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Nördlingen: Jünger und schwanger: Einblicke in die Corona-Fälle auf den Intensivstationen im Kreis

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Jünger und schwanger: Einblicke in die Corona-Fälle auf den Intensivstationen im Kreis

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    Schon im April 2020 durften keine Besucher ins Nördlinger Krankenhaus. Diese Regel gilt auch jetzt. Derzeit werden in den Kliniken am Stoffelsberg und in Donauwörth zwischen 20 und 30 Corona-Patienten versorgt.
    Schon im April 2020 durften keine Besucher ins Nördlinger Krankenhaus. Diese Regel gilt auch jetzt. Derzeit werden in den Kliniken am Stoffelsberg und in Donauwörth zwischen 20 und 30 Corona-Patienten versorgt. Foto: Jochen Aumann

    Schon wieder hat der Inzidenzwert für den Landkreis Donau-Ries einen traurigen Rekord gebrochen. Am Sonntag lag er bei 283,3 – so hoch wie nie zuvor. Doch auch in der Region hat sich längst Pandemie-Müdigkeit breit gemacht, viele nehmen es mit den Regeln nicht mehr so genau. Wie dramatisch die Lage aber tatsächlich ist, das machte gKU-Vorstandsvorsitzender Jürgen Busse in der Sitzung des Nördlinger Stadtrates deutlich: Die Patienten, die seine Kollegen behandeln müssen, werden immer jünger.

    Ganz selten habe man es noch mit Über-80-Jährigen zu tun, die seien mittlerweile meist geimpft, so Busse. Die Hälfte der Patienten sei zwischen 45 und 58 Jahre alt, ein großer Teil sei über 60. Allerdings, so Busse im Gespräch mit unserer Zeitung, habe man auch schon Unter-30-Jährige stationär im Krankenhaus versorgen müssen. Zwei Corona-Patientinnen von Professor Dr. Bernhard Kuch, Chefarzt am Nördlinger Stiftungskrankenhaus, waren beziehungsweise sind schwanger. Wie Busse betont, habe auch nicht jeder Patient Vorerkrankungen: „Die stehen mitten im Berufsleben.“

    Mit einem Cortison-Präparat kann Covid-19-Patienten in einem frühen Stadium geholfen werden

    Kuch sagt, man könne nicht sagen, wen Covid 19 wie treffe: „Dieses Virus ist viel ansteckender als alle sonstigen Viren, die wir kennen.“ Und je ansteckender ein Virus sei, desto weniger helfe per se ein gutes Immunsystem. Noch gebe es kein wirksames Medikament gegen Covid 19, betont der Chefarzt. In einer Studie sei jetzt festgestellt worden, dass ein Cortisonspray in einem frühen Stadium helfe. Bei einem schweren Verlauf setze man ein Cortison-Präparat ein, bei dem man gesehen habe, dass es einen positiven Einfluss habe. Ansonsten können Kuch und seine Kollegen nur Sauerstoff geben und auf eine Thrombose-Prophylaxe setzen.

    Busse berichtete im Stadtrat, dass derzeit rund 20 bis 30 Corona-Patienten in den Krankenhäusern in Donauwörth und Nördlingen versorgt werden: „Jetzt beginnt die dritte Welle.“ Man habe ungefähr die Fallzahlen wie zu Beginn des vergangenen Oktobers. Es wechsle sich ab, in welcher Klinik mehr Kranke behandelt werden müssten. Zunächst habe man im Ries mehr Corona-Patienten gehabt, jetzt sei Donauwörth leider nachgezogen.

    Im Dezember sei die Lage dort dramatisch gewesen, schildert Busse. Zwei bis drei Covid-Patienten seien in der Donau-Ries-Klinik jeden Tag gestorben. „Wir haben jede Menge Menschen verloren.“ Das habe auch die Kollegen schwer getroffen. Denn oft hätten sie die Patienten wochenlang gepflegt. Doch plötzlich habe sich der Zustand der Menschen so verschlechtert, dass sie gestorben seien. Man begleite die Kollegen eng, betonte Busse im Rat. Im Gespräch mit unserer Zeitung ergänzte er, dass psychologische Betreuung angeboten werde. Die hätten Kollegen auch in Anspruch genommen.

    Zehn neue Beatmungsgeräte für den Landkreis

    Erfreulich sei, dass man von der Staatsregierung zehn Beatmungsgeräte bekommen habe, sagte Busse im Klösterle. Sie wurden auf die beiden Häuser Donauwörth und Nördlingen verteilt. Wenn die Lage dramatischer werde, müsse man OPs sperren und das Pflegepersonal von dort abziehen, damit es sich um die Corona-Patienten an den Beatmungsmaschinen kümmern könne, erläutert der gKU-Vorstandsvorsitzende gegenüber unserer Zeitung. Noch sei es aber nicht so weit: „Wir haben eine stabile Belegung.“ Auf den Intensivstationen in Nördlingen und Donauwörth müssten derzeit lediglich drei Covid 19-Patienten beatmet werden: „Im Moment ist auf den Intensivstationen noch kein Druck.“

    Im Dezember mussten in den Kliniken 55 Corona-Patienten gleichzeitig behandelt werden. Dann kam der Lockdown – und im Januar gingen die Zahlen runter, bis etwa Anfang März, so Busse. „Wir sind gerüstet“, sagt Kuch. Doch er blickt mit großer Sorge auf die steigenden Inzidenzzahlen. Denn je mehr Infizierte es gebe, desto mehr gebe es auch solche mit einem schweren Verlauf. Habe man Glück, dann könne man die Patienten nach ein paar Tagen wieder entlassen. Doch wenn es zu einer Verschlechterung komme, seien die Intensivbetten schnell belegt.

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