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Nördlingen: Corona: Radfahrer müssen im Ries geduldig sein

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Corona: Radfahrer müssen im Ries geduldig sein

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    Fahrradhändler Thomas Müller freut sich über das große Interesse an E-Bikes in der Pandemie.
    Fahrradhändler Thomas Müller freut sich über das große Interesse an E-Bikes in der Pandemie. Foto: Matthias Link

    Das Fahrradfahren erfreut sich im Ries großer Beliebtheit, gerade während der Pandemie. Dieser Trend, der ein deutschlandweiter ist, führt derzeit aber zu Lieferschwierigkeiten bei den Fahrradhändlern. „Teilweise sind wir überbucht bei gewissen Farben, Modellen und Größen“, sagt Thomas Müller, Inhaber des Fahrradgeschäfts Zweirad Müller, „wir haben jede Menge Nachfragen.“ Müller nimmt an der Aktion „Click&Collect“ teil, er berät über Telefon, WhatsApp und E-Mail. Von den Herstellern bekomme er nur die Räder geliefert, die er bereits im Juli 2020 bestellt habe und er könne derzeit nichts mehr nachbestellen.

    Nachfrage nach Fahrrädern um 20 Prozent gestiegen

    Räder, die eigentlich im Januar kommen sollten, kämen erst im Frühjahr. „Die Nachfrage in Deutschland ist um 20 Prozent gestiegen“, erklärt Müller, „aber in Asien sind die Kapazitäten um 20 Prozent zurückgegangen. Dadurch kommt es zu großen Lieferengpässen.“ Viele Teile wie Motoren, Schaltungen und Akkus von E-Bikes würden in Asien gefertigt. Da er bereits Mitte vergangenen Jahres viele Räder vorbestellt habe, könne Müller jedoch 80 bis 90 Prozent der Nachfrage bedienen. Probleme gebe es vor allem, wenn Kunden ein aktuelles Fahrradmodell wollten, das er 2020 noch nicht vorbestellt habe. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Rad dann schon ausverkauft ist“, sagt Müller.

    Der Fahrradhändler führt die gesteigerte Nachfrage darauf zurück, dass die Leute einerseits nicht in den Urlaub fahren könnten und deshalb in ihrer Umgebung die Natur genießen wollten. Zum anderen habe Corona zu einem größeren Gesundheitsbewusstsein geführt und Fahrradfahren trägt zur Fitness bei. „Wir haben noch nie so viele Räder verkauft“, sagt Müller zum Geschäftsjahr 2020. E-Bikes haben einen großen Anteil am Umsatz. „Die Kunden fahren mit dem E-Bike fünfmal so viel wie vorher“, sagt der Fahrradhändler, „und jetzt mit Corona steigt das noch mal stark an.“ 2020 waren 50 Prozent aller verkauften Räder bei Müller E-Bikes.

    Kundendienst: Sechs Wochen Vorlauf

    Probleme ergeben sich indessen im Werkstattbereich. „Wir haben teilweise sechs Wochen Vorlauf für Kundendiensttermine“, sagt Thomas Müller. Es sei schwierig, geeignetes Personal im Handwerksbereich zu finden, und für E-Bikes seien besonders geschulte Mechaniker erforderlich. Viele Kunden, die bei Online-Händlern Räder bestellten, sagt Müller, würden nicht an den Verschleiß und die Wartung denken.

    Megesheimer wartet auf 300 bestellte Fahrräder

    Mit Lieferschwierigkeiten hat auch Hans Mayer, Fahrradhändler aus Megesheim, zu kämpfen. Er wartet derzeit auf 300 bestellte Fahrräder, aber jeden Tag würden davon nur ein oder zwei Räder „hereintröpfeln“. Mayer verkauft nur noch Räder, die in Deutschland oder Europa gebaut werden, zum Beispiel von den Marken Kreidler, Raleigh oder Feldmeier. Er lege Wert darauf, dass die Räder und die Ersatzteile schnell lieferbar seien, sagt er. Er habe einmal eine Kundin gehabt, die Anfang März das Rad zur Reparatur brachte, doch die Ersatzteile aus Asien seien wegen Lieferschwierigkeiten erst Ende Juli gekommen. Seitdem habe er beschlossen, nichts mehr aus Asien zu kaufen. „Ich selbst kann da nicht schlafen und den Kunden verärgert man“, sagt Mayer.

    Auch bei ihm sei es so: Wenn seine Kunden jetzt im Frühjahr ein Rad wollten, das er im Herbst 2020 nicht vorbestellt habe, dann bekomme er das nicht mehr her. E-Bikes machen bei ihm einen Anteil von 80 Prozent an allen verkauften Rädern aus, wie er sagt. Die Verkaufszahlen der E-Bikes seien jedes Jahr gestiegen, aber eine größere Nachfrage aufgrund der Pandemie konnte er bislang nicht feststellen.

    Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) teilte kürzlich mit, dass 2020 der Gesamt-Fahrrad-Absatz in Deutschland nach Stückzahl um rund 20 Prozent angestiegen sei. Für 2021 rechnet der Verband mit derselben Steigerung.

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