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Nördlingen: Einzelhandel im Ries: Gemeinsam gegen die Krise

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Einzelhandel im Ries: Gemeinsam gegen die Krise

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    Einkaufen mit Abstand: In der Nördlinger Steingass-Tiefgarage haben unlängst 13 Einzelhändler ihre Waren angeboten. Mit der Aktion wollen die Geschäftsleute einen Teil der Verluste durch die Coronakrise auffangen – und gemeinsam Flagge zeigen.
    Einkaufen mit Abstand: In der Nördlinger Steingass-Tiefgarage haben unlängst 13 Einzelhändler ihre Waren angeboten. Mit der Aktion wollen die Geschäftsleute einen Teil der Verluste durch die Coronakrise auffangen – und gemeinsam Flagge zeigen. Foto: Jochen Aumann

    Die Steingass-Tiefgarage in Nördlingen, vergangener Samstag. Draußen brennt die Sonne vom Himmel, drinnen, umrahmt von kühlen Betonmauern, bietet sich dem Besucher ein ungewöhnliches Bild: Wo normalerweise Autos parken, haben 13 Händler ihre Verkaufsstände aufgebaut. Neun Tage sind sie schon hier, sie vertreiben Herrenmode, Parfüm oder Kochtöpfe zu Outlet-Preisen. Mit der Aktion „City Outlet“ wollen die Einzelhändler einen kleinen Teil der Umsatzverluste auffangen, die ihnen die Coronakrise in den vergangenen Wochen beschert hat. Vor allem aber wollen sie gemeinsam Flagge zeigen in einer für sie stürmischen Zeit.

    Und so stehen sich an diesem Tag Nördlinger Modehändler und Haushaltsausstatter, die sonst Konkurrenten sind, in gebotenem Abstand gegenüber. „Das ist schon einmalig“, sagt der Initiator der Aktion und Geschäftsleiter der Nördlinger Steingass-Häuser, Steffen Rissmann. „Trotz der schwierigen Lage ziehen wir alle an einem Strang.“ Die Aktion, betont Rissmann, sei auch bei den täglich Hunderten Kunden gut angekommen.

    Die Unsicherheit der Einzelhändler ist geblieben

    Die Coronakrise hat für die Rieser Einzelhändler in der jüngsten Vergangenheit schon viele schlechte Nachrichten bereitgehalten. Wer nicht systemrelevant war, musste wochenlang schließen, Kunden blieben aus, die Verkaufsräume und Kassen leer. Viele Betreiber fragten sich: Wie soll es weitergehen mit mir und meinem Geschäft? Dann folgten die Lockerungen, und mit ihnen kam ein kleines bisschen Alltag zurück. Die Unsicherheit aber blieb und bleibt bis heute.

    Es ist schwierig, einen vollumfänglichen Überblick über das Ausmaß der Krise zu gewinnen. „Der Einzelhandel ist sehr vielschichtig, manche Bereiche hat es härter getroffen als andere“, sagt Astrid Grunert, Leiterin des Arbeitskreises Handel des Nördlinger Stadtmarketingvereins. „Vielen geht es gar nicht gut.“

    Nördlinger Parfümerie: "Die Stimmung ist bei uns immer gut"

    In der Nördlinger Parfümerie Aurel Finck etwa sei man von einer Normalisierung des Geschäftsaufkommens im Vergleich zur Zeit vor Corona noch weit entfernt, sagt Mitarbeiterin Uschi Stein. Auch wenn die Umsätze wieder mehr geworden seien. „Wir werden das, was durch Corona verloren gegangen ist, nicht mehr reinholen, aber wir haben eine treue Stammkundschaft.“ Die Maskenpflicht mache die Beratung bei Gesichtskosmetik beinahe unmöglich. Bei Lippenstiften und Make-up sei das Geschäft rückläufig, wie auch bei der Sonnenpflege, da nur wenige Kunden in den Süden verreisen würden. Andererseits, sagt Stein, konzentrierten sich viele Kunden beim Schminken derzeit auf die Augen, mit Lidschatten und Kajal.

    Die Mitarbeiter des Geschäfts würden derweil Gelassenheit bewahren. „Die Stimmung ist bei uns immer gut, es hat keinen Sinn, Trübsal zu blasen“, sagt Uschi Stein.

    Es gibt auch Profiteure der Coronakrise

    Ortswechsel. Im Fotostudio Hauber in Oettingen lief das Geschäft zwar schleppend an, die Einnahmen wurden dann aber mehr. Im Vergleich zur Zeit vor der Krise, sagt Inhaberin Susanne Hauber, fehle jedoch einiges an Umsatz. Fotoaufträge in Kitas fielen aus, da die Einrichtungen schließen mussten. Feiern wie Konfirmationen und Kommunionen seien zuerst weggebrochen, doch jetzt würden sie nachgeholt. Familienfotos, wie auch viele andere Bilder, nehme sie weitestgehend im Freien auf. „Angesichts der Umstände“, sagt Hauber, „bin ich zufrieden“.

    Es gibt jedoch auch Profiteure der Coronakrise. Die Maskenpflicht hat zum Beispiel dazu geführt, dass viele Menschen selber zu nähen begonnen haben. Entsprechend gut stehen die Geschäfte im Nördlinger Handarbeitsgeschäft „näh mal“. „Wir haben das Doppelte an Nähmaschinen verkauft“, sagt Geschäftsinhaberin Martina Guckert. Auch Stoffe, Gummibänder und Garn würden stark nachgefragt. Für manche Waren gebe es immer noch Lieferschwierigkeiten, für Nähmaschinen führe man sogar eine Warteliste.

    „Wir müssen weiter in Bewegung bleiben. Stillstand bedeutet Rückschritt“, sagt Susanne Vierkorn vom Stadtmarketingverein Nördlingen. Aktionen, wie der Kunst- und Kreativmarkt im September oder die Marktsonntage, sollen den lokalen Einzelhandel unterstützen. Planungssicherheit aber gebe es aktuell nicht. Vierkorn betont: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.“

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