862 Privatvikar eines Pastors namens Hosemann in Paris, dessen Tochter Elisabeth Karl Klein 1865 heiratete. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor. Nach einer Zeit als Kranken- und Gefängnisseelsorger bezog er 1867 die Pfarrei von Fröschweiler bei Wörth im Elsass, wo er Zeuge der so verlustreichen Schlacht bei Wörth zwischen französischen und deutschen Truppen wurde. Dabei musste er mit ansehen, wie die Dorfkirche seiner Pfarrei in Brand geschossen wurde. Nach dem Krieg konnte Klein 1876 die nach den Plänen von Prof. Georg Eberlein in Nürnberg neu erbaute Kirche einweihen. Sie gilt als Schwesterkirche der Nördlinger Friedhofskirche St. Emmeram, die ebenfalls 1874/75 nach Eberleins Plänen errichtet worden war.
Tod im Jahr 1898
1882 verließ Klein seine Pfarrei in Fröschweiler in Richtung Nördlingen, wo er zum Hauptprediger an St. Georg berufen wurde. Außerdem fungierte er als Dekan, als Distriktsschulinspektor und Vorstand der Präparandenschule. Nur drei Jahre später, 1885, traten die ersten Anzeichen einer schweren Gemütskrankheit auf. Die „Allgemeine Deutsche Biographie“ schreibt dazu: „Da brach im J. 1885 mit Rothlauf sein altes Kopfleiden schwer aus, griff rasch um sich, entriß ihn, zum ernstesten Bedauern aller Betheiligten, den Seinen im engern und weiteren Sinne. Den Rest seiner Tage, dreizehn Jahre, brachte er, in unheilbare Gemüthskrankheit verfallen, in der Kreisheil- und Pflegeanstalt zu Kaufbeuren zu.
Unterbrachen auch nur bisweilen Lichtblicke die Nacht seines Trübsinns, so verließ ihn der Trost des Glaubens auch im ärgsten Dunkel nicht und täglich las er das Neue Testament griechisch. Nach 13-jährigem Aufenthalte daselbst erlöste ihn am 29. April 1898 der Tod. In Nördlingen, wo man ihn aus hochachtungsvoller Rücksicht äußerlich im Amte belassen und sich seiner großen Familie treulich angenommen hatte, bettete man ihn unter ehrendster Betheiligung am 1. Mai äußerst feierlich zur letzten Ruhe.“
Kleins Grab ist heute leider nicht mehr erhalten. Nur eine vom Historischen Verein für Nördlingen und das Ries vor einigen Jahren an einem Gedenkstein angebrachte Tafel erinnert an einen gebildeten Mann mit großer Herzenswärme und Heimatliebe.
Lesen Sie auch:
Tierische Sensation im Ries: Kuh bringt Drillinge zur Welt
16-Jähriger aus Nördlingen fährt betrunken mit dem Auto seines Opas
Bayernliga als große Herausforderung
- Tierische Sensation im Ries: Kuh bringt Drillinge zur Welt
- 16-Jähriger aus Nördlingen fährt betrunken mit dem Auto seines Opas
- Bayernliga als große Herausforderung