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Nördlingen: Geflüchteter "Mo" muss trotz Petition vorerst ausreisen

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Geflüchteter "Mo" muss trotz Petition vorerst ausreisen

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    Mo will bleiben. Der 22-jährige Asylbewerber aus Ghana arbeitet im Nördlinger Tierheim. Nun muss er Deutschland vermutlich vorerst verlassen.
    Mo will bleiben. Der 22-jährige Asylbewerber aus Ghana arbeitet im Nördlinger Tierheim. Nun muss er Deutschland vermutlich vorerst verlassen. Foto: David Holzapfel

    Wenn Mohammed Ishaq abends im Bett liegt, findet er nur schwerlich Schlaf. Da sind viele Gedanken: Wie geht es weiter? Darf ich bleiben? Vor einigen Jahren floh der heute 22-Jährige nach Deutschland. Er arbeitet ehrenamtlich im Nördlinger Tierheim. Die deutsche Regierung wertet sein Heimatland Ghana als sicheren Herkunftsstaat. Deshalb soll „Mo“, wie er von seinen Bekannten genannt wird, abgeschoben werden. Das wollten die Mitarbeiter des Tierheims nicht hinnehmen und wandten sich an den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags. Der hat nun über Mos Anliegen entschieden.

    Mittwoch, 16.10 Uhr in München. Gerade noch hat der Petitionsausschuss über Caport-Anbauten und Behördenstreitigkeiten beratschlagt, nun wird der Fall Mohammed Ishaq aufgerufen. Der 22-Jährige und seine Unterstützer können nicht selbst vor Ort sein, dürfen es nicht, aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen. Sie verfolgen das Geschehen im Sitzungssaal gebannt zu Hause vor dem Bildschirm.

    So hat der Petitionsausschuss entschieden

    Der Ausschuss kommt schnell zur Sache, kurz wird der Fall geschildert. Dann das Ergebnis: Der Petition für die Aufenthaltsduldung von Mohammed Ishaq wurde nicht stattgegeben. Da das Passersatzverfahren schon zu weit fortgeschritten sei, gebe es nur eine Option: Mo soll freiwillig nach Ghana ausreisen, um anschließend mit einem gültigen Visa zurückkehren zu können und eine Ausbildung im Tierheim beginnen zu dürfen. Man wolle den Betroffenen dabei „nach Kräften unterstützen“, wie Ausschuss-Vorsitzende Stephanie Schuhknecht (Die Grünen) betont. „Es ist kein leichter Weg, aber wir müssen ihn gehen.“

    Im Nördlinger Tierheim herrscht tags darauf große Ernüchterung. Bis zuletzt hatten Leiterin Manuela Kaußen und ihre Mitarbeiter gehofft, dass Mo bleiben darf. Kaußen sagt: „Es ist definitiv nicht das Ergebnis, dass wir uns gewünscht haben.“ Mohammeds Unterstützer müssten nun „einen Haufen Geld“ aufbringen, um Flüge und Unterkunft in Ghana bezahlen zu können.

    Mos Weg nach Deutschland war kein leichter

    Zwar sagt der Ausschuss zu, von behördlicher Seite alles so vorzubereiten, dass Mo nicht viel Zeit in Ghana verbringen muss. Wie lange das Verfahren letztlich jedoch dauern wird, ist ungewiss.

    Mos Weg nach Deutschland war kein leichter. In Ghana hat er eigenen Angaben zufolge keine Familie mehr, war auf sich allein gestellt. Er bettelte auf der Straße und lebte von kleinen Hilfsarbeiten. Im Jahr 2012 floh er, kam erst nach Libyen, später über Umwege in die Bundesrepublik. Er leidet laut seinen Unterstützern an Depressionen und einem Flüchtlingstrauma. „Alleine wollen wir ihn nicht nach Ghana zurückschicken“, sagt Kaußen. Doch wer den 22-Jährigen begleiten wird, stehe aktuell noch nicht fest.

    Ghana als Geburtsort, aber nicht als Heimat

    Und Mohammed selbst? Sein Traum, sagt er unserer Redaktion, sei eine Ausbildung im Nördlinger Tierheim und ein Leben in Deutschland. Ghana sei zwar sein Geburtsort, aber nicht seine Heimat.

    Das sehen auch die Mitarbeiter des Tierheims so. Auch deshalb starteten sie die Petition für den Bayerischen Landtag. Eine Online-Petition, die eine Ausbildungsduldung für Mo forderte, haben außerdem beinahe 7000 Menschen unterschrieben.

    Info: Um Mohammed Ishaqs freiwillige Ausreise und seinen Aufenthalt in Ghana finanzieren zu können, wird das Nördlinger Tierheim ein Spendenkonto einrichten. Weitere Infos dazu gibt Leiterin Manuela Kaußen in Kürze bekannt.

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