Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Deshalb ist Spezialtechnik auf der B 25-Baustelle im Einsatz

Staub wird aufgewirbelt von den vorbeiratternden Schleppern, Bremsen quietschen, in der Nähe hört man eine Planierraupe und andere Maschinen arbeiten. An der Brezel-Baustelle bei der B25, auf Höhe des Heuwegs, der nach Reimlingen abzweigt, geht es voran. Zehn Schlepper und Lkw fahren an diesem Tag unentwegt Humus weg, den ihnen die Bagger von der Fläche liefern, wo früher der Heuweg nach Reimlingen lag. An der Stelle der früheren Asphalt-Fahrbahn befindet sich nun eine ausgehobene Erd-Bahn, die circa 30 Meter breit und 350 Meter lang ist. Auch ein Spezial-Tiefbauunternehmen ist im Einsatz.

Um den Aufbau für den Straßendamm herzustellen, muss Humus abgetragen werden, „denn Humus ist nicht verdichtungsfähig“, erklärt Baustellenleiter Markus Brenner. „Wir haben bis zu 1,60 Meter Oberboden angetroffen, was ungewöhnlich ist. Wir haben mit nur 30 bis 50 Zentimeter Humus gerechnet.“ Dies liegt daran, dass der Boden sehr inhomogen ist und genaue Vorhersagen trotz zahlreicher geologischer Untersuchungen schwierig sind.

Für den Straßenbau muss Humus abgetragen werden.
Für den Straßenbau muss Humus abgetragen werden. Foto: Matthias Link

Die Kolonne der Lkw und Schlepper mit ihren Kipper-Anhängern quert an diesem Nachmittag nonstop die B25, um den Erdaushub auf der anderen Straßenseite abzuladen. Die von der B25 aus gut sichtbare, sich auftürmende Erdhalde ist jedoch nur ein Zwischenlager, der Aushub wird später wieder verwendet, zum Teil für die Flanken des Damms.

Erster Abschnitt der dreispurigen B 25 ist 2,3 Kilometer lang

Der erste Bau-Abschnitt der dreispurigen B25 beginnt bei der Anschlussstelle Nördlingen-Süd, ist 2,3 Kilometer lang und die Brezel ist Bestandteil davon. Laut Alexander Becker, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Augsburg für das Gebiet Donau-Ries, soll der Abschnitt bis Mitte September 2022 fertiggestellt sein, einschließlich der Brezel. Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt liegen laut Becker im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Der Bund trage die Kosten zu 100 Prozent.

Die Erdbauarbeiten, die vor vier Wochen begannen, werden von der Firma Bortolazzi ausgeführt. Sie stellt auch die Straße des Brezel-Bauwerks her und wird deshalb bis zur Fertigstellung des Bauwerks vor Ort sein. Neun Arbeiter der Firma sind an diesem Nachmittag für die Erdbauarbeiten eingesetzt, sie verwenden dazu Kettenbagger, Planierraupen und Vibrationswalzen. Ein Spezial-Gerät, das circa zehn Meter in die Höhe aufragt, ist ebenfalls momentan auf der Baustelle zu sehen: der Rüttelstopfverdichter. Die Firma Keller, ein weltweit tätiges Spezial-Tiefbauunternehmen, führt die sogenannte Rüttelstopfverdichtung mit zwei solcher Geräte und momentan sechs Mitarbeitern durch, um die Tragfähigkeit des Bodens zu erhöhen. Mittels einer speziellen Rütteltechnik werden dabei im Boden sechs bis acht Meter tief hinabreichende Säulen aus Schotter hergestellt. Gebohrt wird nur im Ausnahmefall. Die Rüttelstopfverdichtung diene auch der Drainierung des Bodens, erklärt Brenner, weil die Rüttelstopfsäulen aus Schotter große Porenräume aufwiesen, durch die das Wasser nach oben steigen könne. Der verwendete Schotter stammt aus der Kiesgrube bei Dehlingen (Neresheim).

Der Boden setzt sich nur langsam

Die Rüttelstopfsäulen sind wegen der Bodenbeschaffenheit nötig. „Der Boden ist sehr bindig“, sagt Brenner. Ein bindiger Boden ist nicht locker, sondern schwer und zäh, weil er wassergesättigt und feinkörnig ist. Werde dieser Boden belastet und zusammengedrückt – zum Beispiel durch den Bau des schweren Damms – setze er sich nur langsam, erklärt der Bauleiter. Da man aber nicht so lange warten könne, bis sich der Boden setze, werde die Bodenkonsolidierung mit den Rüttelstopfsäulen beschleunigt.

Diesem Zweck dienen auch die Vertikaldräns, weitere senkrechte Säulen, die parallel in den Boden zur Entwässerung eingebracht werden. Welche Art von V-Drän gebaut werden, sei noch unklar, aber möglich wären Säulen aus Sand, bis zu 15 Meter tief. „Wir haben im Boden tiefliegende Tonschichten“, sagt Brenner, „da ist eine gewisse Feuchtigkeit aufgrund des Grundwassers vorhanden.“ Sand sei weniger dicht gelagert als Ton, sodass das Wasser nach oben steigen und der Boden sich schneller setzen könne. Trotz dieser Verfahren werde man den Damm anschließend zwei bis drei Monate liegen lassen müssen, um die Verfestigung zu erreichen. Das sei aber wesentlich kürzer als ohne Vertikaldräns, sagt Brenner.

Sieben Meter hoher Damm wird aufgeschüttet

Danach wird auf der Fläche des früheren Heuwegs ein sieben Meter hoher Damm aufgeschüttet werden. In dieser Höhe wird die von Reimlingen kommende Straße über die dreispurige B25 und in zwei brezelförmigen Schleifen nach Nördlingen führen. Wer auf die B25 fährt, in Richtung Bopfingen oder Möttingen, nimmt nur die erste Schleife und mündet an der Kreuzung in die Bundesstraße. Die bestehende Schleife an der Anschlussstelle Nördlingen-Süd wird rückgebaut werden, das Brücken-Bauwerk jedoch, unter dem man in Richtung Augsburger Straße hindurchfährt, wird erhalten bleiben. „Wir versuchen, so viel wie möglich von der Anschlussstelle zu erhalten und mit zu nutzen“, erklärt Alexander Becker. Erforderlich ist das Brezel-Bauwerk wegen des dreispurigen Ausbaus der B25. Ohne dieses Bauwerk hätte Reimlingen keinen Anschluss mehr an die B25, denn vom bisherigen Heuweg aus könne man nicht auf eine dreispurige Bundesstraße in beide Fahrtrichtungen einmünden, erklärt Becker. Zudem werde die Verkehrssicherheit erhöht, denn an der Kreuzung sei es vermehrt zu Unfällen gekommen. Den Ausbau der Bundesstraße führt die Firma Thannhauser aus. Dort, wo der Radweg nach Möttingen verläuft, auf der linken Seite der B25, wird bereits der Humus abgebaggert für den Bau der dritten Spur auf dem ersten Bauabschnitt.

Wenn in einem Jahr alles fertig ist, werden auch die Zauneidechsen, die im Gebiet der Baumaßnahmen eingesammelt und in ein Biotop nahe der Bahntrasse gebracht wurden, wieder ausgesetzt werden. Auf den Dammflächen, die in Richtung Süden zeigen, meint Bauleiter Brenner, werden sie sich wohlfühlen.

Diskutieren Sie mit
0 Kommentare
Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden