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Nördlingen: Die Rückkehr eines Kultspiels

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Die Rückkehr eines Kultspiels

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    Das Spiel Pokémon Go begeistert Menschen aus aller Welt - auch in der Region.
    Das Spiel Pokémon Go begeistert Menschen aus aller Welt - auch in der Region. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    Das kleine Biest begegnet einem am Nördlinger Marktplatz. Es ist orangefarben, hat blaue Kulleraugen und einen Schwanz, dessen Ende brennt. Nicht angsteinflößend, eher putzig. Trotzdem, so leicht ist es gar nicht, das Tierchen zu fangen. Die ersten Versuche, es mit der rot-weißen Kugel zu erwischen, scheitern. Nach einigen Würfen ist es geschafft. Glumanda verschwindet vom Handy-Display.

    Glumanda ist ein Pokémon. Das japanische Kultspiel war vor 20 Jahren groß im Trend. Als man sich direkt nach der Schule auf einen klobigen Spieleapparat namens Gameboy stürzte und versuchte, in einer verpixelten Fantasywelt süße Tierchen einzufangen. Zumindest solange, bis einem die Dudel-Musik im Hintergrund den letzten Nerv raubte.

    Kaum zu glauben, aber die Pokémon sind zurück. Und wie. Vergangene Woche kam „Pokémon Go“ auf den Markt, seitdem steht weltweit die Spielewelt auf dem Kopf. Das gewaltige Interesse an der App sorgte bei Hersteller Nintendo für überlastete Server. Der Börsenwert des zuletzt schwächelnden Konzerns stieg innerhalb von fünf Tagen um zehn Milliarden Euro. Woher kommt die plötzliche Begeisterung für eine zuletzt recht eingeschlafene Spielereihe?

    Es könnte daran liegen, dass Pokémon Go mit seinen Vorfahren auf dem Gameboy kaum noch etwas zu tun hat. Die App ist ein sogenanntes Augmented-Reality-Spiel, zu Deutsch „erweiterte Realität“. Während der Nutzer durch die Kamera seines Smartphones schaut, bevölkern auf dem Display virtuelle Pokémon-Tierchen die natürliche Umgebung. Zum Einsatz kommen dabei die GPS-Funktion und das Kartenmaterial des Handys. Der Spieler kann sich also nicht vor dem Bildschirm in seinem Zimmer verschanzen, sondern er muss mit dem Handy in der Hand vor die Haustüre. „Das Spiel animiert einen dazu, rauszugehen und sich zu bewegen“, sagt Michelle Hartmann. Die 19-jährige Monheimerin ist begeisterte Spielerin von Pokémon Go. Jeden Tag geht sie per App auf Jagd nach den Fantasy-Wesen und ist dafür ordentlich unterwegs. „Je mehr man läuft, desto erfolgreicher ist man.“ Denn: Ziel ist es, möglichst viele Pokémon zu fangen, zu trainieren und in den Kampf gegen andere Pokémon zu schicken.

    Mögliche Fundorte können überall sein: an öffentlichen Plätzen, in Parks, an Seen, in Restaurants oder auch ganz woanders. Das führt teilweise zu skurrilen Situationen. Die App hat etwa ein Pokémon in einem Amsterdamer Krankenhaus versteckt. Um es zu fangen, drangen einige Spieler in den nicht-öffentlichen Bereich der Klinik ein, unter anderem in den Keller. Das Krankenhaus bat die Spieler über Twitter, das Pokémon nicht mehr zu besuchen. Im Internet kursiert das Bild eines Mannes, der während der Geburt seines Kindes im Kreißsaal auf Pokémon-Jagd ging. Und im US-Bundesstaat Wyoming fand eine 19-Jährige auf der Suche nach Pikachu und Co. eine Wasserleiche. Derlei ist aus der Region noch nicht bekannt. Wie auch, war die App doch bislang nur in den USA, Australien und Neuseeland erhältlich. Hierzulande haben sich trotzdem viele Nutzer das Spiel über Umwege im Netz heruntergeladen. Experten warnen vor einer gefälschten Version, die einen Trojaner verbreitet. Seit diesem Mittwoch ist Pokémon Go in Deutschland offiziell sowohl für Android als auch für iOS erhältlich.

    In der Region ist das Spiel längst angekommen. Seit einigen Tagen verabreden sich Pokémon-Fans aus dem gesamten Landkreis über Facebook-Gruppen zum gemeinsamen Suchen. Sie tauschen Bilder aus und zeigen, welches Pokémon sie wo gefunden haben. Wie viele Donau-Rieser bislang genau mitmachen, lässt sich nur schätzen. „Etwa 50 bis 100“, sagt Hartmann. „Die Tendenz ist stark steigend.“

    Es scheint, das Pokémon-Fieber ist wieder ausgebrochen. Wie vor 20 Jahren.

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