Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Eichenprozessionsspinner in Nördlingen: Die gefährliche Raupe absaugen?

Nördlingen

Eichenprozessionsspinner in Nördlingen: Die gefährliche Raupe absaugen?

    • |
    So sieht es aus, wenn die Raupe des Eichenprozessionsspinners sich auf einem Baum heimisch fühlt. Ihre Brennhaare können für den Menschen gefährlich sein und sogar Asthma auslösen.
    So sieht es aus, wenn die Raupe des Eichenprozessionsspinners sich auf einem Baum heimisch fühlt. Ihre Brennhaare können für den Menschen gefährlich sein und sogar Asthma auslösen.

    Normalerweise bekommen Schmetterlinge erst dann die volle Aufmerksamkeit der Menschen, wenn sie ihre Flügel ausbreiten und ihre ganze Schönheit zeigen. Sind sie noch Raupen, werden sie gerne übersehen. Beim Eichenprozessionsspinner dagegen ist es genau andersherum. Der ist ein unscheinbarer Schmetterling, der vorwiegend nachts unterwegs ist. Die Raupe jedoch bekam jetzt im Bauausschuss die volle Aufmerksamkeit der Stadträte: Die Grünen-Fraktion hatte einen Antrag gestellt, wie man ihr denn Herr werden solle.

    Die Raupe des Eichenprozessionsspinners lebt – wie es der Name schon sagt – in Eichen und bildet zu einem bestimmten Zeitpunkt Brennhaare aus. Die können für den Menschen gefährlich sein, wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft informiert. Demnach können sie Hautausschläge – Quaddeln am ganzen Körper –, Reizungen an Mund und Nase, Bronchitis, Husten, ja sogar Asthma auslösen. Patienten können Schwindel, Fieber und Müdigkeit verspüren oder eine Bindehautentzündung bekommen. Bei überempfindlichen Personen drohen sogar allergische Schockreaktionen.

    Eichenprozessionsspinner in Nördlingen: So geht die Stadt bislang vor

    Der Baubetriebshof der Stadt Nördlingen führt einen sogenannten Baumkataster, rund 9500 Bäume sind dort aufgelistet, 620 davon sind Eichen. Davon wiederum stehen 448 an Schulen, Kindergärten, Spiel- und Freizeitanlagen sowie an hoch frequentierten Wegen und Plätzen, so das Bauamt. Um Große und Kleine zu schützen, muss der Eichenprozessionsspinner – sofern er dort heimisch ist – bekämpft werden. Die Fraktion Grüne/Frauenliste forderte nun, dass das ausschließlich mechanisch erfolgen solle. Man kann die Raupen von den Bäumen absaugen.

    Im Antrag heißt es wörtlich: „Ein Biozid-Einsatz ist nur im begründeten Sonderfall nach Hinzuziehung eines unabhängigen Sachverständigen, Abwägung der Behandlungsmethoden, Dokumentation und ausführlicher Begründung, weshalb eine mechanische Entfernung nicht möglich ist, zulässig.“ Vorgetragen wurde der Antrag in der Sitzung von Grünen-Stadträtin Andrea Eireiner. Sie wies darauf hin, dass man das richtige Raupenstadium erwischen müsse. Ansonsten fielen die Brennhaare zu Boden und blieben dort aktiv. Der Einsatz von Bioziden sei deshalb gefährlich, weil auch andere Insekten dadurch getötet werden. Einen Vorschlag, wie der mechanische Einsatz finanziert werden solle, brachte Eireiner nicht vor – das sei aus ihrer Sicht nicht ihre Aufgabe als Stadträtin.

    Oberbürgermeister David Wittner sah das anders, schließlich habe sich der Stadtrat darauf verständigt, stets einen Vorschlag zur Finanzierung zu bringen, wenn man eine neue Maßnahme einbringe. Wie teuer es wäre, alle Eichenprozessionsspinner-Raupen von den Bäumen zu saugen, machte Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel deutlich: Das dauere pro Baum rund 4,5 Stunden. Man müsste 1,34 Mitarbeiter einsetzen – und somit Personal für diese Aufgabe einstellen.

    Chemisches Mittel nur noch an 135 Eichen im Stadtgebiet

    Sigel schlug vor, dass künftig nur noch an 135 Eichen im Stadtgebiet das chemische Mittel Foray ES eingesetzt werden solle – und zwar an Standorten mit hoher Sicherheitserwartung, etwa an Kindergärten, Schulen und Spielplätzen. An 272 Eichen werde man ein rein biologisches Verfahren nutzen, bei dem es zu keiner Umweltbelastung komme – das müsse allerdings an jenen Bäumen zwingend zwischen 20 und 6 Uhr durchgeführt werden. An 134 Eichen werde man Absperrungen anbringen und mit Hinweisschildern auf die Gefahr aufmerksam machen, beziehungsweise die Raupen im Zweifelsfall absaugen. Werden neue Bäume nachgepflanzt, verzichte man auf Eichen.

    Im Ausschuss gab es eine kurze Diskussion zu dem Thema. Dr. Susanne Gabler (SPD) schlug beispielsweise vor, Haarspray zur Bekämpfung der Raupe einzusetzen. Das sei bei der großen Menge nicht machbar, erklärte Sigel. Die Mehrheit der Stadträte lehnte schließlich den Antrag der Grünen ab und folgte dem Vorschlag des Stadtbaumeisters.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden