Manchmal sind die einfachsten Lebenspläne die erfolgreichsten. So erlebte der 1980 in Albanien geborene Dr. Asllan Tahiraj noch vor der Einschulung, wie ein Familienmitglied sehr krank und durch eine Operation gerettet wurde. „Ich will auch Arzt werden und Leben retten“, sagte er sich damals. So etwas sagen Kinder oft – aber Asllan Tahiraj zog es durch. Keinen Tag rückte er von seinem Plan ab und nach dem Abitur studierte er im Jemen – nur dort konnte er neben Medizin auch Arabistik und Islamistik studieren, denn er wollte seiner Religion und der arabischen Kultur, aus der sie hervorging, auf den Grund gehen.
Das alles verzahnte sich miteinander: Die moderne Medizin, so wie er sie studierte, entsprang der persischen und arabischen Kultur und ein für ihn maßgeblicher Leitsatz seiner muslimischen Religion besagt, dass man ein umso besserer Mensch sei, je mehr man anderen Menschen helfe. Viele von Tahirajs Schulfreunden lebten und arbeiteten in Deutschland und einer von ihnen, ein Zahnarzt, lud ihn nach München ein. Dort führte der Freund dem ehrgeizigen Mediziner vor Augen, dass er in Deutschland besonders viele Entfaltungsmöglichkeiten habe, was etwa Weiterbildung oder Spezialisierung betrifft.
Doktorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München
So verfasste Tahiraj von 2009 bis 2012 an der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität München seine Doktorarbeit über den Vergleich der Behandlung von Hämophilie, einer Blutgerinnungskrankheit, zwischen Deutschland und dem arabischen Raum. Er schrieb sie auf Englisch, da im Jemen sein gesamtes Studium in dieser Sprache gehalten war und er erst parallel dazu deutsch lernte.
Sein Doktorvater war der in München tätige, aber aus Oettingen stammende Prof. Dr. Wolfgang Schramm. Er empfahl Dr. Tahiraj an die Nördlinger Kardiologie, die 2011 gegründet worden war. „Kardiologie war mein Ursprungswunsch, im Studium orientierte ich mich hin zu Herzkrankheiten und Katheder-Behandlung“, sagt er. Herzleiden seien eine besonders häufige Krankheits- und Todesursache – „hier kann man als Arzt also besonders viel für die Gesellschaft leisten“.
Professor Kuch ist stolz auf sein Eigengewächs
Entsprechend groß seien die Erfolgserlebnisse, wenn man beispielsweise einen Gefäßverschluss nach einem Infarkt wieder löse: „Das ist ein wunderbares Gefühl, man kann es gar nicht beschreiben.“ Prof. Dr. Bernhard Kuch bot ihm wenige Monate nach Eröffnung der Kardiologie eine Hospitation an und darauf eine freie Stelle als Assistenzarzt in Weiterbildung. 2017 legte er die Facharztprüfung zum Internisten ab, im vorigen Monat die für Kardiologie.
Professor Kuch zeigt sich stolz auf sein Eigengewächs: „Dr. Tahiraj ist der erste komplett zum Internisten und Kardiologen ausgebildete Arzt für Innere Medizin und Kardiologie am Stiftungskrankenhaus.“ Kuch selbst ist dafür bekannt, dass er fachliche und menschliche Kompetenz auf hohem Niveau vereint, dasselbe schreibt er Dr. Tahiraj zu. Dieser fühlt sich selbst in beiderlei Hinsicht in Nördlingen so wohl, dass er mit seiner Frau und den drei Kindern keinerlei Pläne hegt, das Ries wieder zu verlassen. Sein jüngster Sohn ist hier geboren, zwei weitere Söhne waren in Albanien zur Welt gekommen. Fachlich sieht er sich nach wie vor in einer hochinteressanten Phase, wo sich laufend viel entwickelt. So waren die letzten zehn Jahre ein großer Sprung vor allem für die interventionelle Kardiologie mittels Katheder, die viele zum Teil schwere Herzoperationen überflüssig machte. Und so wird es auch in Zukunft weitergehen: Heute schon ist im Gegensatz zu früheren Jahren bei der Erkrankung von mehreren Herzgefäßen eine komplexe Implantantion mehrerer Stents ohne Bypässe möglich. „Unser Ziel sind immer weniger konventionelle Operationen zugunsten von minimalinvasivem Einsatz der Herzkathedersysteme.“
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