Die Befürworter einer Reaktivierung der Bahnlinie von Dombühl über Dinkelsbühl nach Nördlingen blicken seit einigen Tagen recht optimistisch in die Zukunft. Grund für ihre Zuversicht ist die Novellierung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) durch den Deutschen Bundestag vor wenigen Wochen. Und das steckt dahinter.
In der Gesetzesnovelle ist unter anderem vorgesehen, die Wiederinbetriebnahme von Bahnstrecken in Deutschland großzügig (bis zu 90 Prozent der Investitionskosten) zu fördern. Vor wenigen Tagen fand vor diesem Hintergrund im Berliner Verkehrsministerium ein Gespräch mit Vertretern aus Mittelfranken statt. Im März soll ein weiteres folgen.
Drei verschiedene Eigentümer machen die Sache schwierig
Trotz der vielversprechenden Zuschussmöglichkeiten dürfte eine Reaktivierung dennoch schwierig werden, weil die Eigentumsverhältnisse der 54 Kilometer langen Strecke kompliziert sind. Derzeit gibt es nämlich drei verschiedene Eigentümer. So gehört der Abschnitt von Nördlingen bis nach Wilburgstetten dem Zweckverband Romantische Schiene, der sich aus den Kommunen im Landkreis Donau-Ries zusammensetzt, die an der Trasse liegen. Danach kommt ein Teil, der nach wie vor der Deutschen Bahn gehört. Ein darauf folgender Abschnitt im Bereich Wilburgstetten ist dann im Eigentum der Holzwerke Rettenmeier, bevor dann wieder die Bahn bis nach Dombühl verantwortlich ist.
Vor diesem Hintergrund nannte der Bürgermeister von Wilburgstetten, Michael Sommer, im Gespräch mit den Rieser Nachrichten das Vorhaben „herausfordernd und keineswegs trivial“. Seit der aktuellen GVFG-Novelle sollte man nicht mehr nur den Abschnitt Dombühl-Dinkelsbühl betrachten, sondern den gesamten bis nach Nördlingen. Sommer wies in dem Zusammenhang auf die Zusage der Bayerischen Eisenbahngesellschaft hin, für den Bereich von Dinkelsbühl nach Dombühl Zugverkehre zu bestellen, weil ein Gutachten in diesem Bereich ein Potenzial von mehr als 1000 Personenkilometern pro Tag ergeben habe, was die Voraussetzung für die Wiederaufnahme eines Schienenpersonennahverkehrs sei. Die übrigen Streckenabschnitte hätten bekanntlich diese Zahl nicht erreicht, so Sommer.
Reaktivierung würde lokale Firmen unterstüzen
Jetzt gelte es, unabhängig von den bereits ermittelten Zahlen, mit dem Bundesverkehrsministerium nach Möglichkeiten zu suchen, die gesamte Strecke eines Tages wieder in Betrieb zu nehmen. Mit der Mittelfränkischen Eisenbahnbetriebsgesellschaft stehe ein potenzieller Betreiber bereit, betonte der Bürgermeister weiter. Großes Interesse an einer Reaktivierung hätten ganz besonders die Holzwerke Rettenmeier, die in naher Zukunft eine Standorterweiterung planten, bei der einem überregionalen Bahnanschluss große Bedeutung zukomme.
Der Wilburgstettener Rathauschef, der sich zusammen mit dem Dinkelsbühler Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer seit Jahren um die Wiederaufnahme des Bahnbetriebes zwischen Mittelfranken und dem Ries bemüht, setzt große Hoffnungen auf die Politik in Berlin. „Im Verkehrsministerium wurde sogar ein Mitarbeiter eigens für dieses Thema benannt. Dieser soll mit den Verantwortlichen aus unserer Region die entsprechenden Möglichkeiten ausloten.“ Von dem Treffen im März erhoffe er sich konkrete Überlegungen, so Michael Sommer.
Kosten für die Strecke liegen bei rund 20 Millionen Euro
Nach derzeitiger Schätzung würden sich die Kosten für die Instandsetzung der Strecke, also der Gleisanlagen und der dazugehörenden Technik, auf rund 20 Millionen Euro belaufen, die vom Betreiber aufgebracht werden müssten. Für die Erneuerung der Bahnübergänge wären laut Eisenbahnkreuzungsgesetz allerdings die jeweiligen Kommunen finanziell zuständig. Dies führte bei der einen oder anderen Gemeinde in der Vergangenheit zu einer gewissen Zurückhaltung beim Thema Bahn-Reaktivierungen.
Auch im Landkreis Donau-Ries hielt sich bisher die Begeisterung für eine Wiederinbetriebnahme des Bahnverkehrs von Franken nach Schwaben in Grenzen. Landrat Stefan Rößle hatte zwar hin und wieder an Besprechungen mit politischen Vertretern aus Mittelfranken teilgenommen. Initiativen entwickelten sich daraus allerdings nicht.
Der Fokus des Donau-Ries-Kreises liegt ohnehin auf dem Nordast der Hesselbergbahn von Nördlingen nach Gunzenhausen. Hier hat der Kreistag nach langer Zurückhaltung im vergangenen Jahr eine weitere Potenzialanalyse beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg in Auftrag gegeben mit der Anregung, zwei weitere Halte in Hainsfahrt und Nördlingen (Industriegebiet) einzuberechnen (wir berichteten). Möglicherweise könnten dadurch die erforderlichen 1000 Personenkilometer erreicht werden. Davon gehen beispielsweise die Grünen fest aus. Mit dem Ergebnis der Studie wird im Frühjahr gerechnet.