Fast genau ein Jahr hat es gedauert, bis eines der größten Brandunglücke der vergangenen 20 Jahre in der Region aufgearbeitet war. „Vor gut 14 Tagen waren die letzten Formalitäten mit der Versicherung erledigt“, sagt Blasius Wizinger, der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Nördlingen. Am 18. September 2019 war in der Tiefgarage der damals neuesten Wohnanlage des Unternehmens in der Maria-Holl-Straße ein Feuer ausgebrochen, das zahlreiche Einsatzkräfte mehrere Stunden lang in Atem hielt. Die Bilanz am Ende einer langen Nacht: vier Verletzte, darunter drei Feuerwehrleute, und ein damals von der Kriminalpolizei geschätzter Sachschaden in siebenstelliger Höhe. Mittlerweile liegen die exakten Zahlen vor.
Wizinger korrigiert diese ein wenig nach unten. Inklusive Nutzungs- und Mietausfall sei für die Baugenossenschaft ein Schaden von knapp 800.000 Euro entstanden, der vollständig von der Versicherung übernommen worden sei. Der höchste Posten sei dabei die Gebäudereinigung gewesen, für die rund 150.000 Euro anfielen.
Nach dem Tiefgaragenbrand in Nördlingen: Seit Ende Juni ist die Garage wieder freigegeben
Am längsten gedauert habe die Sanierung der Tiefgarage selbst, weil dort aufwendige Betonarbeiten samt statischer Gutachten und einer Endabnahme durch einen Brandsachverständigen notwendig waren. Seit dem 29. Juni ist die Tiefgarage wieder zum Parken freigegeben; bis dahin waren allein durch den Ausfall von Garagenmieten rund 12.000 Euro aufgelaufen.
Nicht in die Zuständigkeit der Baugenossenschaft fallen die rund zwei Dutzend vollständig zerstörten Autos, für die die Versicherungen der Inhaber aufkommen mussten. Setzt man hier im Durchschnitt 8000 bis 10.000 Euro an, kommen weitere 200.000 Euro zusammen, sodass letztlich tatsächlich ein Gesamtschaden in der Größenordnung von einer Million Euro entstanden ist.
20.000-Euro-Fonds für nicht versicherte Schäden beim Brand
Apropos Versicherungen: Weil nicht alle Bewohner eine Voll- oder Teilkasko- sowie eine Hausratversicherung abgeschlossen hatten, bekamen einige Familien ihre Schäden nicht ersetzt. Hier sprangen die Baugenossenschaft selbst sowie die beiden Hilfswerke Nördlinger Hilfe in Not und Kartei der Not mit einem Hilfsfonds in Höhe von insgesamt 20.000 Euro in die Bresche.
Die größte Sorge der Einsatzkräfte galt in der Brandnacht den Bewohnern. 68 Männer, Frauen und Kinder lebten seinerzeit in den 30 Wohnungen, 56 waren zum Brandzeitpunkt zu Hause und mussten von der Feuerwehr evakuiert werden. Die meisten fanden bei Verwandten oder Bekannten Unterschlupf, einige nutzten das von der Stadt Nördlingen eilends organisierte Notquartier in der Schillerhalle. Erst nach einer Schadstoff-Untersuchung durch einen Brandschaden-Experten konnten die Bewohner nach sieben (Hausnummer 6) bzw. zehn Tagen (Nummer 8) wieder zurück in den Wohnkomplex.
Wizingers Fazit: Die Genossenschaft sei zusammengewachsen
Bittet man Blasius Wizinger mit der Distanz von exakt einem Jahr um ein Fazit, so kommt er zu einem bemerkenswerten Ergebnis: „Die Genossenschaft ist durch diesen dramatischen Vorfall sehr zusammengewachsen.“ Jeder habe Verständnis für die schwierige Situation gehabt, niemand habe sich über den mehrmonatigen Nutzungsausfall der Tiefgarage beklagt. Das sei nicht selbstverständlich angesichts des schwerwiegendsten Unglücks in der über hundertjährigen Geschichte der Baugenossenschaft.
Aktuell betreut und verwaltet das gemeinnützige Unternehmen in Nördlingen rund 1400 Wohnungen. Darunter befindet sich knapp die Hälfte samt 155 Garagen im eigenen Besitz.
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