Es gibt kaum einen Nördlinger, der in der Welt so bekannt ist wie Gerd Müller. Unvergessen ist bei vielen Fans, wie der Fußballer 1974 die Flanke von Rainer Bonhof annimmt, sich dreht und den Ball zum 2:1 ins Tor schießt – und Deutschland damit in München zum Weltmeister macht. Im Sommer ist Gerd Müller gestorben. Die Stadt will mit einer Bronzestatue an ihn erinnern. Sie soll Müller beim Weltmeisterschuss von 1974 zeigen. Damit sind viele Nördlinger offenbar einverstanden. Nur der Ort, an dem Gerd Müller verewigt werden soll, sorgt für Diskussionen.
Spendenzusagen liegen bereits vor
Schon im Oktober wurden die Pläne für die Statue im Haupt- und Finanzausschuss des Nördlinger Stadtrats präsentiert. Rund 40.000 Euro solle sie kosten, hieß es damals, dazu kämen noch Ausgaben für den Sockel, die Infotafel und die Platzgestaltung. Spendenzusagen von Unternehmen und Fanclubs lagen bereits vor. Über den Platz, an den die Gerd-Müller-Statue kommen soll, war man sich auch im Ausschuss zunächst nicht einig. Vorgeschlagen wurde der Stänglesbrunnen, zwischen Gerd Müllers Geburtshaus und dem Haus in der Berger Straße, in dem er aufwuchs. Diesen Standort unterstützten PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag oder Rudi Koukol (Grüne/Frauenliste). CSU-Fraktionsvorsitzender Steffen Höhn dagegen sprach sich in der Sitzung für die Löpsinger Straße, nahe der Sparkasse, aus.
Peter Jackwerth kannte Gerd Müller. Der war mit Jackwerths Onkel Erich Schwarzbeck befreundet und daher auch mal im Haus der Oma zu Gast. Vier oder fünf Jahre sei er damals alt gewesen, erinnert sich der gebürtige Nördlinger heute, Gerd Müller vielleicht 17 Jahre. Der Bomber der Nation machte Karriere – und Jackwerth auch. Er gründete den 1. FC Ingolstadt und ist heute noch Präsident des Zweitligaclubs. Die Wege der beiden kreuzten sich daher wieder, man erinnerte sich an die gemeinsame Nördlinger Vergangenheit. Und als der ehemalige Nationalspieler beim FC Bayern München als Co-Trainer arbeitete, war er auch immer wieder im Stadion der Schanzer zu Gast. Müller sei, so meint Jackwerth, der berühmteste Sohn Nördlingens. „Auf der ganzen Welt kennt man Gerd Müller.“ Dass man diesem Ausnahmespieler eine Statue widme, sei gut, so Jackwerth – aber dann bitte auf einem öffentlichen Platz und nicht am Stänglesbrunnen.
Jackwerth schlägt den Marktplatz vor
Der Marktplatz sei doch der geeignetere Ort für eine Müller-Statue. Und Jackwerth kann sich durchaus vorstellen, dass Besucher, die nach Nördlingen kommen, zur Statue gehen und sich mit ihr fotografieren lassen wollen: „Da geht doch jeder Tourist dran vorbei.“ Damals, als das Nördlinger Stadion auf Gerd Müller getauft worden sei, seien ja auch 10.000 Menschen gekommen, das sei ein Massenauflauf gewesen. „Es wird nie wieder einen Fußballer geben wie Gerd Müller“, meint Jackwerth. Der sei einfach immer an der richtigen Stelle auf dem Platz gestanden.
Und seine Statue stehe am Stäng-lesbrunnen am richtigen Ort, meint Oberbürgermeister David Wittner. Dort habe Gerd Müller als kleiner Bub gekickt, in einem Haus in unmittelbarer Nähe sei er aufgewachsen. Aus reiner Marketingsicht wäre es sicher richtig, die Statue in Nördlingen an einem zentralen Platz zu positionieren, sagt Wittner. Doch würde die Stadt Nördlingen Gerd Müller nach seinem Tod auf solch eine Weise vermarkten, dann wäre das pietätlos, meint der Oberbürgermeister: „Da sollte das Authentische im Vordergrund stehen.“ Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses hätten in der Sitzung im Oktober nach einer Diskussion auch einstimmig beschlossen, die Statue am Stänglesbrunnen aufstellen zu lassen. Sie hätten die Verwaltung und den Verschönerungsverein damit beauftragt.
Nicht nur eine Bronzefigur sei im Gespräch gewesen, berichtet Wittner weiter. Unter anderem sei auch vorgeschlagen worden, eine Hausfassade mit Müllers Konterfei zu bemalen – allerdings sei das in der Altstadt nicht möglich. Jemand hatte die Idee, eine Straße nach dem Fußballer zu benennen. In der Kernstadt aber gebe es historische Straßennamen.
Daher also eine Statue, zusätzlich zum Gerd-Müller-Stadion – um dem Nördlinger Fußballstar dauerhaft zu gedenken.