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Nördlingen: Fehlerhafte Inzidenz im Landkreis Donau-Ries: Sternekoch ist wütend

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Fehlerhafte Inzidenz im Landkreis Donau-Ries: Sternekoch ist wütend

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    Jockl Kaiser ist Sternekoch und Chef des Restaurants Meyers Keller in Nördlingen.
    Jockl Kaiser ist Sternekoch und Chef des Restaurants Meyers Keller in Nördlingen. Foto: Christina Heller

    Nur ein einziger Tag reichte aus, um Sternekoch Jockl Kaiser von Meyers Keller in Nördlingen das Pfingstgeschäft zu ruinieren: Am Dienstag kletterte der Inzidenzwert im Landkreis Donau-Ries auf 105,4. Und dass drei Tage, nachdem der Wert unter 100 gelegen hatte. Aber nur, wenn diese Grenze an fünf Tagen in Folge nicht überschritten wird, dürfen Restaurants wieder Gäste im Außenbereich verwöhnen. Am Mittwoch nun lag der Wert wieder unter 100 - genauer gesagt bei 74,7. Kaiser ist sauer, fordert neue Regeln für Gastronomen. Dazu kommt: Der niedrige Inzidenzwert kommt nur durch einen Fehler zustande.

    RKI meldet am 12. Mai Minusfälle

    In der vergangenen Woche wies das Robert-Koch-Institut am Mittwoch eine deutlich geringere Inzidenz als am Vortag aus: am 11. Mai lag sie bei 107,6, am 12. Mai bei 96,4. Damals meldete das RKI sogar Minus-Fälle. Auf Nachfrage unserer Redaktion sagte Amtsärztin Dr. Rafaella Hesse dazu: "Aufgrund einer Diskrepanz bei der Übermittlung der Fallzahlen wurde durch das Gesundheitsamt eine Korrektur von Doppelmeldungen vorgenommen. Unter anderem handelte es sich dabei um Fälle, welche von anderen Regionen gemeldet wurden, die jedoch im Landkreis Donau-Ries wohnhafte Personen betreffen. Da diese durch unser Gesundheitsamt bearbeitet und somit auch gemeldet hätten werden müssen, wurden hier Korrekturen vorgenommen." Doch wie erklärt sich, dass die Inzidenz nun sogar um 30 absackt?

    Simon Kapfer, Sprecher des Landratsamtes, beantwortet diese Frage: Am Mittwoch habe die Behörde keine Fälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Man habe auf die Software Sormas umgestellt, die bundesweit im Einsatz sei. Die Anbindung habe geklappt, der Datentransfer allerdings nicht. Die hausinterne IT sei an dem Fall dran. Entweder werde der Wert beim RKI im Lauf des Donnerstages korrigiert oder über eine Nachmeldung am Freitag.

    Kaiser schreibt offenen Brief

    Sternekoch Jockl Kaiser ärgert sich: "Also, ich bin echt sauer. Nur, weil die Behörde schlampig arbeitet, nur an sich und nicht weiter denkt, wird meine Existenz und die von allen anderen Wirtshäusern in Ries auf Spiel gesetzt. Das ist unterirdisch." In einem offenen Brief schreibt er: "Wir haben bisher alle Entscheidungen der Regierung mitgetragen und sind definitiv keine Corona-Leugner. Wir wissen um die vielen Krankheitsfälle und Leiden der Patienten, die im Extremfall zum Tod führen können." Es brauche Maßnahmen, um die Epidemie einzudämmen: "Wir fühlen mit, mit den Pflegekräften und Pflegestationen und Krankenhäusern." Doch die Gastronomie brauche eine Perspektive.

    Meyers Keller verliert Mitarbeiter durch Coronakrise

    Kaiser kritisiert: "Es reicht eben nicht, alle Gastronomiebetriebe gleich zu stellen und über einen Inzidenzwert festzulegen, wann welche Art der Gastronomie stattfinden darf. Im 21. Jahrhundert sollten doch andere Maßnahmen getroffen werden und Daten im Zuge der Digitalisierung besser erfasst werden können, als zu Zeiten der Spanischen Grippe und der Pest."

    Mitarbeiter hätten dem Restaurant bereits den Rücken gekehrt, weil ihnen Zuschläge und Trinkgelder fehlten und sie mit dem Kurzarbeitergeld ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr decken könnten. Kaiser fordert, dass Restaurants wieder öffnen dürfen "nicht nur die Außengastronomie, sondern auch die vielen Betriebe, die mit guten Konzepten eine Hygienesicherheit garantieren können". In seinem Restaurant garantiere man Abstände, reinige die Toiletten ständig, trage Masken - auch in der Küche - habe Luftreinigungsgeräte und die Mitarbeiter eingehendst geschult. Diese werden auch zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet. (mit fene)

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Die Inzidenzzahl muss korrekt sein

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