Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Coronavirus in Nördlingen: Trauer nach Vorschrift

Nördlingen

Coronavirus in Nördlingen: Trauer nach Vorschrift

    • |
    Beerdigungen ohne Trauergäste sind in Ländern wie Italien und Spanien bereits Alltag. Auch im Landkreis Donau-Ries herrschen bei Bestattungen mittlerweile strenge Regeln. Das belastet nicht nur die Angehörigen.
    Beerdigungen ohne Trauergäste sind in Ländern wie Italien und Spanien bereits Alltag. Auch im Landkreis Donau-Ries herrschen bei Bestattungen mittlerweile strenge Regeln. Das belastet nicht nur die Angehörigen. Foto: Alvaro Barrientos/AP/dpa

    Es sind gespenstische Bilder aus dem italienischen Bergamo. Auf den Friedhöfen überwacht der Zivilschutz, dass sich Angehörige während einer Beerdigung nicht zu nahe kommen. Statt schwarz tragen die Trauernden weiße Schutzanzüge und Mundschutz, Trauerfeiern hat die Regierung gänzlich verboten. Man hofft, dass es Szenarien wie diese hierzulande nicht geben wird: dass sich Menschen nicht mehr verabschieden können, dass sie ihre Liebsten nicht bestatten dürfen. Doch seit vergangener Woche gelten auch im Landkreis Donau-Ries strenge Auflagen bei

    Die Ausgangsbeschränkungen in Bayern sehen vor, dass neben Geistlichen und Bestattungsdiensten aktuell nur noch 15 Personen des engsten Familienkreises eine Beerdigung besuchen dürfen. Die Teilnehmer müssen einen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zueinander einhalten. Öffentliche Todesanzeigen dürfen nicht mehr das Datum der Beerdigung ankündigen. Der bayerische Gemeindetag empfiehlt Kommunen, „am Grab einen Handdesinfektionsspender sichtbar aufzustellen“. Es gibt keine Trauerfeiern in geschlossenen Räumen, keine Weihwassergaben am offenen Grab, keine offenen Aufbahrungen.

    Wenn Trauern zur Mammutaufgabe wird

    Die Beerdigung eines geliebten Menschen ist schon ohne das Coronavirus eine emotionale Ausnahmesituation, mit ihm wird das Trauern mitunter zur Mammutaufgabe.

    Gerhard Wolfermann ist Dekan der evangelischen Kirche in Nördlingen. Er hat selbst schon einige Beerdigungen in der Coronazeit begleitet, hat also gesehen, wie sich die Reglementierungen konkret auswirken. „Am Grab halte ich nur eine kurze Ansprache, auf Musik müssen wir komplett verzichten“, sagt er. „Für viele Angehörige ist es schwierig, wenn die tröstende Gemeinschaft fernbleiben muss.“ Wenn trauernde Familien zu groß sind, um gemeinsam am Grab stehen zu dürfen und Enkelkinder deshalb ausgeladen werden müssen. Und dennoch: Trotz aller Widrigkeiten würden die Angehörigen großes Verständnis zeigen, sagt Wolfermann.

    Familien ziehen Urnenbestattung vor

    Dies hat auch Alexander Wendel beobachtet. Er ist Geschäftsführer zweier Bestattungsunternehmen. Auch er sagt: „Die Leute haben großes Verständnis.“ Einige Familien würden derzeit eine Urnenbestattung vorziehen. Auch, um den Termin der Beisetzung nach hinten verschieben zu können. Auf eine Zeit nach dem Virus.

    Gerade für Bestattungsunternehmen sei die aktuelle Situation mitunter „ein Riesenproblem“, sagt Wendel. Beinahe täglich gebe das Gesundheitsministerium neue Bestimmungen für Beerdigungen heraus. Diese würden die Kreisverwaltungen dann teils sehr unterschiedlich auslegen. „Gerade herrscht ein sehr großes Chaos.“ Auch werden Bestatter von der bayerischen Regierung erst seit dem 30. März als „systemrelevant“ eingestuft – viel zu spät, findet Wendel. „Wir haben kaum Schutzausrüstungen, falls wir in absehbarer Zeit Corona-Patienten bestatten müssen.“

    Hospitzverein: "Die Menschen sterben vereinsamt"

    Susanne Lämmer ist Koordinatorin der Hospizgruppe Donau-Ries und auch sie erzählt, dass ihre Arbeit bei der ambulanten Sterbe- und Trauerbegleitung durch das Coronavirus erschwert wird. In den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen gilt seit dem 14. März eine Einschränkung des Besuchsrechts. Nur in Ausnahmefällen dürfen Kinder oder Sterbende besucht werden, teilt das bayerische Gesundheitsministerium mit. Davon ist auch der Hospizverein betroffen. Nur den fünf Koordinatorinnen ist es erlaubt, in Einrichtungen zu gehen; den Ehrenamtlichen wurde die Arbeit dort untersagt. Der Hospizverein betreut die Menschen nun größtenteils über das Telefon. „Mir tun die Schwerkranken und die Angehörigen im Moment einfach leid. Die Menschen sterben vereinsamt“, sagt Lämmer. Der persönliche Kontakt fehle, um die Betroffenen umfasssend betreuen zu können. „Die Situation ist einfach für jeden eine Herausforderung.“

    Lesen Sie hierzu auch:

    Corona: Weiterer Bewohner in Pflegeheim gestorben

    Coronavirus in Nördlingen: lokale Betriebe in der Schwebe

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden