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Nördlingen: Ein goldener Mundschutz für den besten Poeten der Alten Bastei

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Ein goldener Mundschutz für den besten Poeten der Alten Bastei

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    So sieht eine Veranstaltung in der Alten Bastei unter Einhaltung der Abstandsregeln aus: Nur Familien und Kleingruppen durften zusammensitzen, jede zweite Reihe wurde freigelassen. Etwa 160 Besucher fanden auf diese Weise beim Poetry Slam in der Freilichtbühne Platz. Links vorne Moderator Jens Hoffmann.
    So sieht eine Veranstaltung in der Alten Bastei unter Einhaltung der Abstandsregeln aus: Nur Familien und Kleingruppen durften zusammensitzen, jede zweite Reihe wurde freigelassen. Etwa 160 Besucher fanden auf diese Weise beim Poetry Slam in der Freilichtbühne Platz. Links vorne Moderator Jens Hoffmann. Foto: Peter Urban

    Zusammenarbeit ist ihr Ding, das versprechen die Organisatoren des Rieser Poetry Slam. Gemeinsam tragen sie alle Zutaten, die eine guten Slam ausmachen. Moderation und Künstlerkuration von Jens Hoffmann, Organisation und Werbung von Andi Weiss, Gastronomie und sensationelles Ambiente im Rahmen des gerade laufenden „Zwingerclubs“ im Ochsenzwinger von Marcel Kraft und die Alte Bastei als Location mit freundlicher Unterstützung des Vereins Alt Nördlingen. Das Wetter spielt mit und ein wirklich pfiffig ausgeklügeltes Hygienekonzept sorgt dafür, dass rund ein Drittel der Zuschauerränge gefüllt werden kann. Und das Publikum ist so gut drauf, dass beim obligatorischen Applaus-Check nicht besonders auffällt, dass der Open-Air-Saal gar nicht voll ist. Die Zwei-Mann-Band „ZweiKlangWelt“ bildet den Rahmen, klasse Musik für die erwartungsfrohen Gäste.

    Und dann kommt Jens Hoffmann, von Beginn an Spiritus Rector der Rieser Slams, und er präsentiert zum Anfang – beim Fernsehen würde man das Anheizer nennen – als sogenanntes „Opferlamm“ einen ersten Text. Eine Liebes-Ode an seine Partnerin, die hoch oben hinter der Bühne (sichtlich gerührt von der Liebeserklärung) während der Perfomances in Echtzeit ein Bild malt, das, wie Hoffman sagt, „den Abend beschreiben soll“. Hier wird gleich zu Beginn deutlich, was sich durch den gesamten Abend zieht: Jens Hoffmann ist der Macher. Es ist seine Show.

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    Die dann aber gleich mit einem Höhepunkt beginnt, dem Vortrag des Spalters Oliver Walter: „Die Welt wäre eine bessere, wenn man Frauen wie Nazis und Nazis wie Frauen behandeln würde“. Eine steile These, die – klug „verschwurbelt“ – allerdings nicht, wie er behaupte, in flachem Humor endet. Im Gegenteil. Auf ihn folgt Andrea Scherer, eine junge Nördlingerin, die mit ihrem Text „Bauchgefühl“ gleich ins spätere Finale gelangt. Acht weitere Poeten und Poetinnen, darunter noch drei Lokalmatadoren, Fabian Merk aus Nördlingen, Christine Bitterlich aus Alerheim und ein Mann namens „Günni“, der mit seinem ersten Text „Kind gerächt“ auch ins Finale stürmt. Die weiteren Beteiligten kommen meist aus Franken, respektive Nürnberg, und präsentieren Texte vom Liebes-Aus-Rap (Marcel Siebelsberger) über einen bis zur Verwirrung verschachtelten Text aus drei Perspektiven (Rebecca Dräger) bis hin zum offenen Bekenntnis, dass einzig „Sex sells“ (Barbara Gerlach).

    Erst weit nach 23 Uhr ist der verdiente Sieger gekürt

    Ein Highlight setzt in bester Rieser Mundart Christine Bitterlich, die den Moderator mit einer nicht zu stoppenden Zeitüberschreitung zum großen Vergnügen des Publikums in die Bredouille bringt. Dazwischen – nach jedem der Vorträge wird das Mikro desinfiziert – immer wieder Jens Hoffmann, der auch seine Redefreiheit reichlich ausnutzt. So zieht sich der Slam deutlich in die Länge, erst weit nach 23 Uhr kann in den Finals der verdiente Sieger gekürt werden: Oliver Walter, der auch mit seinem zweiten Text „Koala“ mächtig überzeugt.

    Eine tolle Idee der Fladenpiraten war der erste Preis: ein goldener Mundschutz! Besser konnte das Dilemma Lockdown/Kunst/Künstler und der monatelange Kulturstillstand nicht belegt werden. Ein erquicklicher Event bei wunderbarem Wetter und das Publikum tat ein Übriges, aus einer Covid-19-Kompromissveranstaltung einen überaus vergnüglichen Abend zu machen, der die Pandemie für ein paar Stunden komplett in den Hintergrund rückte.

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