Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen/Donauwörth: Entfällt Wörnitzstein bald als Haltestelle im Nahverkehrsnetz der Riesbahn?

Nördlingen/Donauwörth

Entfällt Wörnitzstein bald als Haltestelle im Nahverkehrsnetz der Riesbahn?

    • |
    Über die Reaktivierung der Hesselbergbahn wird seit Monaten im Landkreis Donau-Ries diskutiert. Nun gab es Einigkeit bei den Fraktionen in der vergangenen Sitzung des Wirtschaftsausschusses.
    Über die Reaktivierung der Hesselbergbahn wird seit Monaten im Landkreis Donau-Ries diskutiert. Nun gab es Einigkeit bei den Fraktionen in der vergangenen Sitzung des Wirtschaftsausschusses.

    Stefan Rößle wirkte nach der jüngsten Zusammenkunft des Wirtschaftsausschusses des Donau-Rieser Kreistages sichtlich zufrieden. Dem Landkreischef ist es in dieser Sitzung gelungen, ein gemeinsames künftiges Vorgehen bei den Themen Hesselbergbahn und Beschleunigung der Riesbahn über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg zu erreichen. Zum Ausdruck kam dies in einem einstimmigen Beschluss. Dieser enthält auch den Wunsch der CSU/JB-AL-Fraktion, Überlegungen für eine verbesserte Anbindung des Nordrieses an den Schienenverkehr (Bahnhof Otting/Weilheim) anzustellen. Der Behandlung im Wirtschaftsausschuss in dieser Woche ging ein intensiver Dialog und Abstimmungsprozess mit den zahlreichen beteiligten Akteuren voraus.

    Realistisch gesehen wird sich bis 2026 nichts an der Hesselbergbahn tun

    Der Landkreischef plädierte in der Sitzung für eine realistische Herangehensweise. Niemand dürfe annehmen, dass es angesichts der Komplexität und der vielen beteiligten Stellen kurzfristig zu einer Reaktivierung des südlichen Abschnitts der Hesselbergbahn kommen werde. „In der laufenden Wahlperiode bis 2026 wird sich da nichts tun“, machte Rößle deutlich. Er und seine Verwaltung würden die Planungen für eine mögliche Wiederaufnahme des Zugbetriebes vom Ries bis nach Mittelfranken weiter intensiv begleiten, die erforderlichen Abstimmungen und Gesprächsrunden weiter koordinieren und die notwendigen Beschlüsse und Entscheidungen zu gegebener Zeit herbeiführen. Gleichzeitig gelte es, die Kosten zu ermitteln und staatliche Fördermöglichkeiten auszuloten. Um eine belastbare Kostenschätzung sollten sich die BayernBahn als Eigentümerin der Bahnstrecke und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bemühen.

    Um die Komplexität des Vorhabens einmal mehr zu verdeutlichen, wies der Landrat erneut darauf hin, dass die Hesselbergbahn über ein Fahrgastpotenzial von über 1000 Personenkilometern hinaus nur eine Chance habe, wenn gleichzeitig die Riesbahn zwischen Aalen und Donauwörth „beschleunigt“ und die bisherige Zugkreuzung von Möttingen nach Nördlingen verlegt werde. Nur so könnten passende Anschlüsse mit geringen Wartezeiten von Zug und Bus gewährleistet werden. Die Voraussetzungen, um eine Beschleunigung zu erreichen, hätten einen relativ langen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren, so der Landrat.

    Riesbahn beschleunigen: Wird der Bahnhalt Wörnitzstein aufgelöst?

    Erstmals sprach Rößle in dem Zusammenhang öffentlich einen Aspekt an, der besonders in Donauwörth auf wenig Begeisterung stoßen dürfte. Um schneller zwischen Donauwörth und Nördlingen fahren zu können, müsse an der Strecke ein Bahnhalt aufgelöst werden. Zur Diskussion stehe derzeit Wörnitzstein, wo am wenigsten Fahrgäste betroffen wären. Sollte es soweit kommen, bedürfe es einer Alternative. Darüber müsse man sich eng mit der Stadt Donauwörth austauschen. Sage der Stadtrat „nein“ dazu, werde es schwierig.

    Gottfried Hänsel (CSU/AL-JB-Fraktion) betonte, seine Fraktion stimme dem vom Landrat skizzierten weiteren Vorgehen zu, wenngleich es zur Hesselbergbahn noch offene Fragen gebe. Wichtig seien jetzt zunächst realistische Kostenschätzungen. Dringend sei zudem eine mögliche Kompensationslösung, sollte der Halt in Wörnitzstein eines Tages wegfallen.

    Eva Lettenbauer (Fraktion Grüne/Frauen/Linke) begrüßte den fraktionsübergreifenden Konsens. Es sei an der Zeit, für den Zug der Zukunft rechtzeitig die Weichen zu stellen. Geprüft werden sollte aus ihrer Sicht, ob eine Beschleunigung der Riesbahn auch zwischen Donauwörth und Harburg möglich wäre, um den Halt in Wörnitzstein erhalten zu können.

    Nördlinger Bürgermeister plädiert für Busverbindung ins Nordries

    Positive Signale kamen ebenfalls von David Wittner (PWG/ÖDP/FDP-Fraktion). Auch er hält eine Verifizierung der Kosten für wesentlich, um weitere Schritte einleiten zu können. Er plädierte dafür, einer Busanbindung des Nordrieses an den Schienenverkehr Priorität einzuräumen und hierfür zeitnah nach Möglichkeiten zu suchen.

    Für die Freien Wähler stehe die Frage im Raum, ob es für die Hesselbergbahn vielleicht doch staatliche Fördermittel gebe, meinte Kreisrat Florian Riehl. Ansonsten würde seine Fraktion den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg mitgehen.

    Rita Ortler (SPD) meinte, zur Wiederbelebung des Zugverkehrs im Nordries sollten sich auch die an der Bahnstrecke liegenden Kommunen bekennen. Dies fehle ihr bisher. Sie erwarte hierzu klare Beschlüsse der Stadt- und Gemeinderäte.

    Elisabeth Hörr (AfD) gab zu bedenken, ob die Fahrgastprognosen sich möglicherweise überholt hätten, weil durch die Corona-Pandemie verstärkt Homeoffice-Arbeitsplätze geschaffen worden seien und auch künftig viele von zu Hause arbeiten würden. „Diese Personengruppe nutzt dann nicht mehr den ÖPNV, um zur Arbeit zu kommen.“ Im weiteren Verlauf der Diskussion gab es noch zahlreiche Wortmeldungen der Ausschussmitglieder. Einige Anregungen nahm Landrat Rößle auf und sagte zu, diese zu prüfen.

    Lesen Sie auch:

    Grüne: Stadt Nördlingen soll Carsharing anbieten

    Neue Hindernisse für die Hesselbergbahn

    Landkreis Donau-Ries kommt weiter ohne Schulden aus

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden