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Nördlingen: Einzelhandel in Nördlingen: Ein kleines bisschen Normalität

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Einzelhandel in Nördlingen: Ein kleines bisschen Normalität

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    Abstand halten: Kleine Geschäfte wie das Nördlinger „Näh mal“ dürfen zwar wieder öffnen. Es herrschen jedoch strenge Sicherheitsvorkehrungen wie eine Maskenpflicht und ein verpflichtendes Schutz- und Hygienekonzept.
    Abstand halten: Kleine Geschäfte wie das Nördlinger „Näh mal“ dürfen zwar wieder öffnen. Es herrschen jedoch strenge Sicherheitsvorkehrungen wie eine Maskenpflicht und ein verpflichtendes Schutz- und Hygienekonzept.

    Als Uschi Stein die Parfümerie „Aurel Finck“ vor einigen Wochen das vorerst letzte Mal zusperrte, wusste sie nicht, wie es weitergehen soll. Sie wusste nicht, wann das nächste Mal ein „Geöffnet“-Schild an der Türe hängen, wann sie ihre Stammkunden das nächste Mal begrüßen werden könnte. „Ich war wie in Schockstarre und den Tränen nah“, erinnert sich die Verkäuferin. Wie Stein hingen zuletzt viele Nördlinger Verkäufer und Ladenbesitzer in der Luft. Jetzt werden die Corona-Maßnahmen moderat gelockert. Nach wochenlangem Lockdown dürfen bestimmte Geschäfte wieder öffnen.

    Es ist ein zarter Schritt hin zu alter Normalität. Die Händler müssen in ihren Geschäften strenge Hygienevorschriften und Abstandsregeln beachten. Das Bayerische Gesundheitsministerium hat dafür eine Checkliste ins Netz gestellt. Hygieneschulung der Mitarbeiter, Atem- und Mundschutzpflicht für Personen ab sechs Jahren: Bei Verstößen drohen teils drakonische Bußgeldstrafen. „Aber wir sind gut vorbereitet“, sagt Marko Stark, Inhaber des Schuhladens „Schuhhaus Stark“.

    Großer Rückhalt der Kunden

    Betritt man an diesem Montag sein Geschäft, so fallen sofort die Abstandsmarkierungen auf dem Boden auf. Stark führt durch den Verkaufsraum, er deutet auf den Desinfektionsspender am Eingang, auf die Plexiglasscheibe, die Verkäufer und Kunde an der Kasse trennt. Weiter geht es durch einen schmalen Gang in den Hinterhof. Dort haben Stark und seine Mitarbeiter einen Außenbereich hergerichtet, mit offenem Pavillon, Stühlen und Teppichen. „Bei schönem Wetter können die Kunden hier ihre Schuhe anprobieren“, sagt Stark. Und das ohne Schutzmaske, weil im Freien.

    Marko Stark führt das „Schuhaus Stark“.
    Marko Stark führt das „Schuhaus Stark“.

    „Es ist fast schon ein wenig komisch, wieder öffnen zu dürfen“, sagt Stark und lacht. Fünf Wochen lang habe man sich den Gegebenheiten angepasst und Ware geliefert, die Kunden zuvor über die sozialen Netzwerke geordert hätten. „WhatsApp-Shopping“ nennt Stark das. Die Unterstützung seiner Stammkundschaft in dieser Zeit sei rührend gewesen, sagt er. Immer wieder hätten ihn Nachrichten erreicht wie: „Wir bleiben euch treu und kaufen nicht im Internet.“ Dieser Rückhalt tue gut. „Aber jetzt sind wir schon sehr froh, wieder öffnen zu dürfen.“

    Zurück im Laden sitzt eine Kundin auf einem der vier Verkaufsstühle, die Stark in den Ecken platziert hat, um den Mindestabstand zu gewährleisten. Vor ihr liegen ein Paar Sommerschuhe. Es sei das erste Mal seit vielen Wochen, dass sie ihr Haus verlasse, sagt die ältere Dame. Zu groß sei der Respekt gewesen vor dem Virus. Ihr Sohn habe für sie eingekauft und sie versorgt. „Aber das hier lasse ich mir nicht nehmen, das kleine bisschen Normalität.“

    Ein kleines bisschen Alltag

    Zu ebenjener Normalität will man bald auch ein paar Ecken weiter, im Modehaus Lettenbauer, zurückkehren. Vereinzelt sind Kunden im Laden, man trägt Mundschutz, Hinweisschilder am Eingang mahnen an, Abstand zu halten. Auch im Radio, das im Hintergrund läuft, ist Corona das vorherrschende Thema. Es sei kein großes Problem gewesen, die Hygiene-Auflagen zu erfüllen, sagt Inhaberin Vanessa Stumpf. Vom Handelsverband habe es viel Unterstützung gegeben. Einzig die Beschaffung von Desinfektionsmittel sei derzeit schwierig, denn die Nachfrage sei hoch. „Jetzt sind wir aber einfach nur froh, dass ein bisschen Alltag einkehrt.“

    Vanessa Stumpf ist Inhaberin des Modehauses Lettenbauer.
    Vanessa Stumpf ist Inhaberin des Modehauses Lettenbauer.

    Ein unkontrollierbarer Ansturm auf die Nördlinger Einzelhändler ist an diesem Montag ausgeblieben. Susanne Vierkorn vom Stadtmarketingverein Nördlingen sagt: „Es ist jetzt wichtig, dass wir uns alle an die Regeln halten, denn ein Boomerang-Effekt wäre fatal.“ Das kleine bisschen Alltag – es ist ein brüchiges Gut.

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